Totgesagte leben länger

Emerging Markets feiern ihr Comeback, meint man bei BNP Paribas.

Harald Kolerus. 2022 war ein überaus schwieriges Jahr für Schwellenländer, das betraf gleichermaßen Aktien als auch Fixed Income. Dafür war nicht zuletzt China verantwortlich, das mit seiner strikten Null-Toleranz-Politik gegenüber Covid für beträchtliche Disruptionen sorgte. Bekanntlich lösten sogar vereinzelte Corona-Fälle die Quarantäne ganzer Stadtviertel und das Herunterfahren von Betrieben aus. Produktionsverzögerungen und Lieferengpässe waren die Folge, was wiederum die Wachstumsaussichten der Volkswirtschaft schmälerte. Hinzu kamen unübersehbare Probleme am Immobilienmarkt Chinas, die Spitze bildete die Schieflage des Real-Estate-Riesen Evergrande Group, zweitgrößtes Immo-Unternehmen des Landes. All das strahlte negativ auf Gesamt-Asien aus, das wiederum für Anleihen aus Emerging Markets (EM) von federführender Bedeutung ist.

Positiver Ausblick
Aber jetzt zur guten Nachricht: „Die Stimmung hat sich aufgehellt“, so Jean Charles Sambor, Head of Emerging Market Fixed Income bei BNP Paribas Asset Management. Der Experte wusste bei einem Vortrag in Wien zu berichten, dass Schwellenländer im Vorjahr ein „schrecklicher Platz“ für Anleger waren. Mittlerweile sind allerdings einige Game-Changer zu nennen, im Fokus steht wieder einmal das Reich der Mitte: „Die Abkehr Pekings von seiner Null-Covid-Toleranz hat viele Marktbeobachter überrascht, zuvor war oft die Meinung zu hören, die restriktive Corona-Politik würde nie enden. Der Markt hat sich hier absolut geirrt. Ich meine, dass sich im Zuge des Re-Openings das Bild Chinas positiv verändern wird.“ Die Öffnung werde jedenfalls die globale und vor allem die EM-Wirtschaft unterstützen: „Und China wird stärker wachsen als viele angenommen haben.“

China im Portfolio
Sambor selbst war gemäß seines Contrarian-Ansatzes bereits 2022 optimistisch für China gestimmt: „Wenn die Schlagzeilen besonders negativ sind und die anderen Anleger nicht hinsehen, ergeben sich gute Chancen.“ Die sieht er jetzt bei chinesischen Staatsanleihen: „Bei US-Treasuries lag der Anteil ausländischer Anleger im Höchststand bei rund 60 %. Auch z. B. bei deutschen Staatsanleihen sehen wir eine extrem hohe Quote ausländischer Investments. In China liegt der Anteil hingegen nur bei 9 %.“ Das werde nicht so bleiben und spreche für Aufholpotenzial. „China-onshore-Bonds“ (Staatsanleihen) sollten somit in jedes Portfolio gehören: „Denn China ist zu groß, um ignoriert werden zu können.“

Aber natürlich besteht die Assetklasse der EM-Anleihen nicht nur aus dem Reich der Mitte: Alleine BNP verwaltet in den Schwellenländern an die 108 MrdUSD, davon rund 64 MrdUSD im riesigen Segment der EM-Bonds. Sambor: „Dieses breite Universum bietet sehr viele Gelegenheiten zur Diversifikation. Natürlich bildet Asien das Schwergewicht, aber wir gehen bei unseren Investments sehr gezielt vor.“ Nur als Beispiel gefallen dem Experten ausgesuchte Märkte in Lateinamerika, wie etwa Argentinien. Im Vergleich zwischen Investment Grade- und High-Yield-Anleihen gibt er letzteren derzeit den Vorzug.

Sambor abschließend: „Gerade wenn man nicht super-bullish für die Entwicklung der Weltwirtschaft ist, muss man als Anleger in EM dabei sein.“ Das erklärt er durch die Wachstumsdifferenz zwischen den EM und den hochentwickelten Industriestaaten, sprich: Die Konjunktur der Schwellenländer sollte heuer deutlich besser ausfallen als in den USA und Eu-ropa, wo ja Rezessionsängste herumspuken. Ein Fonds, der zum EM-Thema passt, ist etwa der „BNP Paribas Funds Emerging Bond Opportunities“ (ISIN: LU082 3390272), der auch in lokale Währungen investieren kann.

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