Aufbruchsstimmung in der Privatwirtschaft
Die Einkaufsmanager-Indizes zeigen eine Stimmungsaufhellung.
Michael Kordovsky. Die Lieferketten sind mit dem Ende der Pandemiemaßnehmen Chinas wieder intakt. Bereits seit Dezember 2022 haben sich die Seefrachtraten für Trockengüter des Baltic Dry Index auf ein historisch günstiges Niveau bis Mitte Feber gedrittelt, ehe sie sich binnen zwei Wochen wieder verdoppelten, denn die Konjunktur springt an.
Weltweit verbesserten sich das Aktivitätsniveau und die Stimmung privatwirtschaftlicher Unternehmen. Die umfragebasierenden Einkaufsmanager-Indizes signalisieren reihenweise eine Erholung ausgehend vom Kontraktionsbereich. Dieses allgemeine globale Stimmungsbild macht Mut. Doch wie sieht die Privatwirtschaft in den einzelnen Regionen aus?
USA mit noch schwächelnder Industrie
Abgesehen von der Pandemie durchläuft der Produktionsbereich in den USA den hartnäckigsten Abschwung seit 2009. Kunden- und Auslandsnachfrage bleiben schwach und sorgen für weitere Umsatzrückgänge, da Firmen ihre Ausgaben anpassen und Lagerbestände abbauen. Niedrigere Input-Nachfrage führt zu einer zunehmenden Entspannung der Lieferketten. Zwar hat sich die Kontraktion im verarbeitenden Gewerbe verlangsamt, doch der finale „S&P Global US Manufacturing Purchasing Managers Index™“ stieg zwar von Jänner auf Feber von 46,9 auf 47,3 Punkte, lag aber unter der Schnellschätzung von 47,8 Punkte. Zumindest in der Vorabschätzung auf ein Acht-Monats-Hoch in den Expansionsbereich stieg der Aktivitätsindex des US-Service-Sektors.
Auch das ISM (Institute for Suppy Management) berichtet für Feber im verarbeitenden Gewerbe lediglich von einer minimalen Verringerung der Kontraktion. Was allerdings auffällt, ist eine Belebung der Auftragseingänge im Inland.
Die große Gefahr liegt in den USA in höheren Inflationsraten als erwartet und weiteren zu starken Leitzinserhöhungen. Ähnliches gilt auch für Europa, wo es derzeit nach einer Vermeidung einer Rezession aussieht.
Eurozone – erneute Wachstumsimpulse
Eine ungewöhnlich warme Witterung im Feber, deutlich verkürzte Lieferzeiten in der Industrie infolge der Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft und nachlassende Input-Inflation (Gesamtteuerung auf Zweijahrestief) in Kombination mit einem starken Servicesektor, der sich noch immer im Erholungsmodus befindet, trugen im Feber in der Eurozone zum stärksten Wachstum der Privatwirtschaft im Euroraum seit Juni 2022 bei. Der finale „Eurozone Composite PMI®“ stieg auf ein Acht-Monats-Hoch von 52,0 Punkten (nach 50,3 Punkte im Jänner). Das ist bereits der zweite Wachstumsmonat in Folge.
Der gesamte privatwirtschaftliche Auftragseingang verzeichnete erstmals seit Mai 2022 wieder ein Plus, wobei erneuten Einbußen in der Industrie ein Neun-Monats-Hoch der Neuaufträge bei den Servicefirmen gegenüberstehen. Auch die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist haben sich verbessert und ein Jahreshoch erreicht, liegen allerdings noch unter dem Level vor dem Ukrainekrieg.
Restart in China
In China stieg der Einkaufsmanagerindex der Industrie (PMI) von Jänner auf Feber von 50,1 auf 52,6 Punkte. Das ist der höchste Wert seit April 2012. Analysten rechneten nur mit 50,5 Punkten. Der „Caixin China General Manufacturing PMI™“ stieg von 49,2 auf 51,6 Punkte – die erste Verbesserung seit sieben Monaten und der zweithöchste Stand seit Mai 2021. Besondere Stärke zeigt der Dienstleistungssektor, der sich von der Pandemie erholt. Ein entsprechender Indikator dafür stieg auf den höchsten Wert seit knapp zwei Jahren. Der IWF rechnet in diesem Jahr für China mit einem BIP-Wachstum von 5,2 nach 3 % im Jahr 2022.
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