Neue Dimensionen

Die Möglichkeiten der Quanten-Computer.

Harald Kolerus. Noch schneller kalkulieren, noch effizienter Lösungen finden, und zwar bei praktisch unbegrenzter Rechnerleistung – das versprechen sogenannte „Quanten-Computer“ (QC). Wir wollen die sehr komplexen technischen Details hier nicht näher behandeln.

Wesentlich ist, dass es ihre quantenmechanischen Eigenschaften den QC ermöglichen, parallele Rechnungen in Windeseile auszuführen. Selbst sehr fortgeschrittene herkömmliche Rechner schaffen es hingegen bisher nur, einen (Rechen-)Schritt nach dem anderen zu tätigen. Einige Vorteile: Verkehrs- und Logistik-Ströme lassen sich mit der neuen Technologie optimieren und damit erhebliche Ressourcen wie Energie und Zeit einsparen. Weiters können bereits heute QC (obwohl sie in der Tat noch gar nicht ausgereift sind) Stromnetze effizienter gestalten, was in Hinblick auf Smart Grids und die große „grüne Energietransformation“ eine Notwendigkeit ist.

Die Zukunft handeln
Bei Vontobel glaubt man die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und hat ein Open-Ende-Partizipationszertifikat auf den „Solactive Quantum Computing Index“ aufgelegt (ISIN: DE000VP4XD45). Aber ist es vielleicht nicht noch etwas zu früh, um als Investor in den Bereich QC einzusteigen? Denn immerhin steckt man hier noch ein wenig in den Kinderschuhen, so gibt es etwa noch keine automatisierten Fertigungsprozesse, die auf dieser Technologie basieren.

Heiko Geiger, Zertifikate-Spezialist bei Vontobel, erklärt im Gespräch mit dem Börsen-Kurier: „Beim Thema Quanten-Computing investiert man in die Zukunft, man handelt also mit Fantasie. Wenn eine Technologie einmal etabliert ist, ist das größte Wachstum bereits vorbei bzw. eingepreist. So auch bei Quanten-Computing: Die Idee ist es, nicht in der Konsolidierungsphase, sondern während der Periode starken Wachstums dabei zu sein.“

Wobei der Experte hinzufügt, dass es sich beim Quanten-Computing-Zertifikat um ein Produkt für risikofreudigere Anleger handelt: „Im Gegensatz zu großen Indizes wie dem EuroStoxx oder der S&P 500 steigt die Volatilität, wenn man von der Breite in die Spitze geht. Dieses Risikos sollten sich Investoren bewusst sein.“ Allerdings ist das Zertifikat nicht nur auf die Technologie-Branche beschränkt: „In vielen Wirtschaftszweigen ist heute eine enorm hohe Rechnerkapazität notwendig, Unternehmen wollen sich in diesem Gebiet nicht nur auf Zulieferer verlassen und stecken deshalb sehr viel Kapital in Forschung und Entwicklung, auch was Quanten-Computing betrifft.“ Das trifft auf große Namen wie z. B. Toyota, Shell, Roche oder Airbus zu, die sich folgerichtig im Zertifikat finden.

Intelligent investieren
Wem das noch immer zu speziell ist, könnte auch das breitere Thema Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) ins Auge fassen. Hierzu gibt es beispielsweise eine schöne Auswahl an ETFs, etwa den „Xtrackers AI and Big Data“ (IE00BGV5VN51), den „Amundi STOXX Global AI“ (LU186113284), den „WisdomTree AI“ (IE00BDVPNG13), den „iShares Robotics and AI Multisector“ (US46435U5561) oder den „L&G AI“ (IE00BK5BCD43).

„Endlose Liste“
Welche Sektoren und Unternehmen jetzt am stärksten von AI profitieren könnten, ist lauf Chris Gannatti, Globaler Research-Leiter bei WisdomTree, schwer zu sagen. Auf Anfrage des Börsen-Kurier meint er: „Es ist natürlich, an die großen Technologieunternehmen zu denken – Amazon, Apple, Meta, Alphabet, Microsoft, um nur einige zu nennen.

Aber auch Pharmaunternehmen könnten in der Wirkstoffforschung, Versicherungsunternehmen wiederum von besseren Vorhersagen profitieren – die Liste ist endlos.“

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