Grüne Rendite auf der Schiene

Stabile Erträge und ökologische Nachhaltigkeit sind die Pluspunkte der Eisenbahnunternehmen.

Stefan Riedel, München. Die Eisenbahn war einer der großen Gewinner der Coronapandemie. Während der Lkw-Transport wegen krankheitsbedingter Ausfälle häufig nicht reibungslos funktionierte, rollten die Züge mit Hunderten von Containern rund um die Uhr. Dazu verbessert sich die Klimabilanz der Züge kontinuierlich. „Vor allem auf Strecken von 300 bis 600 km, wo sie zeitlich mit einem Kurz- oder Mittelstreckenflug konkurrieren können, sind sie die bessere Alternative“, meint Ivo Weinöhrl, Fondsmanager bei Pictet Asset Management. „Der Eurostar auf der Strecke Paris-London verursacht 90 % weniger Emissionen als der äquivalente Flug.“

Auch für Anleger bietet die Eisenbahn ein weites grünes Feld mit Renditepotenzial. Christian Zimmermann, Fondsmanager bei Amundi, sieht vor allem drei Bereiche auf der Überholspur. Der Fokus Dekarbonisierung, die Verbesserung der Infrastruktur sowie die Digitalisierung und Automatisierung, um Produktivität und Effektivität zu steigern.

Aktien aus USA bevorzugt
Bahngesellschaften zeigen beim operativen Geschäft eine langfristig gute Visibilität. Die von Wachstum, Bewertung und geografischer Reichweite aussichtsreichsten Konzerne sind auf dem nordamerikanischen Kontinent angesiedelt. Dort werden die Bahnbetreiber in Zukunft von der Ausweitung auf einen kombinierten nordamerikanischen Handelsraum profitieren.

Union Pacific (ISIN: US9078181081) steht hier für operative Topmargen von 40 %. Mehr als 35 Milliarden USD hat das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren in die Modernisierung und Instandhaltung seiner rund 52.000 Gleise investiert. Der US-Konzern schaffte 2022 ein Umsatzplus von 14 % auf fast 25 Milliarden USD. 45 % des Konzerngewinns werden an die Aktionäre ausgeschüttet. Mittelfristig sollen den meisten Dieselloks ausrangiert und durch Elektroloks ersetzt werden.

Für Canadian Pacific Railway (CA13645T1003) sollte sich dagegen eine Akquisition bezahlt machen. Mit der Übernahme der Kansas City Southern Railway Company (KCS) erweitert sich das Streckennetz beträchtlich. Es erstreckt sich jetzt entlang der nordamerikanischen Küste bis zu einem Tiefseehafen in Mexiko.

Zughersteller leiden
Schwieriger ist das Geschäft der Zughersteller. Für Weinöhrl gibt es eine Vielzahl von Gründen, hier außen vor zu bleiben: „Bei vermeintlichen Nutznießer wie Siemens, Alstom oder Stadler Rail haben sich steigende Auftragseingänge leider bisher nie in signifikante Profitabilität überführen lassen. Aufgrund der hohen Konkurrenz besteht wenig Preissetzungsmacht und die Ausschreibungsverfahren sind langwierig, weil die Auftraggeber hauptsächlich aus dem öffentlichen Sektor kommen.“

Spannend sind dagegen Zulieferer, die in Marktsegmenten top sind. Gut unterwegs sind hier der in Börsen-Kurier 13/2023 vorgestellte Signaltechnik- und Weichenspezialist Vossloh (DE0007667107) und Knorr-Bremse (DE000KBX1006) aus München. Digitale Wachstumsmärkte adressieren Unternehmen, die Software und Hardware für die Betriebssteuerung, die Ticketzahlungen und Fahrgastinformationen entwickeln. Init Innovation (DE0005759807) und IVU Traffic (DE0007448508) sind hier die deutschen Nischenplayer mit den aus Anlegersicht besten Renditechancen.

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