Inflationsschutz fürs Portfolio

Veranlagungen, die sich als probates Mittel anbieten.

Michael Kordovsky. Derzeit weisen sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen weitgehend noch negative Realrenditen auf. Das Zinsniveau ist noch nicht hoch genug, dass auch inflationsindexierte Anleihen attraktiv wären und bei weiteren Renditeanstiegen herrschen auch dort Durationsrisiken (Zinshebel!). Somit beschränkt sich das Spektrum primär auf Sachwerte.

Bei den Aktien sieht es sehr langfristig betrachtet schon wesentlich besser aus: Laut einer bekannten Analyse der britischen Wirtschaftsprofessoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton brachten es Aktien weltweit von 1900 bis ins Jahr 2020 auf eine Realrendite von 5,2 % p.a. (in Industrieländern 5,4 % und in Schwellenländern 3,9 % p.a.). Dabei konnten US-Aktien zur Inflation sogar um 6,6 % p.a. an Mehrwert generieren. Somit sind Aktien zumindest ein Mittel, um die Inflation langfristig zu schlagen. Hingegen mehr unmittelbaren Inflationsschutz bieten Erdöl- bzw. Erdgas-Aktien, sprich Anteile integrierter Öl- und Gas-Konzerne oder von Explorationsunternehmen und Explorationsausstattern wie Schlumberger und Halliburton.

Aber auch börsennotierte Infrastrukturaktien können einen gewissen Inflationsschutz bieten. Infrastruktur-Betreiber können gestiegene Kosten in der Regel an ihre Kunden weitergeben, wobei es je nach Regulatorik Verzögerungen von mehreren Quartalen geben kann. Attraktiv sind hier Betreiber von Mautstraßen und Stromnetzen. Generell interessant erscheinen die Infrastrukturwerte des GLIO (Global Listed Infrastructure Organisation)-Index, der Firmen aus Bereichen mit hohen Eintrittsbarrieren inklusive natürlicher Monopole enthält und in den vergangenen 20 Jahren bis 2022 eine Performance von 12,1 % p.a. erzielte.

Gold und Farbedelsteine
Jenseits der Wertpapiere zumindest Wertebeständigkeit unabhängig vom Geldsystem bieten Gold und Farbedelsteine. Betrachtet man eine Untersuchung von Rothschild & Co über den Zeitraum 1971 bis 2021, so zeigte sich der Inflationsschutz von Gold ab Inflationsraten von 6 %. In Jahren mit sechs bis 8 und mehr als 8 % US-Inflation liegt die reale Wertentwicklung im Schnitt bei 17,8 bzw. 22,0 %, hingegen. In Jahren mit null bis zwei Prozent bei minus 1,1 %. Allerdings liegen die Jahre mit 6 % Inflation und darüber in der Periode 1973 bis 1982 (USA), und diese war geprägt von einer Aufholjagd nach jahrzehntelangem Fixpreis (Bretton Woods System). In der aktuellen Inflationsphase liegt der Goldpreis seit Anfang 2022 bereits 9,7 % im Plus (per 14.4.).

Bei den Farbedelsteinen lohnt sich eine Fokussierung auf Rubine als in der Natur am seltensten vorkommende. Thomas Schröck quantifiziert deren Performance in den vergangenen 20 Jahren mit 8 % p.a. verglichen mit je 6 bzw. 5 % p.a. bei Blausaphir und Smaragd. Mit einem Mindestinvestment von 3.000 Euro ist man dabei, so der Edelstein-Experte gegenüber dem Börsen-Kurier.

Immobilienpreise leiden unter Zinsanstiegen
Zwar sind bei Immobilien die Mieterträge an den Verbraucherpreisindex gebunden, doch ansonsten konkurrieren Immobilien mit Anleihen als defensive Anlage. Mit Renditeanstiegen am Bondmarkt wurden zuletzt wieder die Anleihen vergleichsweise attraktiver, zumal die Mietrenditen nach einem langjährigen Höhenflug in Österreich nur noch zwischen 1 und 4 % liegen. Laut Wohnimmobilienpreisindex für ganz Österreich (veröffentlicht von der OeNB) lag der Anstieg von 2000 bis 2022 bei 4,7 % p.a. (also über der Inflationsrate). Das klingt zwar auf ersten Blick gut, doch Vorsicht: Untersuchungen der EZB zeigen, dass Hypothekarkreditzinsanstiege binnen zwei Jahren an den Häusermärkten im Euroraum ihre volle Wirkung zeigen, und zwar umso stärker je niedriger das Ausgangsniveau ist. Mittlerweile sind die Preise bereits wieder beim Abbröckeln. In 15 EU-Mitgliedstaaten sanken die Hauspreise vom dritten auf das vierte Quartal 2022. Am höchsten war dabei das Minus in Dänemark (-6,5 %), Deutschland (-5,0 %) und Zypern (-4,0 %).

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