Qualität gegen Inflation
Französische Fondsgesellschaft Comgest setzt auf „Pricing-Power“.
Harald Kolerus. „Die vergangenen Jahre waren herausfordernd und schwierig, auch für unsere Strategie“, sagte Laure Négiar, Portfoliomanagerin bei Comgest, frei von der Leber weg in einem Live-Webinar. Langfristig sei die Performance, die sich mit „Quality Growth“ einfahren lasse, aber stark. Darunter ist der Fokus auf Aktien mit langfristigem bzw. nachhaltigem Wachstum zu verstehen. Diese werden bei der französischen Gesellschaft Comgest anhand eines selektiven Stock-Picking-Prozesses und Fundamentalanalyse gefunden. Investiert wird ausschließlich „long only“ in Aktien.
Schlüsselmoment
Négiar erklärte einige der Vorteile von Quality Growth im aktuellen Umfeld: „Die Inflation ist ein großes Thema an den Märkten, wobei Qualitätsunternehmen in der Regel bei den Umsätzen von der Teuerung profitieren können.“ Das funktioniert dann gut, ohne dass die Margen leiden müssen, wenn Unternehmen über Preissetzungsmacht verfügen. Das heißt, sie haben eine derart starke Marktstellung, dass sie die Preise für ihre Produkte erhöhen und somit die Inflation an ihre Kunden weitergeben können.
Ein Beispiel wäre die Office Suite von Microsoft (ISIN: US5949181045), die auch – sinngemäß – wie warme Semmeln gekauft wird, wenn sie teurer wird. „Pricing-Power ist einer der Schlüsselmomente im derzeitigen Umfeld“, so die Expertin.
Marathon und „frisches Blut“
Als Unternehmen mit besonders starker Preissetzungsmacht sieht man bei Comgest neben Microsoft auch Linde (IE000S9YS762) und ASML (USN070592100). Mit Blick auf das erste Quartal 2023 sagte Comgest-Portfoliomanager Zak Smerczak: „Die Unternehmen innerhalb unserer Global-Equity-Strategie haben sich heuer als sehr resilient erwiesen, wir sehen unsere Philosophie bestätigt.“ Négiar fügte hinzu: „Wir befinden uns direkt in der Berichterstattungsperiode, wir sehen eine gute Entwicklung bei den AGs, in die wir investiert sind. Zum Teil liegen die Ergebnisse über den Erwartungen.“ Gehen wir noch etwas tiefer in die globale Quality-Growth-Strategie: Hier ergänzen sich „Marathonläufer“, an denen schon lange Beteiligungen gehalten werden, mit „Newcomern“. Zu den Langstreckenläufern zählen wiederum Microsoft, L‘Oréal, Eli Lilly, Keyence und Visa. Für „neues Blut“, also Zukäufen in den letzten zwei Jahren, sorgten Lonza, Alcon, Analog Devices, Recruit und Adyen.
Grüne Kraft
Das ist aber noch nicht alles; einen genaueren Blick warf Négiar auf Linde: „Das Unternehmen spielt in der Dekarbonisierung eine wichtige Rolle, es ist ein sogenannter ‚Enabler‘.“ Linde ermöglicht bzw. unterstützt somit die grüne Energiewende, und zwar mit seiner führenden Rolle im Bereich der Industriegase. Diese sind wiederum eng mit der Zukunftshoffnung „blauer“ sowie „grüner“ Wasserstoff verbunden. Außerdem ist Linde stark positioniert bei der Absonderung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture, ebenfalls ein vielversprechender Trend).
Ein weiteres interessantes Unternehmen ist Daikin (JP3481800005), das die Comgest-Experten als „führend bei grünen Klimaanlagen“ bezeichnen. Smerczak führte weiter aus: „Es mag vielleicht auf den ersten Blick verwundern, einen Klimaanlagen-Hersteller als nachhaltig zu bezeichnen, aller-dings weisen die Geräte von Daikin eine deutlich bessere Klimabilanz auf als die der Mitbewerber. Daikin steht bisher noch nicht so sehr im Mittelpunkt der Analysten, die Marktanteile hingegen wachsen gut.“ Quality Growth eben, erfreulicherweise mit dem Megatrend Nachhaltigkeit verbunden.
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