Unter dem Radar

Wenig bekannten Unternehmen auf der Spur.

Harald Kolerus. Wer kennt sie nicht, die Börsenschwergewichte dieser Welt, ob sie nun z.B. Amazon, Microsoft, Alphabet, Apple oder Meta heißen? All diese klingenden Naben haben eines gemeinsam: Eben, dass sie praktisch jedem ein Begriff sind. Das führt dazu, dass solche Blue Chips im Mittelpunkt des Investoren- und Analysteninteresses stehen. Auch wenn die Performance stimmen mag, um „unentdeckte Perlen“ handelt es sich dabei also wahrlich nicht.

Klein aber oho
Solche Kandidaten kann man hingegen in der „zweiten oder dritten“ Reihe finden, am Rande oder sogar weit abseits der großen Indizes. Auf dieses Feld konzentriert sich die in Hannover ansässige Paladin Asset Management, die Fondsboutique hat sich auf Micro-, Small- und Mid Caps spezialisiert. Zwei Produkte stehen zur Auswahl: Der Paladin One (ihn gibt es seit zehn Jahren, ISIN: DE000A1W1PH8) und der im Herbst letzten Jahres gestartete Paladin Origins (DE000A3DQ772). Die Fonds eignen sich laut Anbieter für Investoren, die auf eine defensive Aktienstrategie setzen wollen. Der Börsen-Kurier traf Marcel Maschmeyer, Sprecher des Vorstands und Fondsmanager, und Michael Schnabl, Leiter Vertrieb des Unternehmens, zum Interview in Wien. Am Anfang stand die Frage, von welcher Größenordnung bei den kleineren AGs übe-haupt die Rede ist? Dazu Maschmeyer: „Im Paladin One finden sich Titel mit einer durchschnittlichen Marktkapitalisierung von rund 500 Mio. Euro, einzelne Unternehmen können aber darunter liegen oder mehrere Milliarden schwer sein. Im Origins liegt die Market Cap im Schnitt ein Drittel unter der des Paladin One. Es gibt also keine starre Grenze.“

Akribische Suche
Und welche Vorteile bieten kleinere AGs nun gegenüber Blue-Chips? Maschmeyer: „In Europa findet man ungefähr 7.000 börsennotierte Unternehmen, ca. 80 % davon liegen unter einer Marktkapitalisierung von 1 Mrd. Euro. Allgemein ist das Research bei Micro-, Small- und Midcaps sehr stark ausgetrocknet, wir sind aber hingegen mit akribischer Analyse auf der Suche nach spannenden Titeln. Das gibt uns die Chance, Hidden Champions und Spezialsituationen auszumachen.“ Attraktive Unternehmen finden die Experten vor allem in der DACH-Region, aber auch in den nordischen Staaten und in den Benelux-Ländern.

Schnabl führte weiter aus: „Wir setzen auf ein Konzept der ‚richtigen Diversifikation‘. Also auf Unternehmen und Geschäftsmodelle, die nicht zueinander korrelieren. Das heißt: Es ist für uns nicht genug, einfach breit zu streuen.“ Zum besseren Verständnis lohnt sich ein Blick auf zwei Titel: Die Medios AG und Ion Beam sind beide im medizinischen Bereich beheimatet, verfolgen aber völlig unterschiedliche Konzepte. Medios ist im komplexen Bereich der individuellen Arzneimittelversorgung in Deutschland tätig; Ion Beam wiederum baut riesige Bestrahlungsräume für die Krebstherapie und ist weltweit tätig, so etwa auch in China. Zwei Geschäftszweige, die also nicht miteinander verbunden sind.

Nachtanken in Österreich
Wobei es heimische Anleger interessieren wird, dass aktuell eine „rot-weiß-rote“ AG im Paladin Origins vertreten ist, nämlich Wolftank-Adisa. Ein Name, der auch den meisten österreichischen Investoren wohl kein stehender Begriff ist. Dabei handelt es sich ein weltweit agierendes Technologieunternehmen für Energie- und Umweltlösungen, das in den spannenden Bereichen Flüssiggas- und Wasserstofftankstellen einen schönen Umsatzanteil generiert. Ein gutes Beispiel für einen Titel der erfolgreich, aber von den meisten Investoren noch unentdeckt, unter dem Radar fliegt.

Foto: Wolftank Adisa