„Familien“-AGs unter der Lupe

Private Kernaktionäre im Vorstand oder Aufsichtsrat nicht immer ein Rendite-Turbo.

Michael Kordovsky. Obwohl Familienunternehmen oder eigentümergeführte Unternehmen laut diversen Studien gegenüber anderen Unternehmen outperformen, sollte insbesondere an der Wiener Börse ein kritischer Blick auf Firmen geworfen werden, in denen mindestens 25 % der Stimmen von der Gründerfamilie gehalten werden und/oder ein Mitglied der Gründerfirma im Vorstand oder Aufsichtsrat vertreten ist.

Kein Performance-Garant
Dass Führung durch die Eigentümerfamilien nicht immer ein Erfolgsgarant ist, zeigte sich zuletzt bei Kapsch TrafficCom, deren Aktienkurs auf Zehn-Jahres-Sicht knapp 70 % im Minus liegt. Die Aufkündigung des bestehenden Mautvertrags durch die Bundesrepublik Deutschland (2019), Lieferkettenschwierigkeiten durch Corona und der Ukrainekrieg führten zu einer längeren Durststrecke.

Polytec wiederum litt 2022 unter hohen Preisen für Material und Energie. Der Aktienkurs gab auf Zehn-Jahres-Sicht rund 22 % nach.

Starke zyklische Schwankungen und nur rund 12 % Kursgewinn in den vergangenen zehn Jahren (per 8.6.2023 um 15 Uhr) weist Palfinger als weltweit führender Produzent und Anbieter innovativer Kran- und Hebelösungen aus. Das Unternehmen litt 2022 unter den großflächigen Lockdowns in China und somit weltweit massiven Verzögerungen und Ausfällen bei der Auslieferung chinesischer Komponenten und war auch von einer Knapp-heit an Lkw-Chassis und Elektronikkomponenten betroffen. Für 2023 peilt Palfinger hingegen auf Basis des hohen Auftragsstands wieder einen signifikanten Umsatz- und Ebit-Rekord an.

Zuletzt erfolgreich
Der Klassiker für erfolgreiche eigentümergeführte Unternehmen ist die Pierer Mobility AG, die auf drei Jahre rund 75 % im Plus liegt und im Geschäftsjahr 2022 den Umsatz zum 12. Mal in Folge steigern konnte – und zwar um 19,4 % auf 2.437,2 Mio. Euro, während das

Ergebnis nach Minderheiten von 82,5 auf 169,9 Mio. Euro anstieg. Die Rentabilität des eingesetzten Kapitals hat sich von 2018 bis 2022 von 16,6 auf 19,2 % verbessert und infolge des Zweirad-Booms wuchsen der Konzernumsatz und der Gewinn/Aktie um jeweils 11,8 bzw. 13,9 % p.a.

Andritz zählt zu den weltweit führenden Anbietern von elektromechanischen Ausrüstungen für Wasserkraftwerke und ist auch in Segmenten der Zellstoff- und Papierindustrie, der Metallverarbeitung sowie in der Fest-Flüssig-Trennung unter den Technologie- und Marktführern. Direkt und indirekt rund 31,5 % der Aktien hält der aktuell stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Leitner, der von 1994 bis 2022 CEO des Unternehmens war. Das Unternehmen konnte von 2018 bis 2022 bei 5,7 % p.a. Umsatzwachstum das Konzernergebnis von 222 auf 409,6 Mio. Euro bzw. um 16,5 % p.a. steigern und Analysten rechnen bis 2025 mit kontinuierlichen Gewinnzuwächsen, weshalb bei einem Kurs von 53,50 Euro ein für 2024 geschätztes KGV von 10,2 günstig erscheint.

In den vergangenen drei Jahren knapp 63 % im Plus liegt Frequentis, die Kommunikations- und Informationslösungen für sicherheitskritische Bereiche, wie Flugsicherung, Polizei, Rettung, Feuerwehr, Eisenbahnen, öffentlichem Nahverkehr und Schiffsverkehr anbietet. Rund 68 % der Aktien hält Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Bardach direkt und indirekt. Von 2018 bis 2022 wuchs das Ergebnis/Aktie um 10,7 % p.a. und in den kommenden Jahren sollte sich dieser Trend weiter fortsetzen.

Foto: KTM / Francesc Montero