Bargeldland Österreich auf den Barrikaden

EU-Kommission und EZB sprechen sich für „digitalen Euro“ aus.

Rudolf Preyer. In Europa und anderen Teilen der Welt werde „immer seltener bar bezahlt“, schrieben Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis und EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta Mitte vergangener Woche in Gastbeiträgen in mehreren europäischen Zeitungen. Ergo: „Auf dem Weg zu einer wahrhaft digitalen Wirtschaft ist die Anpassung des Bargelds an das digitale Zeitalter der nächste logische Schritt.“ Die EU-Kommission und die EZB propagieren jetzt also einen „digitalen Euro“, der schon in wenigen Jahren eine Zahlungsmöglichkeit neben Bargeld sein soll.

Konkret: Sollten die EU-Staaten und das Europaparlament den Plänen zustimmen – Änderungen zur aktuellen Vorlage sind jedenfalls zu erwarten -, könnte die digitale Gemeinschaftswährung im Euro-Raum voraussichtlich ab 2027 verfügbar sein – 25 Jahre nach Einführung des Euro-Bargelds.

„Vereinfachung für den Konsumenten“
Der digitale Euro soll dort zum Einsatz kommen, wo Bargeld nicht verwendet werden kann und andere Zahlungsmittel zu kompliziert bzw. zu teuer sind, hebt Petia Niederländer, Direktorin der Österreichischen Nationalbank (OeNB), hervor. Der digitale Euro könne auf einem elektronischen Wallet, etwa einem Smartphone, oder auf einer Karte gespeichert sein. Laut Martin Summer, Leiter des Referats Forschung der OeNB, werde die Nutzung des digitalen Geldes für Konsumenten kostenlos sein. Oberstes Ziel: Einkäufe sollen einfacher abgewickelt werden können. Damit habe man ein Konkurrenzprodukt zu Kreditkarten und Zahlungssystemen wie Paypal und Klarna – allerdings soll das digitale Geld „noch sicherer“ (und eben: günstiger) sein. Das System werde nur im Euroraum funktionieren und es werde für die Konsumenten eine Obergrenze für das Geld geben, das in der Wallet gespeichert werden kann, so die OeNB.

Wichtig sei, dass der digitale Euro sowohl online als auch offline genutzt werden könne. Zahlungen sollen somit auch von Gerät zu Gerät, ohne Internetverbindung, möglich sein.

Bei Offlinezahlungen würden Nutzer weniger persönliche Daten preisgeben als sie es heute etwa bei Kartenzahlungen tun. „Niemand wäre in der Lage, zu sehen, wofür die Menschen bezahlen, wenn sie den digitalen Euro offline verwenden“, so wiederum die Kommission.

Hitzige Debatte
Die Bargeldzahlung in Frage zu stellen, kommt hierzulande praktisch einem Sakrileg gleich. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) versicherte daher umgehend: „Das Bargeld muss bleiben und wird auch bleiben.“ Ob Cash verfassungsmäßig geschützt werden solle – wie vielerorts gefordert? „Das sollen sich Verfassungsexperten anschauen“, so Brunner. Das Volksbegehren „Für uneingeschränkte Bargeldzahlung“ haben zuletzt mehr als 530.000 Österreicher unterschrieben.

WKO-Obmann Bank und Versicherung Willi Cernko zeigte sich „grundsätzlich aufgeschlossen“, für ihn seien aber „noch viele Fragen offen“. Die Sicherheit sowie der Schutz der Privatsphäre seien die zentralen Anforderungen an das Projekt. Der EZB-Rat wird im Oktober beschließen, ob das Projekt überhaupt umgesetzt wird.

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