Gewagte Suche nach höheren Anleihe-Renditen

Risikominderung durch die Wahl eines offensiven Investmentfonds.

Roman Steinbauer. Der stärkste Einbruch der Notizen im Universum der Anleihen dürfte hinter uns liegen. Dies signalisiert derzeit die Kurs-Graphik des maßgeblichen Euro-Bund-Future. Dieser Terminkontrakt, der sich auf eine fiktive, langfristige Anleihe der Bundesrepublik Deutschland mit einem Zinskupon von 6 % und einer Laufzeit von zehn Jahren bezieht, erfuhr binnen 18 Monaten eine Wert-Minderung, wie sie im neuen Jahrtausend noch nicht beobachtet wurde.

Durch die jüngste Serie an Zinsanhebungen der EZB büßte dieser (für den Rentenmarkt Europas relevante Parameter) während dieses Zeitraums (von 172 Punkten ausgehend) 22 % auf 133 Punkte ein. Seit März ließ der Abgabedruck weitgehend nach, da die Bondmärkte die angekündigte Liquiditätsstraffung vorwegnahmen. Un-terdessen erwarten Marktanalysten im Euro-Raum noch einige Zinsschritte, die aber absehbar ein geringeres Abwärtspotenzial in sich bergen.

Gefragte Resistenz
Staatsanleihen hoher Bonität wie jene Deutschlands mit einer Laufzeit von zehn Jahren werfen derzeit geradewegs 2,39 % p.a. an Rendite ab. Jene der Republik Österreich oder Frankreichs 2,97 %, die Vereinigten Staaten liefern 3,84 %, Italien 4,10 % ab – angesichts einer Inflation von aktuell 8 % bei uns ist das eine unbefriedigende Situation für Anleger. Dazu ist unter Marktbeobachtern fraglich, ob ein idealer Einstiegszeitpunkt für Investoren bereits gekommen ist. Wenn die Teuerungsraten auch derzeit zurückgehen, ist nicht absehbar, ob nicht noch eine zweite inflationäre Welle folgt – somit die Spitze des Aktionismus führender Notenbanken erreicht ist.

Abgesehen von Schuldscheinen von Staaten mit geringer Bonität bietet sich Anlegern des Weiteren die Möglichkeit, im Segment der Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) zuzugreifen. Erkannte Wertpapiere mit verlockend hohen Renditen fallen aber oft in die Kategorie „Ramschanleihen“ oder „Junk Bonds“ – die Bezeichnung für Papiere jener Unternehmen, die sich in ernsten Liquiditätsschwierigkeiten befinden. Abseits davon lauern auch bei Zinsrenditen, die sich im hohen einstelligen Bereich bewegen, zumeist im Hintergrund (noch nicht offen liegende) Rest-Risiken.

Streuung durch Fonds
Nach Angaben der Federal Reserve Economic Data (FRED) verringerte sich die Spanne der Renditen (Credit Spreads) zwischen US-Unternehmensanleihen mit einer Mindestbonität von Baa (Moody‘s) zu 10-jährigern US-Staatsanleihen zuletzt auf 192 Punkte.

Dennoch ist damit mit Corporate Bonds mit einem höheren Rückfluss von nahezu 2 % pro Jahr über einen längeren Zeitraum ein beträchtlicher Mehrwert zu erzielen. Mit entsprechenden Fonds ist eine Partizipation daran möglich und zugleich eine Streuung des Risikos gegeben.

Als Beispiel sei der ausschüttende „Uninstitutional German Corporate Bonds Fonds“ (ISIN: LU0847345435) der Union Investment Luxembourg genannt. 75 % des Kapitals sind aktuell in deutsche, knapp 24 % in Unternehmen weiterer europäischer Staaten investiert. Als konservative Variante bietet als Emittent BlackRock den „iShares iBoxx $ Investment Grade Corporate Bond-ETF“ (US4642872422) an, der wiederum US-Unternehmensanleihen auf Investment-Grade-Niveau berücksichtigt. Der Investmentfonds ist derzeit in Papiere von 2.632 Gesellschaften investiert. Als offensive Stufe, auf Junk Bonds abzielend, offeriert BlachRock darüber hinaus den „iShares iBoxx $ High Yield Corporate Bond ETF“ (US 4642885135), der weltweit 85 % der Liquidität eingesetzt hat und derzeit einen Cash-Bestand von 15 % aufweist.

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