Die grüne US-Revolution

Mit dem US-Inflation Reduction Act wird seit einem Jahr der Klimawandel intensiv bekämpft.

Raja Korinek. Die US-Inflation ist seit dem Höhenflug im Vorjahr wieder ein gutes Stück gesunken, wenn gleich die Teuerung im Juli leicht zulegte. So erreichte die Inflation 3,2 % im Jahresvergleich. Freilich, um der Entwicklung jenseits des Atlantiks zu kontern, wurde vor gut einem Jahr, am 16. August, der US Inflation Reduction Act (IRA) unterzeichnet, wobei ein Teil der Gelder in den Kampf gegen den Klimawandel fließen. Das Gesetz stellt dafür gut 369 Milliarden USD (rund 340 Mrd. Euro) zur Verfügung. Mit dem Vorhaben soll die Wirtschaft langfristig neue Impulse erhalten, die zunehmend leistbarer werden, je ausgereifter die Technologien sind.

Maurice Hewins, Multi-Asset Strategist bei Schroders, zieht ein Zwölf-Monats-Fazit und verweist etwa auf die boomende Elektromobilität in den USA. „Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen stiegen im ersten Quartal 2023 um 54 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.“

Batterien „Made in USA“
Immerhin winkt eine Steuergutschrift von 7.500 USD (6.895 Euro) für die Anschaffung neuer Elektrofahrzeuge, wenn die Endmontage in den USA und eine Verwendung von US-Batterierohstoffen erfolgt. Verständlich, dass auch die Batterieproduktion anzieht. Hewins sagt: „Seit Verabschiedung des IRA haben die US-Batterieproduktionskapazitäten höhere Wachstumsraten als in Europa und China verzeichnet. Die Anreize durch den IRA waren so stark, dass Unternehmen ihre Investitionen von Europa in die USA verlagert haben.“

Beispiele gibt es reichlich. Erst im Juli verkündeten der Autobauer Stellantis (ISIN: NL00150001Q9), mit Sitz in den Niederlanden, und die südkoreanische Samsung SDI (US7960542030) ihre Absichtserklärung zur Errichtung einer zweiten Batteriefabrik in den USA. Das erste Werk wird im US-Bundesstaat Indiana errichtet und soll Anfang 2025 in Betrieb gehen.

Solarmodule boomen
Damit ist aber nicht Schluss. Der Schroders-Experte verweist auf weitere Entwicklungen. „In der Solarbranche haben Konzerne mit Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten einen großen Nachfrageanstieg erlebt, da der IRA einen inländischen Produktionsanteil vorschreibt.“ Hewins verweist auf First Solar (US3364331070) als Beispiel. Das US-Unternehmen stellt Solarmodule her.

„Mit dem Einsatz eines First-Solar-Moduls in einem Solarpark für Versorgungsunternehmen erhält der Entwickler sofortigen Zugang zu Steuervergünstigungen. Dies hat sich als starker Nachfragetreiber erwiesen, so dass First Solar bis 2026 vollständig ausgelastet ist und Verträge für 2026 bis 2030 abschließt.“

Anleger können etwa mit den „First Trust Nasdaq Clean Edge Green Energy UCITS ETF“ (IE00BDBRT036) auf die weitere Entwicklung bei erneuerbaren Energien setzen. Der ETF investiert knapp 90 % des Vermögens in US-Titel aus dem Bereich, so etwa in Tesla (US88160R1014), ON Semiconductor (US6821891057) und Enphase Energy (US29355A1079). Der Rest des ETFs teilt sich global auf.

Auch Europa mischt mit
Chancen diesseits des Atlantiks nutzt der „HAN-ETF European Green Deal UCITS ETF“ (IE0007WMHDE3). Mit dem Green Deal, der 2019 von der europäischen Kommission ins Leben gerufen wurde, sind Investitionen im Wert von mehr als einer Billion Euro geplant, damit die Region bis 2050 klimaneutral wird. Investiert wird unter anderem in den irischen Dämmstoffhersteller Kingspan (IE0004927939), den deutschen Windturbinenhersteller Nordex (DE000A0D6554) und Soitec (FR0013227113). Der französische Industriekonzern beliefert die Halbleiterindustrie.

Bei beiden Produkten sind jedoch auch größere Verluste möglich.

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