Die nachhaltige Wende steht erst am Beginn

Meldungen zu Ukraine-Krieg und Inflation dominieren zwar, die Entwicklung geht aber unaufhaltsam weiter.

Raja Korinek. An negativen Schlagzeilen mangelt es derzeit nicht. So dominieren vor allem die Meldungen zum Ukraine-Krieg sowie den Entwicklungen zur Inflation. „Man könnte beinahe glauben, dass die Nachhaltigkeit ein wenig ins Hintertreffen geraten wäre“, konstatiert Gerold Permoser (Foto), Chief Investment Officer bei der Erste Asset Management (EAM), gegenüber dem Börsen-Kurier. Dabei ortet Permoser gute Gründe, weshalb die nachhaltige Wende erst am Beginn eines langfristigen Trends steht.

Er verweist in diesem Zusammenhang auf fünf zentrale Themen, so etwa auf die Veränderung der politischen Ökonomie: Es stünde vieles der bisherigen Wirtschaftsordnung inzwischen am Prüfstand. Die nachhaltige Wende werde weltweit immer stärker gefördert, ein Umstand, der auch zu einer neuen Wirtschaftsordnung führt. In den Vereinigten Staaten wurde etwa vor einem Jahr der „Inflation Reduction Act“ verabschiedet, der vor allem die grüne Wende vorantreiben soll – auch wenn die Wende nicht in allen Bundesstaaten von den jeweiligen Politikern akzeptiert werde: „In den USA ist ein regelrechter Kulturkampf rund um die Nachhaltigkeit entbrannt.“

Die grüne Wende kostet
In der EU wurde der „Green Deal“ verabschiedet. Dabei möchte die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Freilich, die Wende benötigt dabei weltweit jede Menge Geld. Der EAM-Experte verweist auf Berechnungen des Internationalen Währungsfonds, denen zufolge die Transformation rund 0,25 % an globalem Wirtschaftswachstum kosten wird. „Doch nichts zu tun, wird noch teurer.“

Ein weiteres Thema ist Permoser zufolge die Globalisierung. So gelte es etwa auf Fairness bei den Lieferketten zu achten. Schließlich sind auch soziale Aspekte wichtige Teile der Nachhaltigkeitswelt. In der EU steht man kurz vor Verabschiedung des EU-Lieferkettengesetzes, das unter anderem große Unternehmen in der Region zur Einhaltung von Menschenrechten entlang der Lieferketten verpflichten wird.

Der soziale Aspekt steht aber auch beim Wandel am Arbeitsmarkt im Fokus. „Allein in den USA etwa sind viele Menschen nach dem Ende der Pandemie nicht mehr in die Arbeitswelt zurückgekehrt“, blickt Permoser zurück. Ein Teil der Menschen, denen es möglich war, ist stattdessen in die Pension gegangen. Der Umstand führte vor allem im Dienstleistungssektor zu einem Engpass bei Arbeitskräften, eine Entwicklung, die auch die US-Notenbank beobachtet. Schließlich heizt die niedrige Arbeitslosenrate die Löhne – und damit die Kerninflation – an.

Soziales Arbeitsumfeld ist gefragt
Aufgrund des Arbeitskräftemangels habe zugleich ein Wettlauf um Arbeitskräfte begonnen sowie ein Umdenken seitens vieler Arbeitgeber. So würden beispielsweise öfters Kinderbetreuungsplätze angeboten oder Homeoffice ermöglicht werden.

Doch damit ist nicht Schluss. Permoser verweist auf den Klimawandel und damit verbunden die technologische Revolution als weitere Nachhaltigkeitsaspekte. „Aktuelle Naturkatastrophen zeigen, dass der Klimawandel weltweit mitten in der Gesellschaft angekommen ist und unser tägliches Zusammenleben stark beeinflusst.“ Die Innovationen, um Lösungen zu finden, seien vielfältig, wie etwa die jüngste Generation an Batterien. So dürfte künftig die Natrium-Ionen-Batterie die Lithium-Ionen-Batterie ablösen. Letztere seien teurer und hätten eine längere Ladezeit.

Vieles spreche somit für eine langfristig andauernde Nachhaltigkeitswende. Zahleiche der entsprechenden Unternehmen an der Börse sind teils jedoch noch sehr jung, deren Aktienkurse können somit stärker schwanken.

Foto: www.erste-am.hr / Martin Hörmandinger