Schutz der Arten im Aufwind

Der Erhalt der Biodiversität rückt zunehmend in den Fokus – auch bei Anlegern.

Raja Korinek. Am 2. August war es wieder so weit: Da wurde der „Earth Overshoot Day“ für das Jahr 2023 erreicht. „An diesem Tag hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die das Ökosystem Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann“, erklärt DWS-Fondsmanager Paul Buchwitz gegenüber dem Börsen-Kurier.

„Dass die Menschheit derart viele ökologische Ressourcen verbraucht, als würde sie auf 1,75 Erden leben, ist dem steigenden globalen Verbrauch an natürlichen Ressourcen geschuldet, der sich seit 1970 mehr als verdreifacht hat“, sagt Buchwitz und verweist auf die Berechnungen der gemeinnützigen Organisation „Global Footprint Network“ aus den USA.

Die Organisation hebt auch die negativen Folgen für die Biodiversität hervor: So stirbt die Artenvielfalt allmählich aus. Denn ganze Waldflächen verschwinden aufgrund von Rodungen, die zunehmende Umweltverschmutzung setzt vielen Pflanzenarten zu. Und der Lebensraum für Tiere schrumpft.

Biodiversität: Ein Trend steht am Beginn
Verständlich, dass angesichts all solcher Entwicklungen die Biodiversität allmählich in den Fokus der nachhaltigen Investmentwelt in den Fokus rückt, wenngleich das Thema erst am Beginn eines langfristigen Trends stehen dürfte. „Das Thema Biodiversität rangiert bei vielen Anlegern noch weit unten auf deren Agenda. Das könnte sich jedoch bald ändern“, betont Joseph Sun, Senior Research Analyst bei AllianceBernstein. Schließlich ist der Erhalt aus ökologischer Sicht von immenser Bedeutung. Der Fokus auf die Artenvielfalt bietet Sun zufolge aber auch ein enormes wirtschaftliches Potenzial.

Der AllianceBernstein-Experte meint deshalb auch, dass für Anleger nun der richtige Zeitpunkt sei, sich mit Anlagechancen rund um das Thema Biodiversität zu befassen. „Die Finanzierungslücke und das Marktpotenzial sind beträchtlich.“ Schätzungen des Paulson Institutes zufolge braucht es jährlich zusätzlich mehr als 800 Mrd. USD (umgerechnet 726,38 Mrd. Euro), um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. „Bis 2030 könnten sich diese Summen auf rund 8 Bio. USD (7,26 Bio. Euro) belaufen“, so Sun.

Ein wichtiger Impuls dürfte seitens der Politik kommen, zeigt Walter Hatak, Head of Responsible Investments Erste Asset Management, auf: So werden neue gesetzliche Rahmenwerke wie das EU-Renaturierungsgesetz, die EU-Taxonomie oder die CSRD-Offenlegungspflicht, bei der es um die Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten geht, dazu beitragen, Investitionen in Produkte und Dienstleistungen zu unterstützen, die weniger Risiken für die Natur beinhalten.

Junge Anlageklasse
Auch Anleger können ihr Vermögen beisteuern, etwa mit einem Investment in entsprechende Fonds, die jedoch noch sehr neu sind. Der „HSBC World ESG Biodiversity Screened Equity UCITS ETF“ (ISIN: IE0002UTLE51) bildet etwa den „Euronext ESG Biodiversity Screened World Index“ ab. Regional sind die USA mit knapp 70 % am höchsten gewichtet, gefolgt von Japan und Großbritannien. Der Technologiesektor spielt dabei die gewichtigste Rolle, wie aber auch der Industriesektor und der zyklische Konsum. Größte Einzelpositionen sind Nvidia (US67066G1040), United Health (US91324P1021) und Visa (US92826C8394).

Im „UBAM – Biodiversity Restoration Fonds“ (LU2351037960) sind die USA ebenfalls am höchsten gewichtet, gefolgt von Frankreich und Kanada. Zudem entfällt rund die Hälfte des Vermögens auf Industriewerte, gefolgt vom Rohstoffsektor sowie dem Basiskonsum. Größte Einzeltitelgewichtungen sind Clean Harbors (US1844961078), Stantec (CA85472N1096) und Tetra Tech (US88162G1031).

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