Warren Buffett setzt unbeirrt auf den Häusermarkt

Trotz hoher Zinssätze investiert Berkshire Hathaway in den Eigenheim-Sektor der Vereinigten Staaten.

Roman Steinbauer. Den vielgepriesenen Investor aus Omaha, Warren Buffett, zu zitieren und dessen Engagements zu publizieren, wird oft überstrapaziert. Ein aktuell besonders antizyklischer Ansatz des unterdessen 92-jährigen, prominenten Fundamental-Investors und selbsternannten Philanthropen ist zurzeit dennoch augenfällig. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters von 14. August sei den jüngsten, regulatorischen US-Offenlegungspflichten per 30. Juni zu entnehmen: Der US-Star-Börsianer investierte über seine 1955 gegründete Holding-Gesellschaft, Berkshire Hathaway Inc. (ISIN der B-Aktie: US0846707026), zu deren Konglomerat mehr als 80 Unternehmen eingebunden sind, zuletzt massiv in die größten Wohnbau-Gesellschaften der USA. Zum einen handelt es sich bei Berkshires Zielen um die Lennar Corp. (US5260571048) aus Miami, die D.R. Horton Inc. (US23331A1097) aus Arlington sowie um die NVR Inc. (US62944T1051) aus Virginia. Nach Mitteilung Berkshires befanden sich mit Ende des zweiten Quartals 5,97 Millionen Aktien von D. R. Horton, 153.000 Anteile der Lennar und mehr als 11.100 Wertpapiere der NVR in eigenem Bestand. Allerdings sei daraus nicht ersichtlich, ob die Papiere von den Portfolio-Managern Todd Combs und Ted Weschler erworben wurden oder von Buffett persönlich.

Lukrativ in alle Prozesse eingebunden
Lennars Aktivitäten umfassen den Kauf von Wohnbauland sowie die Entwicklung, Konstruktion und Verkauf errichteter Einfamilienwohnungen und Häuser. Das Unternehmen ist in alle Planungsphasen, die Finanzierung und den Vertrieb der Liegenschaften eingebunden. Die Leistungen werden mit einem Hypotheken-Service und Versicherungen ergänzt. Über die Tochterfirma Rialto Investments wird darüber hinaus in notleidendes Grundbesitzkapital investiert. D.R. Horton baut und veräußert qualitativ hochwertige Ein- und Mehrfamilienhäuser am Land sowie Eigentumswohnungen in Städten. Über eigene Tochterfirmen samt Versicherungsagenten (wie DHI Mortgage) werden Käufern Finanzierungen, Eigentumsrecht-Dienstleistungen, Policen und Prüfungsleistungen offeriert. Das Geschäft der NVR wird vorwiegend durch die Errichtung von Eigenheimen getragen.

Gegen den Kollaps im Eigenheimsektor gewettet
Das Berkshire-Management setzt auf ein Ausbleiben des vielfach prognostizierten Einbruchs am Häusermarkt durch eine sich verknappende Liquiditätslage – und lag bisher richtig. Stehen doch steigende Zinssätze konträr zu Investitionen in den Immobiliensektor. Anhand der Tatsache, dass die Notizen von Lennar und Horton bereits seit Jahren sehr gut liefen, verblüfft das Engagement der 769 Milliarden USD (708 Mrd. Euro) schweren Berkshire Holding dennoch. Auch heuer zogen Valoren der Lennar bereits um 23 %, jene von D.R. Horton um 25 % nach oben. Erste Kursrückschläge traten erst nach der dritten Juli-Woche auf. Einige Eckdaten erscheinen für Anleger aber nach wie vor attraktiv. So wird Lennar an der NYSE bloß zum siebenfachen, Horton um das Achtfache des erzielten Gewinnes/Aktie gehandelt. Weniger reizvoll wirkt der Rückfluss an Dividenden, über den lediglich 1,28 bzw. 0,85 % des eingesetzten Kapitals zu erzielen sind. Doch beeindruckt die dynamische Geschäftsentwicklung der US-Marktführer nach wie vor. Die Erlöse des Jahres 2022 legten im Falle Lennars um 24 % auf 8,05 Milliarden USD (7,41 Mrd. Euro), jene Hortons mit 33,48 Milliarden USD (30,80 Mrd. Euro) um 20 % zu, nachdem diese bereits in der Periode davor um 36 % galoppierten. Die jüngste Entwicklung bestätigt bisher Buffetts Strategie. Denn im Juni-Quartal markierte Horton mit 9,72 Milliarden USD (8,94 Mrd. Euro) erneut einen neuen Rekordumsatz, ein Abebben der Nachfrage trat keineswegs ein.

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