Engpassfaktor Wasser
Aktien und Fonds aus dem Zukunftsthema Wasser-Verfügbarkeit.
Michael Kordovsky. Der Unesco-Weltwasserbericht zieht eine verheerende Zwischenbilanz: zwei Milliarden Menschen haben weiter keinen Zugang zu sicherer Trinkwasserversorgung und 3,6 Milliarden keinen Zugang zu einer sicheren Abwasserentsorgung. Die Kombination von häufigeren extremen Dürren, Bevölkerungswachstum und sozio-ökonomischen Veränderungen verschärft die globale Wasserknappheit, da der Wasserverbrauch pro Jahr um ein weiteres Prozent steigt. Während in einkommensschwachen Ländern die Wasserqualität durch mangelnde Abwasseraufbereitung leidet, gefährdet in Industriestaaten die Landwirtschaft das Grundwasser.
Reine „Wasseraktien“ sind knapp
Angesichts dieser Tatsachen lösen all jene Firmen, die zum Aufbau der Wasserinfrastruktur beitragen, Ausrüstung zur Wasserbohrung zur Verfügung stellen, zu einem sparsameren Umgang mit Wasser beitragen oder sich sogar der Wasseraufbereitung widmen, eines der größten globalen Probleme. Dabei sind jedoch Wasserversorger, trotz ihres Beitrags zur Abwasserentsorgung, Wasseraufbereitung und Trinkwasserversorgung, teils umstritten, da sie das lebensnotwendige Wasser als privates Gut handeln.
Die Herausforderung von Themenfonds mit Wasserschwerpunkt liegt darin, dass es nur sehr wenige reine Wasser-Aktien gibt und diese dann Aktien von Konzernen mit „Wasserabteilung“ ins Portfolio legen oder gar diverse Industrieprodukthersteller, die häufig nur im weiteren Sinne Wasser-Bezug haben. Nimmt man den Wasserinvestment-Pionier „Pictet-Water R“ (ISIN: LU0104885248), der auf zehn Jahre 129 % im Plus liegt, so enthalten die Top-10-Positionen per 31. August unter anderem Ferguson Plc (Baumaterialien, Klempnerei- und Heizungsbedarf), Thermo Fisher Scientific, Danaher Corp, Xylem, Republic Services und Veolia Environnement. Letztere erzielt beispielsweise im ersten Halbjahr 2023 nur knapp 39 % des Halbjahresumsatzes von 22,8 MrdE rund ums Wasser und 9,6 % mit dem Bereich Wassertechnologie, der beispielsweise eine Halbleiter-Fabrik von Samsung in Texas in der Wasseraufbereitung durch biologische Behandlung, Ultrafitration, Ozonierung und Verdampfung giftigen Abwassers unterstützt.
Veolia hat noch Standbeine in der Abfallentsorgung und den Bereichen Stromversorgung und Fernwärme. Die Aktie von Veolia überzeugt auf Basis eines Kurses von 28,65 E mit einem für 2024 geschätzten KGV von 13,1 und soliden Wachstumsaussichten. Thermo Fisher Scientific ist hingegen primär ein riesiger Laborausstatter, während Republic Services ein wachstumsstarker Abfallentsorger ist.
Einzelne Aktien mit mehr Wasserbezug
Ein faktisch reiner US-Wasserversorger bzw. Abwasserentsorger ist die 1886 gegründete American Water Works (US0304201033), deren Management von 2023 bis 2027 neben einem Gewinnwachstum von 7 bis 9 % p.a. noch ein Dividendenwachstum in gleicher Größenordnung anstrebt. Ein für 2024 geschätztes KGV von 26,9 ist angesichts des Seltenheitswertes reiner Wasseraktien gerechtfertigt. Mehr Wasserbezug haben auch Xylem und die jüngste Danaher-Abspaltung Veralto (US92338C1036), die 2022 rund 60 % der Umsätze im Bereich Wasser-Analytik und Aufbereitung erzielte und in der Lage war, von 2002 bis 2022 das um Sonderposten bereinigte Betriebsergebnis um 11 % p.a. zu steigern.
Ein Klassiker für „Wasserinvestoren“ ist indessen Xylem (US98419M1009), die 2011 aus der Abspaltung der Division ITT Fluid von der ITT Corporation hervorging und weltweit Marktführer für mobile Pumpenlösungen ist. Weitere Produkte sind Inspektionswerkzeuge zum Aufspüren von Lecks und Gaseinschlüssen in Rohrleitungen sowie Systeme und Lösungen zur Aufbereitung von Wasser und Abwasser.
Aufgrund der starken Aufwärtsrevisionsdynamik bei den Gewinnprognosen der Analysten hat die Aktie mit einem für 2024 geschätzten KGV von rund 24 sogar noch Luft nach oben, zumal sich die Übernahme des bedeutenden Wasseraufbereitungsunternehmens Evoqua langfristig zusätzlich positiv auf die Ertragslage auswirken sollte.
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