Neue Stabilität in Mexikos Wirtschaft

Der Aktienmarkt und die Währung zeigen sich in führender Position.

Roman Steinbauer. Viele Gesetzmäßigkeiten verloren zuletzt an den Finanzmärkten ihre Gültigkeit. Vor allem jenes Muster, wonach im Zuge steigender Leitzinsen im US-Dollar-Raum lateinamerikanische Volkswirtschaften zwingend ins Straucheln geraten. Zwar nahm (wie in der Türkei) die Instabilität des argentinischen Finanzplatzes durch das straffe Finanzierungsumfeld zu, doch gedeihen die Ökonomien Mexikos und Brasiliens unbeeindruckt und verblüffen Investoren weitgehend.

Hervorragend präsentiert sich vor allem Mexikos Börse und die Stärke der Landesdevise. Seit nunmehr drei Jahren zieht der mexikanische Peso (MXN) gegenüber den bedeutendsten Weltwährungen markant an. Waren im Juli noch 26 Peso für einen Euro zu berappen, sind unterdessen noch 18,4 MXN per Euro aufzubringen. Zum US-Dollar beträgt die Stärkung der Valuta während dieses Zeitraums 20 %, zum Yen 41 %.

Anhaltende Rekordlaune
Der umfassende IPC Mexiko Index markierte am 28. Mai mit 56.600 Punkten vorerst einen Höchststand, ehe er eine Seitwärtsbewegung einschlug und aktuell 2 %-Punkte darunter liegt. Die Aktien des prominentesten gelisteten Unternehmens des industriellen Sektors an Mexiko Citys Börse, Cemex (ISIN: MXP225611567; über ADRs in Frankfurt gelistet), verweisen derzeit auf die starke Konjunktur des Landes. Aktuell sehen Anleger, die auf den Zementriesen setzten, auf Euro-Basis eine Rekordnotiz von 7,40 Euro – eine Performance von 110 % seit zwölf Monaten.

Dieser Entwicklung folgten ebenso Papiere von Fomento Económico Mexicano (MXP320321310), einer Holding aus Monterrey. Das Unternehmen füllt unter Lizenz namhafte Getränke ab, übernimmt den Vertrieb und führt auch landesweit Einzelhandelsgeschäfte. Eine überaus dynamische Entwicklung weisen zudem die Anteile des internationalen Restaurantbetreibers Alsea (Frankfurt, MXP001391012) auf, dessen Papiere seit Jahresbeginn um 52 % stiegen. Mit -17 % auf 2,66 Euro ermäßigten sich zuletzt die Valoren des Strom- und Gasversorgers Infraestructura Energetica Nova (MX01IE060002), dessen Titel in Deutschland außerbörslich über das TradeCenter des Finanzdienstleisters Lang & Schwarz gehandelt werden.

Beeindruckende Wirtschaftsdaten
Das mit 127 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste spanisch sprechende Land der Welt ist hinter Brasilien die zweitgrößte Wirtschaftsnation Lateinamerikas. Innerhalb des NAFTA-Wirtschaftsverbundes profitiert der Staat insbesondere durch Auslagerungen kostenintensiver Produktionssparten aus den USA und Kanada. Allerdings stellt zugleich die Exportabhängigkeit zum nördlichen Wirtschaftskoloss eine hohe Abhängigkeit dar. Laut dem Datenportal Statista wurden im Jahr 2022 78 % der Ausfuhren in die Vereinigten Staaten getätigt. Erst danach folgen weitere Länder des Kontinents mit insgesamt nur 3,7 % und Kanada mit lediglich 2,7 %. China nimmt mit 1,9 % nahezu eine marginale Rolle ein.

Nach Angaben der mexikanischen Nationalen Statistikbehörde INEGI belief sich das BIP-Wachstum für das zweite Quartal im Jahresvergleich auf beachtlichen 3,6 %. Dies, obwohl der von 8,8 % (August 2022) auf nunmehr 4,8 % gedrückten Inflationsrate seitens der Zentralbank von Mexiko, der Banxico, seit März mit einem Leitzinssatz von 11,25 % der Kampf angesagt wird. Die Arbeitslosenrate (inkl. der Selbständigen) befand sich im Juli mit 2,9 % auf dem niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende. Nicht nur der Einzelhandel zeigte sich im Juni (letzte Daten) mit einem annualisierten Wachstum von 5,9 % weiterhin stark, auch die Industrieproduktion prolongierte mit +3,7 % erneut einen Aufschwung.

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