Vor entscheidender Phase für Edelmetalle

Zertifikate als Werkzeug, um an einem Trendwechsel zu partizipieren.

Roman Steinbauer. Seit drei Jahren ist die Goldnotiz in einer Spanne zwischen 1.700 und 2.000 USD/Unze (oz) gefangen. Nach hohen Erwartungen droht nun eine Eintrübung der Stimmung. Ein verändertes Zinsumfeld beeinflusst den gesamten Komplex des Metallbergbaus. Teurere Investitionen könnten auch die Anlage-Nachfrage nach Edelmetallen reduzieren, da diese physisch weder Zinsen noch Dividenden abwerfen. Zu-dem ist mit Überraschungen bei den Preisrelationen zueinander zu rechnen. Denn die Vertreter der Platingruppe bzw. Weißmetalle (Platin, Palladium) weisen historisch hohe Abschläge zur Gold- und Silbernotiz auf. Da sich neue Trends in der Welt des begehrten korrosionsfreien Anlageguts über mehrere Jahre etablieren, lohnt es sich, eine entscheidende Wende frühzeitig zu erkennen.

Setzen Goldinvestoren auf das falsche Pferd?
Medial dominierten Gold-Optimisten lange das Geschehen. Zwischen Juni 2020 und Mai 2023 übersprang die Notiz dreimal die Marke von 2.000 USD/oz. Trotz multipler Krisen hielt das Niveau nicht länger als 14 Tage, um dann zu scheitern. Minengesellschaften könnten sich nun veranlasst sehen, die Förderungen preislich abzusichern, ein Vorgang, der weitere Kursavancen bremsen würde. Eine Kapitulation der „Bullen“ scheint durchaus möglich. Der etablierte, kanadische Edelmetallhändler Kitco zitierte in der Vorwoche in einer Analyse zwar die Aussagen Ole Hansens, Rohstoffstratege der Saxo Bank, wonach die wirtschaftliche Unsicherheit weiterhin Gold eine Funktion als „sicherer Hafen“ zugestehe. Konträr wurde auf die Ansicht des Metall-Analysten der Commerzbank Carsten Fritsch verwiesen: „Die anziehenden Anleihe-Renditen bringen gold-basierte ETFs weiter unter Druck, die in der Vorwoche zu einen Netto-Verkaufsüberhang von 16 Tonnen führten. Das sollte als Weckruf gelten. Es sind Liquidationen zu beobachten.“ Labil präsentiert sich seit dem Zwischenhoch von 29 USD/Unze im August 2020 der Silberpreis, der aktuell 18 % tiefer liegt.

Nachzügler-Bewertung des Platins

Ein anderes Bild liefern die Weißmetalle. Dabei sticht die tiefe Bewertung des Platins und der Palladium-Notiz im Verhältnis zu Gold hervor. Wurde Platin zur Jahrtausendwende noch um 50 % höher als Gold gehandelt, besteht heute bei 924 USD/oz zum gelben Edelmetall ein Abschlag von 52 %. Kitco veröffentlichte den jüngsten Report des World Platinum Investment Council (WPIC).

 

Demnach werde die Nachfrage der Autoindustrie (das Material wird in Katalysatoren inklusive in Hybrid-Fahrzeugen angewandt) in 2023 mit +13 % auf 3.28 Mio oz

den höchsten Stand seit 2017 erreichen. Für heuer zeichne sich ein Angebotsdefizit von mehr als 1 Mio oz ab. Die Substitution von Palladium (die Eigenschaften der Metalle sind ähnlich), schreite in der Industrie dabei voran. Nach einer Spitzenbildung bei 3.000 USD/oz vor 18 Monaten ist der Einbruch des Preises für Palladium selbst auf nunmehr 1.254 USD unterdessen als spektakulär zu bezeichnen.

Die Profitabilität diverser Bergbaugesellschaften des Segments hängt von Faktoren wie Förderkosten, Streiks oder Umweltauflagen ab. Deren Aktien erfordern daher eine individuelle Analyse. Zertifikate, denen der Basispreis der Edelmetalle zugrunde liegt, offerieren Anlegern eine Möglichkeit, ohne oder mit Hebelwirkung auf eine Preisrichtung zu spekulieren.

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