Wertpapieranlagen werden ernster genommen

Die Rolle Sozialer Medien bei Investments sollte vor allem bei jungen Menschen nicht unterschätzt werden.

Raja Korinek. Die Produktgruppe ist verhältnismäßig jung. Dennoch haben auch Zertifikate inzwischen einen festen Platz unter Anlegern, betont Frank Weingarts, Vorstandsvorsitzender des Zertifikate Forums Austria (ZFA) und Head of Private Investor Products Austria im Team onemarkets der UniCredit, auf dem diesjährigen ZFA-Kongress. Der Börsen-Kurier war dabei.

Zertifikatevolumen steigt

So stieg in Österreich das investierte Volumen im Juli um 1,6 % im Vergleich zu Juni auf 14,5 Milliarden Euro an. Der größte Anteil daran entfiel auf Produkte mit einem 100 %igen Kapitalschutz, eine Entwicklung, die nachvollziehbar ist: Schließlich sind die Zinsen gestiegen, damit können bessere Konditionen bei den Garantien weitergegeben werden.

Weingarts verweist weiters auf den jüngsten Schritt des ZFA. Das Forum trat der Initiative Kapitalmarkt Österreich bei.

Sie wurde vor rund einem Jahr unter anderem von der Wirtschaftskammer Österreich, der Wiener Börse sowie der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften gegründet, um das Bewusstsein für den heimischen Kapitalmarkt zu schärfen.

Vermögensvermehrung im Fokus

Doch wie sieht es mit Gründen und Motiven zum Thema Veranlagungen hierzulande aus? Das hat das Marktforschungsinstitut Marketmind im Auftrag von ZFA-Mitglied Raiffeisen Zertifikate abgefragt. Dazu wurden (vom 27.7. bis 8.8.2023) insgesamt 309 Anleger und 243 Berater anvisiert. Auf die Frage etwa, weshalb sie in Wertpapiere veranlagen, nannten 62 % der Anleger und 86 % aller Berater die Vermehrung von Vermögen als Grund. Dieses zu erhalten war der zweithäufigste Grund, wobei die steigenden Inflation die Notwendigkeit zu solch einem Schritt verdeutlicht. Philipp Arnold, Leiter Zertifikate Sales & Marketing bei Raiffeisen Zertifikate, meint, dass vor allem Zertifikate im aktuellen Umfeld punkten könnten. Sie bieten die Möglichkeit, auf unterschiedliche Marktentwicklungen zu setzen.

Jedoch gibt es auch immer noch genügend Skepsis. Auf die Frage etwa, was gegen eine Veranlagung in Wertpapiere spreche, antworteten 45 % aller Anleger und 46 % aller Berater, dass sie das Risiko von Wertverlusten abschrecke. Dennoch, unter dem Strich sehe man, dass eine Wertpapierveranlagung bei einer immer breiteren Masse ankomme, konstatiert Arnold. Er verweist auch auf die derzeit vorherrschenden Themen, zu denen nicht nur ein Investment in etablierte Märkte zählt. Auch Themen wie die Künstliche Intelligenz bzw. Nachhaltigkeit stehen im Fokus.

Internet-Infos für junge Anleger

Monika Kovarova-Simecek, Studiengangsleiterin Digital Business Communications an der Fachhochschule St. Pölten, unterstreicht in ihrer Studie zum Veranlagungsverhalten der sogenannten „Gen Z“ (Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden), dass diese einen großen Einfluss darauf hätten, wie Marktinformationen künftig ausgetauscht werden. Immer-hin nutzten mehr als 90 % dieser Bevölkerungsgruppe Soziale Medien. „Was nicht auf solchen Plattformen steht, existiert für die Gen Z praktisch nicht“, sagt Kovarova-Simecek etwas überspitzt.

 

Sie meint auch, dass sich diese Gruppe für den Kapitalmarkt durchwegs interessiere, dieser Aspekt sollte nicht unterschätzt werden. Entsprechend informiert wird freilich über zahlreiche virtuelle Kanäle. Die größten Nutzerzahlen gibt es dabei via Instagram, hält die Expertin weiters fest. Danach folgen Youtube und Tiktok. Am wenigsten wird X (vormals Twitter) zum Einholen von Anlegertipps unter den „Gen Z“ verwendet.

Foto: AdobeStock / peskov