Bawag sieht Zukunft im Retailgeschäft

Beim ersten Privataktionärstag präsentierte sich das Institut den Privatanlegern.

Barbara Ottawa. Es wurde vergangene Woche am Wiedner Gürtel vielleicht ein bisschen zu oft betont, dass dies der „erste Privataktionärstag“ ist, den die Bawag Group seit ihrem Börsengang im Oktober 2017 abgehalten hat. Mehrfach betont wurde auch die Wichtigkeit „im Austausch mit unseren österreichischen Privataktionären zu sein“ – nicht ohne im gleichen Atemzug deren geringen Anteil am Streubesitz zu erwähnen.

Nicht zu überhören war auch das Commitment der Bankengruppe zu Österreich. „Bawag is an Austrian institution and we want to stress that“, sagte CEO Anas Abuzaakouk (am Bild) – auf Englisch und entschuldigte sich, dass er selbst kein Deutsch spreche.

Retail, Westen und Kerngeschäft als Strategie
Ihren guten Ruf in Österreich zu wahren, macht für die Bawag Group unter anderem auch deshalb viel Sinn, weil sie seit dem IPO ihr Geschäft von mehrheitlich Unternehmenskunden auf nunmehr 60 % Retail-Kunden und nur mehr 40 % Corporates umgestellt hat.

„Wir sind ein guter Gegenbeweis, dass man einen guten Profit machen kann, wenn man Retail ordentlich angeht“, so Enver Sirucic, CFO (also Finanzchef) der Bawag. „Unser Geschäft wird sich noch weiter in Richtung Retail ausweiten.“

Ganz deutlich positionierte sich die Bank auch in Sachen Expansion konträr zu den meisten anderen heimischen Finanzdienstleistern. Dazu Abuzaakouk: „Anders als andere österreichische Banken sind wir in den Westen gegangen, nach Deutschland, in die Schweiz, die Niederlande, Irland und die USA.“ In einem Satz, den man als Seitenhieb auf die Konkurrenz interpretieren könnte, sagte der CEO: „Wir sind in diese Länder gegangen, weil sie ein stabiles Rechtssystem haben sowie ein niedriges Schuldenlevel unter Konsumenten und eine gute Rückzahlungsmoral.“

Zum Börsengang vor sechs Jahren, der größte in der Geschichte der Wiener Börse, merkte Abuzaakouk an, dass man sich bewusst für diesen Börsenplatz entschieden habe, obwohl er „nicht der dynamischste“ sei. „Wir hätten nach Deutschland gehen können oder in die USA, aber wir wollten die Bank dem österreichischen Markt zurückgeben und große institutionelle Anleger hierher anlocken.“ Heute halten T. Rowe Price, Wellington, BlackRock und Amundi gemeinsam mit dem obersten Management der Bank insgesamt 25 % der Aktien. Die Bawag ist mittlerweile im ATX-Global-Player-Segment und auch international in einigen Indizes vertreten.

„Besten Jahre noch vor uns“
Der CEO hielt fest, dass seit dem IPO die Aktionäre 28 % Eigenkaptialrendite erzielen konnten. „Aber die besten Jahre liegen noch vor uns – Sie müssen Geduld haben und langfristig dabei sein wollen.“

Seit dem Börsengang wurde auch eine deutliche Konzentration aufs Kerngeschäft vorgenommen. „Neben dem Geschäft im Osten haben wir unsere Beteiligungen an Schuhhändlern und Klavierfabrikanten abgestoßen“, erläuterte CFO Sirucic. „Das macht für uns, für eine moderne Bank, keinen Sinn – andere Banken mögen andere Geschäftsmodelle haben.“ Abschließend betonte er: „Vor 2017 waren wir eine durchschnittliche Bank und waren nicht glücklich darüber. Heuer erwarten wir einen Gewinn vor Steuern von knapp 900 Millionen Euro.“

Foto: Bawag Group