Hohe Handelsumsätze ohne Impulse
Börsenbetreiber: Enorme Verbindlichkeiten bringen Europas Mitbewerber unter Druck.
Roman Steinbauer. Die gegenwärtig hohen Handelserlöse nähren das Geschäft der Börseneigner. Anlage-Umschichtungen institutioneller Investoren, die gestiegene Nervosität der Kleinanleger sowie neuerliche Eskalationen politischer Konflikte ebben vorerst nicht ab. Dennoch zeigen sich die Aktiennotizen der Handelsplatz-Dienstleister nur zum Teil stimuliert. Denn die Bewertungen wirken bereits recht ambitioniert. Zum anderen beschleunigten sich die Kursanstiege in der Vergangenheit seit 2018 bis 2023 in einem Tempo, wie es abgesehen von der Technologiebranche kaum zu beobachten war. Im Lichte weit gestiegener Finanzierungskosten schlagen hohe Verbindlichkeiten einiger Sektorvertreter negativ auf die Aktienentwicklung durch.
Offensive unter Kritik
Langatmig zeigt sich das Geschehen um die Wertpapierumschlags-Häuser keineswegs. Themen zur Deutschen Börse (ISIN: DE0005810055), deren Aktien sich exakt auf dem Stand von 1. Jänner befinden, reißen nicht ab. Nachdem CEO Theodor Weimar seinen Ende 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängert, wurde die Suche nach einem Nachfolger begonnen. An vorderster Front nahm aber die Kritik an der Übernahme des dänischen Softwarehauses SimCorp (DK0060495240; die Deutschen halten bereits 91,5 % der Aktien) um 4 Milliarden Euro zu. Neben möglichen Risiken zur Integration beklagen Kritiker eine drohende Verwässerung der Ebit-Marge. Die durch Darlehen finanzierte Übernahme (die Fremdkapitalquote beträgt bereits 96 %, das KGV 20) führte zu einer Bonitätsabstufung durch die Ratingagentur S&P auf AA-. Am 18. Oktober werden die Ergebnisse zum 3. Quartal veröffentlicht. Im Median erwarten Analysten einen Gewinn von 2,36 Euro pro Aktie. Dies würde einer Steigerung von 10 % zum Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeuten. Die Erlöse sollen um 8,6 % auf 1,18 Milliarden Euro anziehen.
Lediglich zwei Kursgewinner
Am stärksten zeigten sich heuer die Valoren der London Stock Exchange (GB00B0SWJX34) mit einer Performance seit 1. Jänner von +17 %. Mit +7 % befinden sich zudem Anteilseigner der kanadischen TMX Group (CA87262K 1057) auf gewinnträchtigem Terrain, obwohl die Profite für das 2. Quartal mit 0,38 CAD (0,27 Euro) per Aktie gerade jenem des Vorjahres gleichkamen. Allerdings zeigte die Handelsaktivität mit Erlösen von umgerechnet 214 Millionen Euro (+6 %) auch in Übersee klar nach oben. Aktionäre der Euronext (NL0006294274; die Eigenkapital-Quote steht bloß bei 2 %, das KGV bei 17) sehen Kurse, die unterdessen um 5 % unter den Stand zum Jahreswechsel abbröckelten.
Besonders enttäuschend ist der Kursverlauf der Nasdaq Inc. (US6311031081). Seit Jahresbeginn schrumpfte die Notiz um 20 % auf aktuell 46 USD (43,3 Euro).
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