Ohne Infrastruktur keine Künstliche Intelligenz

Investitionen in Halbleiter, Daten und Cloud-Lösungen als „Safe Bet“.

Barbara Ottawa. Künstliche Intelligenz (KI) findet schon in vielen Branchen Anwendung. Es gibt noch immer keine einheitliche Definition für das Konzept. Bei Pictet sieht man die Entwicklungen als Fortsetzung eines Trends, der in den 1960er-Jahren begonnen hat und seither unter anderem das Internet, Smartphones oder Cloud-Lösungen hervorgebracht hat. Und genau diese Branchen bzw. die dafür benötigten Komponenten sind auch weiterhin das „Rückgrat“ für die Weiterentwicklung und das Fortbestehen von Künstlicher Intelligenz. So formulierte es Anjali Bastianpillai, Senior Client Portfolio Manager bei Pictet Asset Management, bei einer Veranstaltung in Wien.

Ein weiterer Schritt in der KI-Evolution werde die Verbreitung von „Generativer KI“ sein. Also von Künstlicher Intelligenz, die neue, noch nie zuvor dagewesene Inhalte generieren kann, sei es z. B. in Form von Text oder Bildern. Für all das brauche es aber weiterhin Halbleiter, (öffentliche) Cloud-Lösungen und vor allem Daten. Weil nach wie vor ein Mangel an Computer-Chips herrscht, haben einige Cloud-Anbieter wie Google, Facebook, Amazon oder Microsoft sogar begonnen, ihre eigenen Chips zu entwickeln, um von großen Anbietern wie Intel, AMD oder Nvidia und deren Lieferketten unabhängig zu sein. Davon profitieren Firmen wie die Arm Holdings, die Chips produziert, die individuell angepasst werden. Vor Kurzem wurde das britische Unternehmen vom Japanischen Tech-Konzern SoftBank gekauft und an der New Yorker Börse gelistet.

Wo ist der Verkaufswert?
Für Investoren sei vor allem auch wichtig zu beobachten, wer aus neuen KI-Produkten schneller Profit generieren kann. Das gab John Gladwyn, Senior Investment Manager bei Pictet, zu bedenken. „Chat GDP macht noch keinen Gewinn und es braucht die Microsoft-Cloud, um zu laufen.“ Aber der einfache Zugang zu diesem Texterstellungsprogramm hat mehr Menschen näher an die Technologie herangebracht.

Auf Nachfrage des Börsen-Kurier stimmte Bastianpillai zu, dass hierzu auch die Corona-Pandemie und der damit verbundene Online-Boom beigetragen hat: „Covid hat die Online-Nutzung zementiert – und vor allem auch bei älteren Generationen.“ Diese seien auch mehr bereit, Geld für gute Anwendungen auszugeben.

Deshalb ist Pictet überzeugt, dass etwa große, bereits eingeführte Namen wie Adobe mit ihren KI-Programmen eher Menschen überzeugen können, dafür zu zahlen. „Die Ertragsprognosen eines Unternehmens hängen davon ab, wie wertvoll ihr KI für ihre Kunden ist, wie gut sie es monetarisieren können und vor allem wie rasch“, so Gladwyn. Er betonte auch, dass „einige der Firmen, die am meisten von der KI profitieren werden, die Cloud-Anbieter sind“. Durch die steigenden Datenmengen verlagert sich immer mehr auf Internet-basierte Speicher.

Das KI-Eisenbahnnetz
„Im Moment bauen wir noch die Infrastruktur für KI, ähnlich wie damals das Eisenbahnnetz“, sagte Gladwyn. Dabei bleibe zu beobachten, „wie abhängig man von gewissen Infrastrukturanbietern wie Nvidia sei“. Der kalifornische Tech-Konzern ist der größte Anbieter von Spezialchips für Künstliche Intelligenz, die eine höhere Rechenleistung als praktisch alle anderen Online-Anwendungen benötigt.

Interessant sei, so Bastianpillai, dass Apple am wenigsten über KI spricht. „Sie positionieren sich ganz offensichtlich weg vom Trend und versuchen, KI auf ihren Geräten einzubauen – aber das wird noch Zeit brauchen.“ Generell glaubt Pictet, dass es in der KI-Sphäre zu Konsolidierungen hin zu großen Unternehmen geben wird. „Man braucht viel Geld, Daten und technisches Know-How“, so Gladwyn.

Foto: AdobeStock / Coloures Pic