Aufholjagd in den Schwellenländern

Günstige Bewertungen, ein hohes Wachstum: Einiges spricht für Aktien aus den Emerging Markets.

Raja Korinek. Die jüngsten Schlagzeilen aus den Schwellenländern drehen sich fast ausschließlich um die Entwicklungen in China. Tatsächlich war der fulminante Aufschwung ausgeblieben, auf den viele Marktbeobachter nach dem Ende der strengen Lockdowns zu Jahresbeginn gehofft hatten. Ende Oktober wurde beispielsweise der neue Einkaufsmanagerindex veröffentlicht, der einmal mehr wieder unter die Schwelle von 50 gerutscht war. Dies deutet auf eine Kontraktion der Wirtschaft hin. Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets, meint, „die Zweifel an der Stärke der chinesischen Wirtschaftserholung bekommen wieder Aufwind. China entwickelt sich klammheimlich zum kranken Mann Asiens“.

China-Aktien belasten
Freilich, die Schwäche des Landes lastet auch auf den Aktien aus dem Reich der Mitte – und somit auf den MSCI Emerging Markets, da chinesische Aktien darin besonders hoch gewichtet sind. Allein seit Jahresbeginn bis Ende Oktober lag die Wertentwicklung bei -2,14 %. Im Vergleich dazu legte der MSCI World Index, der Aktien aus den Industrieländern umfasst, um 7,88 % zu. Auch das KGV ist mit 13,52 am MSCI Emerging Markets weitaus günstiger. Die Kennzahl hat am MSCI World Index 18,73 erreicht.

Doch dieser Rückstand werde sich voraussichtlich verringern, angetrieben durch ein höheres Wachstum beim Gewinn je Aktie, die höhere Rentabilität der Anlageklasse und das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern, zeigt James Donald, Leiter der Emerging Markets-Plattform von Lazard Asset Management, auf. Donald verweist auf aktuelle Analystenschätzungen, denen zufolge der Gewinn je Aktie im kommenden Jahr im Schnitt um 19 % wachsen dürfte, damit um 9 %-Punkte mehr als bei Aktien aus den Industrieländern.

Auch beim Wirtschaftswachstum dürften die Regionen die Nase vorne haben. Laut dem Internationalen Währungsfonds dürften 2024 die Emerging Markets um 4 % wachsen, die Industrienationen um 1,4 %.

Attraktive Renditechancen
Angesichts all solcher Prognosen meint der Lazard-Experte, dass Schwellenlandaktien in den kommenden Jahren sehr attraktive Renditen abwerfen dürften. „Gepaart mit der aktuellen Unterbewertung der Assetklasse bieten Schwellenländeraktien eine hochprofitable Anlagemöglichkeit.“ Dabei ist das Universum breit gefasst. Bei der Kathrein Privatbank setzt Harald Holzer, Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied, auf eine klare Strategie: „Wir lassen von China explizit die Hände. Die Governance dort lässt zu wünschen übrig. Zudem sind die politischen Risiken und deren Auswirkungen auf den Aktienmarkt schwer einzuschätzen.“

Im Private Banking greift man deshalb zum „Lyxor MSCI Emerging Markets Ex China“ (ISIN: LU2009202107). Darin sind indische Aktien mit knapp mehr als 22 % gewichtet, gefolgt von Aktien aus Taiwan und Südkorea. Die IT-Branche und das Finanzwesen sind größte Branchen und werden etwa mit TSMC (US8740391003), Samsung Electronics (US7960502018) und Reliance Industries (US7594701077) abgedeckt.

Breite Streuung nutzen
Unter den aktiv verwalteten Fonds kann sich langfristig der „BlackRock Global Funds – Emerging Markets Equity Income Fund“ (LU0653880228) gut behaupten. Das jährliche Plus auf zehn Jahre liegt laut Morningstar bei rund 5,35 %. China, Indien und Taiwan sind regional am höchsten gewichtet. Größte Positionen sind nebst den ersteren zwei genannten Aktien Alibaba Group (US01609W1027) und HDFC Bank (US40415F1012).

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