Im Osten viel Neues

Die Stabilisierung der Energiekosten und höhere Zinsen bieten Chancen.

Raja Korinek. Zuerst brach die Covid-Pandemie, dann der Ukraine-Krieg aus: Die Börsen in Zentral- und Osteuropa (Central and Eastern Europe, kurz CEE) hatten in den vergangenen Jahren eine denkbar schwierige Ausgangslage. Allein der CECE-Index, der von der Wiener Börse berechnet wird, bewegt sich seit Längerem in einem breiten Seitwärtstrend. Der Index misst die Wertentwicklung des Hungarian Traded Index, des Czech Traded Index sowie des Polish Traded Index. Doch wie sehen regionale Entwicklungen aus? „Die Konjunkturdynamik in Tschechien ist auch im dritten Quartal 2023 enttäuschend ausgefallen: Das reale BIP ist um 0,6 % gegenüber dem Vorjahr gesunken“, so Daria Orlova, Analystin bei der Deka Bank. Dabei sei die Konsumschwäche die größte Konjunkturbremse.

Enge West-Verflechtung
„Einige Wirtschaftszweige Tschechiens – etwa die Autoproduktion – sind eng mit der Euro-Zone verflochten. Da die deutsche Autoproduktion bei der Elektromobilität dem großen Konkurrenten China hinterherhinkt, steht sie stark unter Druck“, ergänzt Ronald Schneider, Leiter „Anleihen, CEE & Global Emerging Markets“ bei der Raiffeisen Capital Management. Dabei sei Tschechien, neben Ungarn und Polen, besonders exponiert. In Polen konnte zuletzt die Opposition bei den Parlamentswahlen in beiden Parlamentskammern deutliche Mehrheiten erreichen. Vor Kurzem hat das Bündnis der drei Oppositionsparteien die Bildung einer gemeinsamen Regierung vereinbart.

Neue Investments gefragt
Schneider hebt gegenüber dem Börsen-Kurier noch weitere Entwicklungen hervor: „So baut Intel eine Chipfabrik in Polen während Ungarn die Batterieproduktion ausbauen könnte.“ Dies sei insofern wichtig, da Ungern vom EU-Strukturfonds vermutlich nicht sehr viel sehen werde. „Da müsste sich das Land in Bezug auf seine Rechtsstaatlichkeit noch massiv an die diesbezüglichen EU-Vorgaben anpassen.“ Andere CEE-Staaten dürften von den Strukturfonds-Zahlungen und den Next Generation Funds profitieren, so etwa Kroatien und Rumänien.

Die Wachstumsprognosen für 2023 liegen laut Bloomberg für Rumänien bei 2,3 % im Jahresdurchschnitt, für Kroatien bei 2,6 %, während die CE3-Staaten stagnieren (Polen mit 0,4 %, Ungarn mit einem leichten Minus und Tschechien bei 0 %), zeigt der Raiffeisen-Experte auf. „Die künftige Entwicklung der Länder wird stark von der Konjunktur der Euro-Zone abhängen. Wenn die Rezession ausbleibt oder nur sehr schwach ausfällt und es danach wieder aufwärts geht, wird das die Attraktivität der Märkte entscheidend erhöhen.“

Stabilere Energiepreise
Doch wie sieht es bei Aktien aus? Seit November 2022 gebe es eine Erholung, zeigt Andras Szalkai, Fondsmanager im Team „Aktien, CEE & Global Emerging Markets“, auf. „Grund ist die Stabilisierung der Energiepreise und der Versorgungssicherheit.“ Szalkai hebt etwa im „Raiffeisen-ZentralEuropa-ESG-Aktien“ (ISIN: AT0000805460) vor allem den Finanzsektor hervor, so etwa die Erste Group (AT0000652011). „Der Konzern kommt im aktuellen Zinsumfeld gut zurecht.“ Aufgrund steigender Zinsen lukrieren die Banken derzeit eine höhere Zinsmarge. Auf Länderebene gefällt ihm Polen gut. Dort habe man ebenfalls verstärkt den Finanzsektor im Fokus. In Rumänien hebt Andras Szalkai Hidroelectrica (RO4Q0Z5RO1B6) hervor: „Der Wasserkraftwerksbetreiber wirtschaftet solide.“ Die Erste Group bietet hingegen ein Zertifikat auf den CECE-Index an (AT0000A00D99). Bei beiden Produkten kann es aber auch zu größeren Schwankungen kommen.

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