Kurskapriolen im Segment Luxusuhren

Mehrere Faktoren stoppten Preissteigerungen bei gebrauchten Luxusuhren.

Roman Steinbauer. Andy Hoffman, ein Reporter der Finanzmarktagentur Bloomberg, wies in der Vorwoche auf den hauseigenen „Bloomberg Subdial Watch Index“ hin. Der Preisbarometer, der Marktwerte für den Wiederverkauf der 50 meistgehandelten Luxuszeitmesser berücksichtigt, gab seit zwölf Monaten um mehr als 19 % nach. Als Ursache führte Hoffman das auf einen historischen Höchstwert gewachsene Angebot an. Betroffen seien vor allem Modelle der Schweizer Spitzenmarken Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet, deren Preisniveau zum Teil auf ein Zwei-Jahres-Tief fiel.

Laut dem Lifestyle-Magazin Robb Report aus Los Angeles wies das „Royal Oak Jumbo Ultra Thin“-Modell von Audemars Piguet mit einem Abschlag von 35 % (auf umgerechnet 66.000 Euro) die negativste Entwicklung auf. Die eidgenössischen Exporterfolge der teuren Chronometer reichten allerdings bis ins Frühjahr 2023 hinein. So konnte die Vereinigung der Schweizer Uhrenindustrie noch für März eine Zunahme der Ausfuhren um 24 % auf 2,48 Milliarden Euro zum Vergleichsmonat 2022 melden. Das Exportvolumen zog um 300.000 Stück auf 1,5 Millionen Exemplare an. Nach Aussagen des Investmenthaus Morgan Stanley habe aber eine „Richcession“ unterdessen den Markt erfasst.

Rares Wertpapierangebot zur Uhrenbranche

Die jüngste Aufwärtsbewegung an den Finanzmärkten zog die (primär in London gelistete aber ebenso an der Stuttgarter Börse notierte) Aktie der Watches of Switzerland Group (ISIN: GB00BJDQQ870) mit. Die Titel der britischen Einzelhändlerkette (1775 in Leicester gegründet), die Uhren der wertvollen Kategorie zudem in der EU und den USA anbietet, vollzogen während der vergangenen Wochen einen Anstieg um 27 % auf 6,8 Euro. Zuvor hatten die Aktionäre seit Jahresbeginn allerdings einen Einbruch – von 14 Euro ausgehend – zu erdulden. Dass der Hersteller Rolex im August seinerseits bekannt gab, den größten Verkäufer von Rolex-Uhren in Großbritannien, Bucherer, zu übernehmen, erhöhte den Abgabedruck. Zogen die Umsätze der Watches of Switzerland im (am 30. April endenden)

Geschäftsjahr 2022/23 noch rasant um 24 % auf 1,77 Milliarden Euro an, droht derzeit eine Stagnation. Luxus-Uhrenhersteller sind nicht eigenständig an Börsen notiert, da sie entweder als Privatunternehmen oder unter einer Dachholding oder Stiftung operieren. Im gemäßigtem Preissegment werden an der SIX Swiss Exchange die Inhaber-Aktien der Swatch Group (CH0012255151) gehandelt, die aktuell mit umgerechnet 248 Euro heuer um 7 % im Minus stehen.

Fondsanbieter decken umfassend die Luxusbranche ab

Die allgemein hohe Schwankungsbreite der Wertpapiere der Luxusgüter-Hersteller schlägt auch in einer Anlageform wie jener der Fonds gedämpfter, aber relativ deutlich durch. Dies ist auch am Chartbild der ETF-Produkte erkennbar. So tauchte der auf Euro lautende, thesaurierende Aktien-ETF „Amundi S&P Global Luxury“ (LU1681048630; berücksichtigt zu 86 % zyklische Konsumgüter, hier wiederum zu 38 % aus den USA und zu 42 % aus Frankreich, Deutschland und Italien) seit Juli zeitweise um mehr als 15 % ab. Die auf US-Dollar basierende Variante (LU1681048713) führte teils zu einer Reduzierung um 19 % des Depotpostens. Der Zugewinn war seit Monatsbeginn wiederum mit jeweils 8 bzw. 7 % beachtlich. Etwas träger präsentierte sich die Fonds-Variante von GAM („Multistock – Luxury Brands Equity“, LU0329429897, thesaurierend). Hier liegt der Anlageschwerpunkt auf Bekleidung (42 %), dahinter Getränke (17 %), Konsumgüter

(15 %) und Pflegeprodukte (7 %).

Foto: Pixabay / MonacoCannes