Etwas Optimismus für 2024

Für Finanzdienstleister-Obmann Hannes Dolzer sind Silberstreifen erkennbar.

Red/ks. Es war ein äußerst herausforderndes Jahr, geprägt von weiterhin hoher Inflation, steigenden Zinsen, Stagflation der österreichischen Wirtschaft, sieben Anhebungen des Leitzinses innerhalb von acht Monaten und den damit einhergehenden enormen Auswirkungen auf Kreditbedingungen. Für den Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister in der WKO Österreich, Hannes Dolzer (Foto), war 2023 im Rückblick ein herausforderndes Jahr, für 2024 lassen sich aber bereits Silberstreifen am Horizont erkennen.

Chance, in Aktien zu investieren
„Das zurückliegende Jahr war herausfordernd. Vor allem im Bereich der Neuvergabe von Immobilienkrediten. Aber so schlimm, als dass man sagen könnte, mein Gott, was für ein furchtbares Börsenjahr, war es auch nicht. Vielleicht bietet sich jetzt die Chance, in Aktien zu investieren und mit Sparplänen einzusteigen“, betont Dolzer.

Rückblick auf 2023
Das vergangene Jahr war laut dem Fachverbandsobmann von drei großen Herausforderungen geprägt. Da war der starke Rückgang bei neuen (Immobilien-)Krediten, bedingt durch KIM-Verordnung und – bedingt durch die starke Anhebung des Leitzinses – auch gestiegene Zinsen für Kreditnehmer. Beides führte dazu, dass kaum mehr Immobilienkredite bewilligt wurden.

Die Krise der Bauwirtschaft begleitete diese Entwicklung, weil zum einen die Preise für Baumaterialen exorbitant in die Höhe schnellten, aber auch Bauträger in diesem Konfliktfeld zum Teil keine Kredite mehr bekamen bzw. bekommen.

Und dann kam noch dazu, dass der Aktienmarkt von starken Schwankungen geprägt war, mit dem Ergebnis sehr bescheidener Erträge für Anleger. Auch das Wirtschaftswachstum in Österreich und in Europa ging stark zurück, die Gefahr einer Rezession ist noch nicht ausgestanden.

Ausblick für 2024
„Auch wenn die Talsohle noch nicht erreicht ist, für 2024 bin ich in vielerlei Hinsicht wirklich optimistisch. Es wird ein positives Jahr für Anleihen. Während sich der Aktienmarkt im ersten Halbjahr noch volatil zeigen wird, ist hier ab dem zweiten Halbjahr mit einer Stabilisierung zu rechnen“, so Dolzer. Die Anhebungswut des Leitzinses durch die EZB, um die Inflation im Euro-Raum in den Griff zu bekommen, hat im Herbst 2023 einen Stopp erfahren. Ab der zweiten Jahreshälfte 2024 ist laut dem Experten auch mit ersten Leitzinssenkungen der EZB zu rechnen.

Anleihen wieder lukrativ
Da mit einer weiteren Anhebung des Leitzinses und damit einhergehend höheren Zinsen aktuell nicht mehr zu rechnen ist, wirkt sich das günstig auf den Anleihenmarkt aus. Damit bietet sich die Chance, in Euro-Unternehmensanleihen mit guter Bonität zu investieren, sie locken derzeit mit hervorragenden Renditen.

Bei Unternehmensanleihen sind – im Vergleich zu Staatsanleihen – höhere Zinsen zu erwarten, was natürlich auch mit einem höheren Risiko verbunden ist. „Das lässt sich mit Fonds umschiffen. Außerdem gilt immer, nie alles auf eine Karte zu setzen und sich nicht von der Gier steuern zu lassen“, betont Dolzer. Staatsanleihen hingegen gelten als Anlageprodukte, mit denen „risikolose“ Zinsen zu erwarten sind. Allerdings gilt auch hier, derzeit nur bei kurzer Laufzeit. Vorsicht ist bei längeren Laufzeiten geboten, da sich die Zinsen über kurz oder lang wieder normalisieren werden. Grundsätzlich bieten Anleihen die Möglichkeit, das eigene Portfolio zu differenzieren und besser vor Schwankungen zu schützen.

Entwicklung im Immobiliensektor
Spannend wird es sicherlich auch in Bezug auf den Immobilienmarkt. Die Frage ist, wie es in der Baubranche weitergeht, wenn alle offenen Aufträge abgearbeitet sind, es aber – wenn sich die Finanzierungssituation für potenzielle „Häuselbauer“ nicht ändert – kaum mehr Neuaufträge gibt.

„Daher ist es wichtig, an der KIM-VO bestimmte Stellschrauben nachzujustieren – etwa die Randbereiche zu korrigieren“, ergänzt Dolzer.

„Für mich sind auch die Generationenkredite in diesem Zusammenhang noch nicht vom Tisch. Diese brächten vor allem für ältere Kreditnehmer mit Immobilienwunsch viele Vorteile, da sie für die Kreditnehmer tilgungsfrei sind und nur die Zinsen bedient werden müssen. Erst die Erbengeneration muss bei der Übernahme der Immobilie das Darlehen tilgen. Diese Kreditform wird in Österreich aber aufgrund ihrer Bedingungen noch viel zu selten genutzt. Dabei ist bei diesem Kredit, wenn er fix verzinst ist, die Belastung konstant. Vor allem wenn man sich im Vergleichszeitraum die Belastung durch regelmäßig steigende Mieten ansieht“, so Dolzer.

Foto: Fischer