Ausgebombte Aktien mit Potenzial
Eine Trendwende bei überverkauften Werten ist möglich.
Roman Steinbauer. Trotz einer zuletzt hervorragenden Aktienentwicklung der Gesamtmärkte in Europa und den USA wurden 2023 etliche Wertpapiere gewichtiger Branchenführer eklatant abgestraft. Einige betroffene und bis zum Jahresende unter die Räder geratene Werte erscheinen für einen Einstieg aber hoch lukrativ. Oft standen die abgestraften Anteilsscheine dieser Unternehmen aus schlüssigen Gründen unter Druck und fanden sich im Dezember teils auf Tiefst-Niveaus vergangener Jahre wieder.
Anhand der günstigen Bewertungen und der Betrachtung eines großen Bildes über viele Jahre hinweg sind aber überverkaufte Situationen zu beobachten, die Einstiegskurse signalisieren. Denn die oft dominante Marktstellung in der jeweiligen Geschäftssparte wurde ausgeblendet.
So rutschten Aktien der größten US-Apothekerkette Walgreens Boots Alliance (Dow Jones; ISIN: US9314271084) an der Frankfurter Börse binnen 24 Monaten um 50 % auf 22,60 Euro ab. Hier sind ein hoher Kostendruck im Einzelhandel und eine Halbierung der Quartalsdividende um 48 % auf 0,25 USD (0,29 Euro-Cent) ins Treffen zu führen. Die Analysten der UBS erkennen beim hoch verschuldeten Unternehmen aus Illinois zudem einen schwachen Barmittelzufluss. Dennoch zog die Notiz seit 1. Dezember um bereits 20 % an, nachdem die letzten Quartalsergebnisse um 0,03 Euro/Aktie übertroffen wurden. Der Kurs liegt auf Höhe des Buchwerts, das Preis/Umsatz-Verhältnis befindet sich bei 1 : 6,8. Die Absicht, die britische Apothekenkette Boots abzugeben, nährt nun die Fantasie um eine Schuldenreduktion.
Weitere Gegenbewegungen
Durch den niedrigen Aluminiumpreis bedingt, sticht zudem die Halbierung der Notiz der Alcoa (US0138721065) ins Auge. Vor Weihnachten war sodann binnen Tagen ein Kurssprung um 25 % auf mehr als 34 USD (31,10 Euro) zu verfolgen, nachdem J.P. Morgan auf einen Einstiegszeitpunkt hinwies. Der auch im Bauxit-Abbau tätige Aluminiumriese schreibt derzeit Verluste. Erholen sich die Produktpreise, winkt für Aktionäre eine hohe Hebelwirkung der Notiz.
Als attraktiv stellen sich bei einem erneuten Rückschlag ebenso die Aktien der Roche Holding (Börse SIX SWISS; CH0012032113) dar. Eine Bodenbildung war bereits im November bei umgerechnet 260 E zu beobachten. Seither legte das Papier um mehr als 10 % zu. Das geschätzte KGV 2024 liegt anhand des momentanen Kurses bei 12,9; die Prognose der Dividenden-Rendite bei 3,40 %. Analysten der DZ Bank sehen eine positive Produktentwicklung in der Onkologie und eine faire Bewertung bei 312 Euro/Aktie.
Aufbäumen der Basis-Chemikalien-Vertreter
Institutionelle Anleger wittern offenbar ein Einstiegsniveau bei stark gedrückten Notizen des Chemieriesen BASF (DE000BASF111) sowie beim Branchenmitbewerber Bayer (DE000BAY0017), der auch im Agrar- und Pharmasektor stark positioniert ist. Obwohl der Margendruck vorerst anhält, gaben beide Titel seit sechs Wochen mit +20 bzw. +15 % ein starkes Lebenszeichen von sich, bevor eine Korrektur einsetzte. Neben einem jeweiligen KGV von 7 beeindruckt besonders bei der Ludwigshafener BASF eine Gewinnausschüttung, die zu einem Rückfluss von mehr als 8 % des Einsatzes führt. Und für auf Platin setzende, spekulativ orientierte Investoren eröffnen sich bei den Marktführern Impala Platinum (ZAE000083648) und Anglo American Platinum (ZAE000013181) Chancen. Die Tiefstände von März 2020 sind wieder erreicht.
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