Europas Musterschüler

Die Märkte Nordeuropas bestechen durch Innovation und Offenheit.

Christian Sec. Egal ob Innovation, Bildung, Transparenz oder Staatshaushalt: die nordischen Länder sind wahre Musterschüler. Im „Global Innovation Index“ belegen z. B. Schweden Platz zwei und Finnland Platz sechs. Noch besser sieht es im Bereich Bildung aus, wo Dänemark und Finnland laut dem „Global Citizenship for Human Rights Report“ die ersten beiden Plätze belegen. Das hohe Innovationspotenzial zeigt sich daran, dass der Norden regelmäßig Start-ups auf den Markt bringt, die durch das Umfeld sehr gute Entwicklungschancen haben, wie der Head of Sales für Zentraleuropa von Nordea, Johannes Rogy, auf Anfrage von Börsen-Kurier erklärt. Skype, Spotify oder Klarna profitierten dabei auch von einem dichten Netz an Private Equity bzw. Venture Capital und Inkubatoren in den Start-up-Hubs Stockholm oder Helsinki.

Globale Ausrichtung
Auch der MSCI Nordic Countries, der 83 Werte aus den Ländern Dänemark (ca. 41 %), Schweden (38 %), Finnland (13 %) und Norwegen (8 %), erfasst, ist im Vergleich zum MSCI Europe ein Musterschüler. Die annualisierte Rendite des MSCI Nordic Countries liegt bei 6,26 % in den vergangenen zehn Jahren, die des MSCI Europe nur bei 4,74 %. Die großen skandinavischen Unternehmen, wie der Pharmariese Novo Nordisk oder die Container-Reederei Moeller Maersk, haben größtenteils eine globale Ausrichtung, im Unterschied zu österreichischen Firmen, die primär auf Zentral- und Osteuropa konzentriert sind, analysiert Rogy. „Die Kombination von globalen Brands und vielen kleinen hoch-innovativen Firmen ergeben ein sehr dynamisches Wirtschaftsleben“, so Rogy. Die hohe Exportorientierung schlägt sich auch in einer starken Leistungsbilanz nieder. In Dänemark liegt das Leistungsbilanzsaldo bei über 11 % des BIP, in Schweden bei rund 5 %. „Aufgrund der hohen Exportquoten der nordischen Unternehmen liegt der Fokus der Analysten auf den Exportmärkten in Nordamerika und Asien und folglich auch auf den Wachstumsraten in diesen Märkten“, wie Rogy erklärt. In Finnland, Schweden und Dänemark liegt der Anteil der Ausfuhren in die EU mit jeweils knapp über 50 % deutlich unter dem von Österreich, wo rund 70 % aller Exporte in die EU gehen.

Trotz der überschaubaren Größe der Kapitalmärkte im hohen Norden zeigt der MSCI Nordic Countries nur eine geringfügig höhere Volatilität im Vergleich zum MSCI Europe und damit insgesamt ein besseres Rendite-Risiko-Profil in den letzten zehn Jahren. Dazu trägt auch die Branchenvielfalt bei, die die nordischen Märkte sehr widerstandsfähig macht, wie Öyvind Fjell, Fondsmanager bei DNB, in einem Interview mit Das Investment meint.

Risiko der Deglobalisierung
Aber es sind trotzdem einige Risiken für Anleger, die in den hohen Norden investieren wollen, zu beachten. Die Abhängigkeiten von Lieferketten und Handelshemmnissen und der Trend zur Deglobalisierung trifft die Exportmärkte des Nordens stärker als die Märkte Westeuropas. Auch stellen die Rohstoffpreise ein Risiko dar, insbesondere in Norwegen mit den enormen Öl- und Gasvorkommen. Und dann wäre noch das Währungs-Exposure mit der Norwegischen- und der Schweden-Krone zu beachten. Neben einem ETF-Investment gibt es eine Reihe von Möglichkeiten mit aktiv gemanagten Fonds, in diese Region zu investieren. So wäre ein Fonds in Small Caps, wie der „Nordea Nordic Equity Small Fund“ (ISIN: LU0278527428), eine Möglichkeit, in die Innovationskraft kleinerer bzw. jüngerer Unternehmen in Skandinavien zu investieren. Über die vergangenen fünf Jahre konnte der Fonds immerhin eine Performance von rund 83 % erzielen.

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