Die wahren Profiteure des E-Auto-Booms

Die E-Auto-Wertschöpfungskette bringt an der Börse zahlreiche Gewinner hervor.

Michael Kordovsky. Hohe Investitionssummen sind erforderlich, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Dabei entstehen völlig neue Infrastrukturen und Wertschöpfungsketten, insbesondere im Automobilbereich, wo sich immer mehr eine Aufteilung auf Pkw mit batteriebetriebenem Elektromotor und Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb abzeichnet. Laut den Experten von BloombergNEF sollte weltweit die Elektro-Fahrzeugflotte von Ende 2022 bis 2026 von 27 auf mehr als 100 Millionen E-Pkw wachsen. 2040 sollten es bereits 700 Millionen sein.

Was dabei entsteht, sind völlig neue Wertschöpfungsketten. Am nächsten beim Verbraucher und Endabnehmer sind die Automobilhersteller, die derzeit vor allem im Bereich der E-Pkw im bedeutenden chinesischen Markt regelrechte Preiskämpfe ausfechten. Medienberichten zufolge senkte beispielweise Tesla von Dezember 2022 bis Dezember 2023 vor Ort die Preise für Model 3 und Y um je 6 bzw. 11 %, während BYD über das Jahr 2023 hinweg die Preise einiger Kassenschlager sogar um 10 bis 17 % reduzierte. Das kurbelt den mengenmäßigen Absatz an. Während infolge des intensiven Wettbewerbs noch nicht klar ist, wer langfristig als Sieger hervorgeht, zeichnen sich auf der Zulieferseite der Wertschöpfungskette bereits eine Reihe von Gewinner ab.

Gewinner der Wertschöpfungskette
Es sind innovative etablierte Batteriehersteller wie Panasonic (ISIN: JP3866800000), langjähriger Batteriezellenlieferant für Tesla mit Werken in Japan, China und den USA. Bekannt ist das Unternehmen für die Gigafactory-Kooperation mit Tesla in Nevada, wo Batterien für Tesla Model 3 und Y produziert werden. Die Aktie ist auf Basis eines Kurses von 8,71 Euro mit einem für 2024/25 (das Geschäftsjahr endet per 31.3.) erwarteten KGV von 8,8 günstig bewertet. Der weltweit größte Hersteller von E-Auto-Batterien ist allerdings das chinesische Unternehmen Contemporary Amperex Technology (CATL) mit der ISIN CNE100003662, das am 17. Jänner mit dem chinesischen E-Auto-Hersteller Nio eine Entwicklungskooperation vereinbarte. Allerdings notiert die Aktie des Unternehmens nur in China. Laut Analystenkonsens sollte der freie Cashflow von 2023 bis 2025 um rund 123 % steigen und die für 2024 und 2025 erwarteten KGVs sollten lediglich bei je 13,6 bzw. 11,1 liegen.

Auch in Deutschland notiert die Aktie der koreanischen Samsung SDI (US7960542030), ein Komplettanbieter für Speicherzellen, Batteriemodule und Batteriesysteme für reine E-Fahrzeuge sowie für Hybrid- und Plug-In-Hybridfahrzeuge. Das Batterie-Geschäftsfeld des Unternehmens konnte 2023 den Umsatz und das Betriebsergebnis um je 40 bzw. 93 % steigern, während der Konzernumsatz um 12,8 % wuchs. Der Wachstumskurs der vergangenen Jahre sollte sich weiter fortsetzen und das von Analysten für 2025 erwartete KGV liegt bei 10,3.

Ein E-Auto hat im Vergleich zu Verbrennern doppelt so viel an Elektronik und Halbleiter eingebaut, wovon beispiels-weise Infineon (DE0006231004) profitiert, deren Wachstumstreiber Bauteile sind, die den Energiefluss steuern. Bei Infineon rechnen laut Analystenkonsens von 2024 bis 2027 mit einem Wachstum des Ergebnis pro Aktie von 2,11 auf 3,06 Euro. Das für 2024 geschätzte KGV liegt auf Basis eines Kurses von 33,64 Euro bei günstigen 12,8. Ein E-Auto benötigt aber auch Elektromotoren, und hier kommt als Zulieferer der japanische Elektromotorenhersteller Nidec (JP3734800000) ins Spiel. Analysten trauen dem Unternehmen von 2024 bis 2028 ein Gewinnwachstum pro Aktie von 15,5 % p.a. zu.

Rohstoffe
Als Basis der Wertschöpfungskette werden immer mehr Rohstoffe für Batterien und Elektronik wie Lithium, Nickel und Kupfer benötigt. Im Rohstoff-Bereich wäre somit die Minengesellschaft Vale (Nickel, Eisenerz; ISIN: BRVALEACNOR0) interessant, aber auch die im Kupfer-Bergbau tätige Freeport McMoRan (US35671D8570), deren Gewinne pro Aktie in den vergangenen vier Quartalen kontinuierlich und im Schnitt knapp 22 % über den Analystenschätzungen lag. Im Lithium-Bereich sollte auch ein Blick auf die chinesische Gangfeng Lithium (CNE1000031W9) und Albemarle (US0126531013) geworfen werden. Der Gewinnverlauf dieser Gesellschaften ist aber stark vom Lithiumpreis abhängig.

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