Kosten von Anlageprodukten sinken

EU-Aufsichtsbehörde nimmt Anlageprodukte für Kleinanleger unter die Lupe.

Andreas Dolezal. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA macht in ihrem Marktbericht die Kosten und Wertentwicklung von Anlageprodukten für Kleinanleger zum Thema. Die Behörde stellt fest, dass die durchschnittlichen Kosten für Investitionen in die wichtigsten EU-Retail-Finanzprodukte bis Ende 2022 – einem Jahr, das durch hohe Inflation und gedämpfte Renditen gekennzeichnet war – gesunken sind. Gleichzeitig stellt sie jedoch fest, dass die Kosten in den EU-Mitgliedstaaten uneinheitlich sind. „Kosten und Wertentwicklung sind entscheidende Faktoren dafür, ob Kleinanleger von ihren Anlagen profitieren, und obwohl es zu begrüßen ist, dass die den Anlegern entstehenden Kosten langsam zurückgehen, müssen Kleinanleger bei ihren Anlageentscheidungen die Kosten immer noch sorgfältig berücksichtigen“, sagt Verena Ross, ESMA-Vorsitzende, zu den Ergebnissen.

Kosten sind rückläufig
Klassische Publikumsfonds (UCITS-Fonds) sind der größte Sektor für Kleinanleger in der EU. Die ESMA-Stichprobe umfasst Vermögenswerte im Wert von rund 8,4 Milliarden Euro, von denen Kleinanleger im Jahr 2022 rund 5,5 Milliarden Euro hielten. Die Fondskosten, einschließlich laufender und einmaliger Gebühren, gingen weiter zurück und bestätigten damit die Trends aus früheren Jahren. Kostenunterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten blieben weiterhin bestehen.

Obwohl die Kosten für aktiv gemanagte Aktienfonds sanken, blieb diese Fondskategorie – wenig überraschend – teurer als passive Fonds und ETFs, sodass ihre Nettoperformance im Vergleich durchschnittlich niedriger war. Für eine Anlage in Publikumsfonds in Höhe von 10.000 Euro über zehn Jahre zahlten Anleger rund 2.000 Euro an Kosten. Die erzielten Renditen führten nach diesem Zeitraum zu einem Nettowert von 14.850 Euro und zu einem realen Nettowert von 13.500 Euro, wenn die Inflation berücksichtigt wird.

Nicht-ESG-Produkte kurz im Hintertreffen
Fonds mit ESG-Fokus schnitten im Jahr 2022 im Durchschnitt schlechter ab als ihre nicht-ESG-konformen Pendants. Als wahrscheinlichen Grund dafür erkennt die ESMA die Folgen der Energiekrise und der damit verbundenen steigenden Energiepreise. Dennoch übertrafen die ESG-Fonds ihre Nicht-ESG-Äquivalente über den dreijährigen Anlagehorizont. Im Jahr 2022 waren die laufenden Kosten der ESG-Fonds niedriger oder ähnlich hoch wie die der Nicht-ESG-Äquivalente.

Aus der Kategorie Alternative Investmentfonds waren Immobilienfonds die einzigen, die im vorvergangenen Jahr 2022 positive Brutto- und Nettorenditen erzielten. Allerdings, so die ESMA, stehen die Immobilienmärkte seit 2022 vor erheblichen Herausforderungen, was sich angesichts des weiteren Anstiegs der Zinssätze im Jahr 2023 wahrscheinlich auf die künftige Performance von Immobilienfonds auswirken wird.

Klare und umfassende Informationen über Anlageprodukte für Kleinanleger könnten den Anlegern helfen, die bisherige Leistung und die Kosten der in der EU angebotenen Produkte zu beurteilen und die Teilnahme von Privatanlegern an den Kapitalmärkten zu fördern.

Foto: AdobeStock / nanisimova