Verpönte Dividendenbringer

Öl- und Tabak-Aktien punkten mit hohen – auch zukünftigen – Ausschüttungen.

Michael Kordovsky. Durch die zunehmende ESG-Orientierung in der Vermögensverwaltung kommt es immer häufiger zum Ausschluss von Öl- und Tabaktiteln. Die betreffenden Aktienkurse hinken in der Folge den Unternehmenswerten immer weiter hinterher. Damit wird der Value-Faktor zunehmend verlockender, insbesondere in einem inflationären Umfeld, dessen treibende Kraft steigende Erdöl- und Erdgaspreise sind. Indessen haben Tabakkonzerne eine hohe Preissetzungsmacht in einem inflationären Umfeld und gerade jene Firmen stehen solide da, bei denen der Zigarettenanteil am Umsatz weniger wird. Dies bedeutet langfristig einen Aufstieg in der ESG-Hierarchie und ein wachsendes Investorenspektrum, weshalb der niedrige KGVs und hohe Dividendenrenditen einen Bonus darstellen könnten.

Als ein Vorreiter für eine rauchfreie Zukunft gilt Philip Morris International (ISIN: US7181721090). Der Tabakriese hat seit 2008 bereits mehr als (umgerechnet) 11,6 Milliarden Euro in die Erforschung und Entwicklung rauchfreier Produkte wie E-Zigaretten investiert. Bis 2030 will Philip Morris bereits zwei Drittel der Umsätze rauchfrei erwirtschaften, 2023 waren es 39,3 %. Im Jahr 2023 konnte der Konzern auf organischer Basis den Nettoumsatz um 7,8 % auf 32,6 Milliarden Euro steigern, während bereinigt um Währungseffekte der Gewinn pro Aktie um 11 % wuchs. Laut Zacks-Konsens errechnete sich am 16. Feber ein für 2025 geschätztes KGV von 12,6. Auf Basis der Jahresdividende für 2023 liegt die Dividendenrendite bei 5,8 % und von 2008 bis 2023 konnte die Dividende pro Aktie um 7,2 % p.a. gesteigert werden.

Ein weiterer lukrativer Dividendenbringer ist die britische Imperial Brands (GB0004544929), die sich in ihrem Transformationsprozess mit diversen ESG-Zielen auseinandersetzt. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei satten 8 %. Für 2024 bis 2026 (das Geschäftsjahr endet per 30.9.) rechnen Experten im Schnitt mit 10,2 % p.a. Gewinnwachstum pro Aktie. Das für 2025 erwartete KGV liegt per 16.2.2024 bei niedrigen 5,5. Ein weiterer Top-Tabakwert, der ebenfalls rauchfreie Produkte forciert, ist Altria (US02209S1033). Dessen um Sonderposten bereinigter Gewinn pro Aktie wuchs von 2018 bis 2023 um 4,4 % p.a. und die aktuelle Dividendenrendite beträgt 9,8 %. Laut Analystenschätzungskonsens liegt das für 2024 geschätzte KGV bei 7,9.

Von 2012 bis 2022 steigerte die französische TotalEnergies (ISIN: FR0000120271) ihre regulären Ausschüttungen pro Aktie von 2,34 auf 2,81 Euro, und für 2023 ist eine Anhebung um 7,1 % auf 3,01 Euro vorgesehen (wodurch bei einem Kurs von 59,82 Euro eine Dividendenrendite von 5 % resultiert). Das Unternehmen konnte den operativen Cashflow von 2018 bis 2023 um 10,5 % p.a. auf 40,7 Milliarden Euro steigern. Von 2024 bis 2027 rechnen Analysten mit einem kontinuierlichen moderaten Gewinnwachstum pro Aktie, und das für 2025 erwartete KGV läge somit bei günstigen 6,5.

Das Highlight ist aber die OMV, die ihre reguläre Dividendenzahlung von 2015 bis 2022 um 16 % p.a. auf 2,80 Euro steigern konnte. 2022 kam die „Sonderdividende“, die damals 2,25 Euro betrug, als neues Instrument für Ausschüttungen hinzu. Im laufenden Jahr will die OMV für 2023 eine Gesamtdividende von 5,05 Euro ausschütten, davon 2,95 Euro regulär und 2,10 Euro Sonderdividende. Bei einem Kurs von 40,66 Euro resultiert daraus eine Dividendenrendite von 12,4 %, und wirft man einen Blick auf die zukünftigen Ertragserwartungen der Analysten, so erscheinen in den kommenden Jahren zumindest Ausschüttungen im Bereich 3,50 bis 3,80 Euro pro Aktie realistisch.

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