Vorsichtiger Optimismus für globale Konjunktur

Aktuelle Daten in den USA, Europa und China machen etwas Hoffnung im grauen Umfeld.

Michael Kordovsky. Während die jüngste EZB-Entscheidung an den Märkten ein Non-Event war und die Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell nach der Zinsentscheidung am 31. Jänner leicht enttäuschten, stellen sich viele Marktteilnehmer jetzt die entscheidende Frage: „Wie sieht es aktuell konjunkturell in den USA, Europa und China aus?“ Wir geben ein Update.

USA: Optimismus in der verarbeitenden Industrie
Getragen von Staatsausgaben und guten Dienstleistungsexporten ins Ausland beschleunigte sich das US-Wirtschaftswachstum von 2022 auf 2023 von 1,9 auf 2,5 %. Seit dem zweiten Quartal 2023 setzte eine Wachstumsbeschleunigung von 2,4 auf 2,9 % im dritten und 3,1 % im vierten Quartal ein. Träger waren im dritten und vierten Quartal die Staatsausgaben mit Zuwächsen von jeweils 4,8 bzw. 4,3 %. Auch die privaten Investitionen jenseits des Wohnbaus zeigten Stärke. Darüber hinaus ist laut Umfragedaten im Rahmen des „S&P Global US-Manufacturing PMI“ die Stimmung der Warenhersteller in den USA im Jänner so positiv wie seit 21 Monaten nicht mehr. Der „S&P Global US-Manufacturing PMI“ ist im April wieder im Expansionsbereich und übertraf die Schnellschätzung sogar um 0,4 Punkte. Die Neuaufträge wachsen wieder, und immer mehr verarbeitende Unternehmen stocken ihre Lagerbestände wieder auf. Im Verlauf des Jahres 2024 bleibt abzuwarten, wie sich die Staatsausgaben entwickeln werden und wie schnell die Fiskalimpulse aus dem Vorjahr abklingen.

Binnenkonsum stützt Chinas Wirtschaft
In China hat die Exportwirtschaft bereits im Dezember mit 2,3 % Steigerung deutlich positive Impulse geliefert. 2023 wuchs die Wirtschaft um 5,2 %. Das verarbeitende Gewerbe und Infrastruktureinrichtungen signalisierten zuletzt ein minimales Wachstum, während der Binnenkonsum vom Fahrzeugverkauf und vom Einzelhandel beflügelt werden. Im Jahr 2023 wuchs in China der Pkw-Absatz um 10,6 % auf 26,06 Millionen Einheiten und bei Nutzfahrzeugen lag der Zuwachs sogar bei 22,1 %. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze lag im Jahr 2023 bei 7,2 % und der private Konsum machte 82,5 % des Wirtschaftswachstums aus – verglichen mit 39,4 % im Vorjahr. Im Dezember 2023 beschleunigte sich der Zuwachs im Einzelhandel sogar auf 7,4 %. Was allerdings bremst, ist der schwache Immobilienmarkt, weshalb ein Konjunkturprogramm der Regierung in Peking nicht auszuschließen ist. Letzteres wäre ein globaler „Konjunkturjoker“.

Stabilisierung in Europa
In Europa sieht es nach Stabilisierung auf Nullwachstumsniveau aus – so die Daten der am 30. Jänner von Eurostat veröffentlichten BIP-Schnellschätzung für das vierte Quartal 2023. Betrachtet man das BIP-Wachstum des Euroraums, war es ein Treten am Stand mit je 0,1 % Plus in den beiden ersten Quartalen und je -0,1 % und 0,0 % im dritten und vierten Quartal 2023. Verfolgt man den Wachstumstrend gegenüber dem Vorjahresquartal, dann kühlte sich das BIP-Wachstum von 1,3 % im ersten auf 0,6 % im zweiten Quartal ab, gefolgt von einem Nullwachstum im dritten und einem marginalen Plus von 0,1 % im vierten Quartal 2023.

In der EU lag nach einem Nullwachstum im Vorquartal das BIP-Wachstum (auf Jahresbasis) im vierten Quartal 2023 bei 0,2 %. Schätzt man auf Basis vorhandener saison- und kalenderbereinigter Quartalsdaten die Jahreswachstumsrate für 2023, so lag diese sowohl in der EU als auch im Euroraum bei 0,5 %. Unter den Mitgliedstaaten, für die Daten für das vierte Quartal 2023 vorliegen, verzeichneten Portugal und Spanien mit je 2,2 bzw. 2 % den höchsten Anstieg. Eine schrumpfende Wirtschaftsleistung mussten hingegen die Länder Irland (-4,8 %!), Österreich (-1,3 %), Tschechien, Deutschland und Lettland (je -0,2 %) ausweisen.

Ein Blick auf den am 1. Februar 2024 veröffentlichten „HCOB Eurozone Manufacturing PMI“ von S&P Global zeigt bereits ein Nachlassen der Abwärtsdynamik im verarbeitenden Gewerbe. Vor allem der Subindex für Auftragseingänge hat sich spürbar verbessert: ein Lichtblick. Und die EZB vermerkte in ihrem geldpolitischen Statement vom 25. Jänner 2024: „Die eingehenden Daten signalisieren kurzfristig weitere Schwäche. Doch einige vorauseilende Umfrage-Indikatoren deuten auf eine Belebung des Wachstums in der Zukunft hin.“

Fazit: Es mehren sich die konjunkturellen Lichtblicke.

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