Lichtblicke in der Industrie

Gesunkene Lagerbestände sprechen für einen baldigen Nachfrageschub.

Michael Kordovsky. Aufgrund von Lieferkettenunterbrechungen in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 haben Unternehmen hohe Lagerbestände aufgebaut. Im Laufe des Jahres 2023 haben sie infolge einer Normalisierung der Lieferketten damit begonnen, ihre Bestände wieder abzubauen. Monat für Monat berichteten deshalb vor allem in den USA und Europa die mit diversen Einkaufsmanager-Indexdaten einhergehenden Reports von einem Lagerabbau. Nun aber sind weltweit die Lagerbestände dermaßen gesunken, dass Unternehmen wieder damit beginnen (werden), ihre Läger aufzustocken.

Lager werden aufgestockt
In den USA zeigte sich bereits in den vergangenen Monaten bei rückläufigen Lagerbeständen ein generell niedriges Vorratsniveau. Das lässt sich aus den Daten eines in den USA genau verfolgten Einkaufsmanagerindex tendenziell erkennen. Zudem lässt sich aus den BIP-Daten ablesen, dass die US-Exporte von Gütern und Dienstleistungen bereits im vierten Quartal 2023 um 2,1 % wuchsen. Ermutigend sind auch die Daten des „S&P Global US Manufacturing PMI“, der von Jänner auf Feber 2024 von 50,7 auf 52,2 Punkte anstieg und somit die stärkste Erholung seit Juli 2022 verzeichnete. In einer

Aussendung vom 1. März weist Chris Williamson, Chief Business Economist bei S&P Global Market Intelligence, sinngemäß darauf hin, dass nach einer langen Durststrecke des Lagerabbaus Fabriken wieder vermehrt ihre Lager aufstocken, was die Input-Nachfrage nach oben treibt und die Produktion im stärksten Ausmaß seit Anfang 2022 puscht.

Rohstoffnachfrageschub aus China winkt
Geht es um Industrieproduktion, so sollte unbedingt ein Blick auf die Entwicklungen des bedeutenden Produktionsstandortes China geworfen werden: Der vom National Bureau of Statistics of China (NBS, chinesische Statistikbehörde) veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für Unternehmen der verarbeitenden Industrie stieg im Jänner 2024 von 49,0 auf 49,2 % Punkte. Während die Produktion bereits anspringt, hinkt der Rohmaterial-Lagerbestand-Subindex noch hinterher. Er war auf Jahressicht noch von 49,6 auf 47,6 Punkte rückläufig. Allerdings ist ein Index für die Lager fertiggestellter Produkte von Dezember 2023 auf Jänner 2024 von 47,8 auf 49,4 Punkte und somit den höchsten Stand seit April 2023 gestiegen. Gleichzeitig stieg der Index neuer Exportaufträge von 45,8 auf 47,2 Punkte. Chinas Exporte sind nach sechs Monaten der rückläufigen Entwicklung im November 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat erstmals wieder gewachsen. Im November und Dezember 2023 wuchsen die Exporte um je 0,7 bzw. 2,3 %. Bleibt der jüngste Nachfragetrend aufrecht, wird China wieder vermehrt international Rohstoffe einkaufen.

Industrieproduktion im Euroraum wächst im Dezember
In Europa schwächt sich der Abschwung der Industrie seit Jahresbeginn erkennbar ab und noch immer werden die Lagerbestände tendenziell kleiner. Laut dem von S&P Global veröffentlichten „HCOB Eurozone Manufacturing PMI“ hielt im Feber der Lagerabbau weiter an. Allerdings hat sich sowohl bei Vormaterialien als auch bei Fertigwaren der Abbau der Bestände verlangsamt. Der Abbau der Auftragsbestände hat sich hingegen im Feber gegenüber dem Vormonat leicht beschleunigt und das Minus der Neuaufträge verringerte sich bereits den vierten Monat in Folge und fiel so niedrig aus wie seit März 2023 nicht mehr. Das sind Lichtblicke, und auch die Zahlen von Eurostat stimmen optimistisch: War im November die Industrieproduktion noch um 5,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat rückläufig, so folgte im Dezember ein Plus von 1,2 %. Vor allem die Investitionsgüterkäufe sprangen an. Dort lag das Plus bei 9,4 %.

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