Neue Impulse für britische Aktien

Die Regierung in London will Steuererleichterungen beim Kauf von Aktien einführen.

Roman Steinbauer. Angesichts eines global starken Börsenumfelds erschien der britische Aktienindex FTSE 100 bisher blass. Im Jahresvergleich zog der Londoner Leitindex nur um 5 % an. Die Messlatte, der S&P 500, stieg während dieses Zeitraums hingegen um 31 %, der Dax 40 um 21 % und der Pariser CAC 40 um 17 %. Das Nachhinken ist aber keinesfalls auf ein einheitliches Kursverhalten britischer Aktien zurückzuführen. Ganz im Gegenteil: Seit zwölf Monaten ist bei vielen Aktien einerseits eine steile Aufwärtsbewegung, und andererseits aber auch ein starker Abwärtstrend zu beobachten.

Nach Angaben des Datenlieferanten Siblis Research betrug per 31.12. der durchschnittliche KGV-Multiplikator der im FTSE 100 enthaltenen Aktien 10,5. Binnen Jahresfrist führen die Liste der Gewinner die Papiere des Triebwerkherstellers Rolls Royce mit einem Zugewinn von 175 % an. Zu den absoluten Aufsteigern gesellen sich weiters Sage (+66 %), Marks & Spencer (+65 %), BAE Systems (+44 %), Next (+33 %), Barclays (+29 %) oder ConvaTec (+28 %). Die Verliererliste wurde von Burberry (-43 %), Vodafone (-24 %), WPP 2012 (-22 %) Diageo (-16 %) und Rentokil (-12 %) geprägt.

John Stepek von Bloomberg thematisierte zuletzt die im Median günstige Bewertung des britischen Aktienmarktes. Demnach lägen die Gründe in schwachen Investitionen aufgrund einer skeptischen Grundhaltung gegenüber der Volkswirtschaft und einer kleinen Quote an Technologie-Titeln. Stepek fasste Äußerungen der Analysten wie folgt zusammen: „Die attraktiven Bewertungen werden erkannt, aber um zu kaufen fehlen Investmenthäusern noch zündende Ansätze.“

So ein Ansatz zeichnet sich aber nun ab. Nach Worten des konservativen Abgeordneten Jeremy Hunt sei ein neues ISA (Individual Savings Account)-Gesetz in Vorbereitung, das Bürger-Steuererleichterung für den Investitionsumfang von bis zu 20.000 GBP (23.400 E) pro Jahr vorsieht. Dabei werde implementiert, dass ein (noch nicht genannter) Teil davon explizit für den Ankauf von Wertpapieren an britischen Börsen bindend ist.

Volkswirtschaftliche Effekte durch Währungsrelationen schlagen indes kaum durch. Denn das britische Pfund schwankt im Verhältnis zum Euro seit nunmehr drei Jahren in einer Bandbreite zwischen 0,83 und 0,89 GBP. Nachdem die Handelsbilanz Großbritanniens im Feber 2022 mit -26,5 MrdGBP (-31 MrdE) einen Rekordabgang darstellte, geht dieser seitdem kontinuierlich zurück. Neben Deutschland (-0,3 %) schwächte sich allerdings das Wirtschaftswachstum im 4. Quartal auch in Großbritannien (-0,2 %) erstmals ab. Doch gibt es erfreuliche Vorzeichen zu einem bedeutenden Konjunkturindikator. So zeigt der Halifax-Hauspreisindex für Feber 2024 mit +0,4 % den fünften Monat in Folge nach oben.

Foto: Pixabay /pdimaria