Zu viel Euphorie im Markt?

Die überschwängliche Kauflaune erhöht das Rückschlagpotenzial.

Roman Steinbauer. Signale bezüglich einer bevorstehenden Aktienkorrektur mehren sich. Zuletzt zogen wiederholte Höchststände der Indizes an führenden Börsen in Europa, den USA oder Japan viel spekulatives Kapital an. Obwohl diverse Titel etablierter AGs durchaus günstige Bewertungen aufweisen, wurden seit Jahreswechsel unter den Anlegern weiterhin jene Fonds oder Aktien bevorzugt, die dem Technologiesektor zuzuordnen sind. Da die Gewichtung dieser Sparte vor allem in den US-Indizes anstieg, wird der Gesamtmarkt durch stark gelaufene Tech-Werte dominiert.

Profis des New Yorker Investmentriesen BlackRock Inc. bremsten kürzlich den Optimismus zu den Aktienmärkten. Die Chef-Global-Investment-Strategin des Hauses, Wei Li, ordnete die Betrachtung in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg in der Vorwoche nun neu ein: „Wir sind gegenüber Aktien zu einer neutralen Haltung übergegangen. Für den japanischen und den US-Markt stehen wir zwar immer noch zu einer Übergewichtung. Auch hier glauben wir aber, die Immobilienkrise kann noch unerwartet durchschlagen.“ (Anm. der Red.: Die Lage spitzte sich jüngst in den USA nicht nur bei Gewerbe- sondern auch bei Büro-Immobilien zu.) Den weitreichenden Risikofaktor einer Kehrtwende der japanischen Notenbank (BoJ) mit einer Zinsstraffung und einem steigenden Yen relativierte die 53-jährige gebürtige Chinesin, befindet sich doch der Leitzins in Tokio nach wie vor bei -0,1 % und werden weltweit Finanzierungen in großem Umfang mit der Devise Nippons getätigt. Li: „Die Notenbanker werden behutsam sein, denn sie wissen um die Marktsensibilität. Die Wende wird mit Augenmaß erfolgen.“ Der Vorsitzende von Renaissance Macro Research, Neil Dutta, wies wiederum im selbigen Finanzkanal darauf hin, dass er trotz Fortschritten in der Inflationseindämmung die Chance für eine Zinssenkung in den USA heuer nur noch auf 10 bis 15 % einschätze.

Wie hochgesteckt die Erwartungen sind, aber auch das Potenzial einer Enttäuschung unter Investoren gestiegen ist, wurde anhand der abrupten Kurszäsur eines prominenten Vertreters des Technologiesektors deutlich. Trifft der Jahresausblick nicht die enorme Wachstumsfantasie der Anleger, werden Titel umgehend abgestraft. So setzte es beim Cybersecurity-Unternehmen Palo Alto (ISIN: US6974351057) am 21. Feber einen Abschlag um sagenhafte 28 %, nachdem die Umsatzprognose für 2024 unter den Markterwartungen lag. Noch zuvor wandten sich Investoren geradewegs Aktien dieser „zweiten Reihe“ bevorzugt zu.

Unsicherheit gedeiht 2024 indes nicht nur durch Präsidentenwahlen in den USA. Weitere Wirtschaftskonflikte bahnen sich an. Am Donnerstag der Vorwoche verlautbarte die US-Regierungsadministration, aufgrund von Sicherheitsbedenken Untersuchungen gegen importierte chinesische E-Kfz einzuleiten: Angesichts der Branchenbedeutung und der groß angelaufenen Autoproduktion chinesischer Marken in mexikanischen Werken ein Ungemach mit Potenzial. Dass diese Schritte zum Schutz der US-Autoindustrie gesetzt werden, liegt indes auf der Hand. Unterdessen kommen in Europa von der Inflationsseite kaum stimulierende Signale. Während die Preissteigerung in Deutschland für Feber mit +2,5 % (p.a.) der Erwartung entsprach, überraschte das nationale französische Statistikinstitut mit einer Rate von +2,9 % negativ. Der Volatilitätsindex (VIX) mahnt ebenso zur Vorsicht. Immer noch zeigt er mit 14 Punkten Gelassenheit an.

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