Chinas steiniger Weg zurück

Der Exportsektor wird zu einer wichtigen Wachstumsstütze, der Konsum könnte bald folgen.

Raja Korinek. Das globale Umfeld ist nicht einfach. Die geopolitischen Konflikte spitzen sich zu, in den USA bleibt die Inflation hoch. Dennoch erhöhte der Internationale Währungsfonds kürzlich seine Wachstumsprognosen. Ihm zufolge dürfte heuer die globale Konjunktur um 3,2 % wachsen. Auch für das Reich der Mitte gibt es eine Wachstumsprognose, sie liegt bei 4,6 %. Und damit ein Stück unter den angestrebten 5 % der Regierung in Peking.

Erfolgreicher Jahresstart
Immerhin verlief das erste Quartal bereits positiv: Die chinesische Wirtschaft wuchs mit einem Plus von 5,3 % im Vergleich zum Vorjahr stärker als erwartet. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Zuwachs von 4,6 % gerechnet. Denn die harten Lockdowns aufgrund der Covid-Pandemie hatten selbst nach dem Ende vor knapp mehr als einem Jahr noch lange auf der Wirtschaft gelastet – ebenso wie die Immobilienkrise. „Damit das Verbrauchervertrauen wiederhergestellt wird, braucht es Zeit und staatliche Maßnahmen“, konstatiert Peter Becker, Investment Director der Capital Group. Er ist jedoch zuversichtlich, dass dies mit der Zeit gelingen werde.

Zuletzt war es vor allem der Exportsektor, der überraschend an Schwung gewonnen hat. Dabei sticht insbesondere die Energiewende hervor. Denn China verkauft unter anderem jede Menge Solarmodule, Halbleiter, Batterien und Elektroautos am Weltmarkt, und das zu sehr günstigen Preisen. Damit hat sich das Land zugleich eine Vormachtstellung gesichert, ein Umstand, der der EU zunehmend ein Dorn im Auge ist. Becker zufolge werde China auch weiter-hin eine zentrale Rolle in den globalen Handelsbeziehungen spielen, trotz aller Bemühungen Europas, den USA und anderer Länder, sich unabhängiger von China zu machen.

Chinas Börsen unter Druck
Die Vorsicht rund um Chinas Wirtschaftsentwicklung hat auch tiefe Spuren an den Aktienmärkten sowohl am Festland als auch in Hongkong hinterlassen. Der Shanghai-Index hat etwa auf ein Jahr einen Wertverlust von rund 10 % verzeichnet. Das Minus ist beim Hang-Seng-Index in Hongkong mit gut 20 % weitaus größer.

Doch wie könnte es weitergehen? Noch immer werde Anlegern ein wenig positives Bild von China vermittelt, dass sich deutlich von der vor Ort zu beobachtenden Realität unterscheide, betont John Malloy, Co-Head of Emerging & Frontier Markets beim Assetmanager Redwheel. Malloy verweist auf die erheblichen Fiskalmaßnahmen und geldpolitischen Anreize der Regierung.

So wurde zum Beispiel am 5. Feber der Mindestreservesatz um 0,5 %-Punkte gesenkt, um die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen. Weitere Stützungsmaßnahmen werden erwartet, um das Marktvertrauen zu stärken, wie es heißt. „Die Schritte werden sich vermutlich auf die Unterstützung der Kapitalmärkte, die Stabilisierung der Immobilienpreise und die Ankurbelung der Wirtschaftstätigkeit konzentrieren.“

Anlagechancen mit Konsum und IT
Anleger, die auf einen Aufschwung an Chinas Börsen setzen wollen, können dies etwa mit dem „Vitruvius Greater China Equity Fund“ tun, der sich auf zehn Jahre besonders gut halten konnte. Die größte Gewichtung entfällt auf den Konsumsektor, etwa mit der Anhui Gujing Distillery, gefolgt vom IT-Sektor. Dazu zählt Netease, das unter anderem Online-Spiele anbietet.

Netease ist auch Teil des „Alphabeta Access Products WANT“-Indexzertifikats von Morgan Stanley. Auch Tencent, Alibaba und Weibo sind Teil davon. Anleger müssen bei beiden Produkten beachten, dass auch größere Verluste möglich sind.

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