Fiesta an der Börse Madrid

Die Konjunktur in Spanien boomt – und mit ihr auch der Aktienmarkt in zahlreichen Branchen.

Stefan Riedel, München. Spaniens Wirtschaft blickt weiter sonnigen Zeiten entgegen. Der IWF prognostiziert für die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone 2024 ein Wachstum von 1,5 %. Das ist deutlich mehr als die für die Eurozone prognostizierten 0,9 % und die 0,2 %, die für Österreich erwartet werden. Bereits 2023 hatte Spanien mit einem 2,5-%-Plus beim Bruttoinlandsprodukt die meisten Industriestaaten abgehängt. Das Land ist einer der größten Profiteure des Wiederaufbaufonds der EU. Und weil die Inflation früher sank als in der restlichen EU, haben auch die Privatverbraucher mehr Geld in der Tasche. Der robuste Arbeitsmarkt und der wieder boomende Tourismus stützen den Binnenkonsum.

Boombörse Madrid
Der Leitindex der Börse Madrid, der Ibex 35, hat seit Jahresanfang um 5 % zugelegt. Damit hat er den Wiener ATX überholt und fast so gut abgeschnitten wie der S&P 500. Im Index am höchsten gewichtet sind Konzerne aus dem Finanz-, Energie- und Bausektor. Weil in diesen Branchen traditionell hohe Dividenden ausgeschüttet werden, liegt die durchschnittliche Dividendenrendite aller im Ibex 35 enthaltenen Blue Chips mit 4,4 % weit über dem europäischen Durchschnitt.

Zur Auswahl haben Anleger einen breiten Branchenmix. Vom Ende der steigenden Zinsen profitieren zum einen Firmen aus defensiven Branchen wie Versorger, zum anderen zyklische Sektoren wie Immobilien und Infrastruktur, die in Spaniens Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen. Gut aufgestellt ist Spanien auch bei erneuerbaren Energien. Dank der vielen Sonnenstunden und freien weiten unbewohnten Flächen für Windparks ist das Land prädestiniert für die Produktion von grünem Strom. Ein weiterer Pluspunkt ist die Verflechtung vieler spanischer Unternehmen mit Absatzmärkten in Lateinamerika.

Fonds und ein attraktives Aktientrio
Der „Xtrackers Spain UCITS ETF“ ist ein kostengünstiges Vehikel, um an der Performance des Ibex 35 in der Breite zu partizipieren. Anleger müssen sich dabei immer vor Augen halten, dass Versorger, Banken und Telekom hoch gewichtet sind. Der im Oktober 1990 aufgelegte „Fidelity Iberia Fund A“ hat mit seiner Dreijahresperformance besser abgeschnitten als die beiden zugrundeliegenden Benchmark-Indizes. Neben den Blue Chips enthält der Fonds auch etliche Nebenwerte. Demgegenüber hat der „Mediolanum Challenge Spain Equity L“ ein deutlich kleineres Fondsvolumen von 45 Millionen Euro. Die Kosten sind mit 3 % vergleichsweise niedrig. Das mit rund 30 Position konzentrierte Portfolio hat in drei Jahren eine Performance von rund 20 % erzielt.

Bei den Einzelwerten bleibt der weltweit umsatzstärkste Modekonzern Inditex ein Top Pick. Mit seinen Topmarken Zara, Bershka und Massimo Dutti sollte Inditex in den nächsten zwei Jahren ein Gewinnwachstum im unteren zweistelligen Bereich schaffen. Die operative Marge von 25 % ist in der Branche top und rechtfertigt eine höhere Aktienbewertung.

Ein weltweiter Branchenchampion ist die auf Software für Reise- und Hotelbuchungen spezialisierte Amadeus IT Group. Das Unternehmen profitiert weiter von Nachholeffekten nach der Corona-Pandemie und baut das organische Wachstum über Zukäufe in neuen Marktnischen konsequent aus.

Unter den Banken ist Banco Santander bei der Relation von erwartetem Wachstum zu Aktienbewertung ein klarer Kauf. Das Geldhaus erwirtschaftet rund 45 % seiner Erträge in Europa und den USA, expandiert aber immer stärker nach Lateinamerika. Diese Strategie zahlt sich aus. Anleger können sich dank üppiger Ausschüttungen auf hohe Dividendenrenditen freuen.

Foto: Pixabay / Karabo Spain