Investieren in Gold, Silber und Platin
Edelmetalle zeigten zuletzt starke Impulse, und bei Silber und Platin überwiegt die Nachfrage.
Michael Kordovsky. Der Goldpreis stieg infolge geopolitischer Spannungen und zunehmender Ängste vor einer Eskalation mit Russland bis zum 20. März auf ein vorläufiges Allzeithoch von rund 2.186 USD pro Unze. Per 27. März (13.00 Uhr) liegt der Goldpreis auf Jahressicht knapp 12 % im Plus. Unterstützend bleiben die Aussichten auf rückläufige Leitzinsen der EZB. Letzteres ist auch positiv für Platin und Silber.
Angebotsdefizit am Platinmarkt
Der Platinpreis liegt auf Dreijahressicht noch um rund 24 % im Minus, sollte jedoch von zunehmender Umstellung in der Produktion von Autokatalysatoren profitieren, wo Firmen bestrebt sind, teures Palladium durch günstiges Platin zu ersetzen. 2023 hingegen erholte sich die Autoindustrie von den Lieferkettenunterbrechungen der Pandemie und jener infolge des Ukrainekriegs. Die Platinnachfrage aus der Autobranche, die rund 41 % der gesamten Platinnachfrage ausmacht, stieg von 2022 auf 2023 um 16 %. Die globale Platinnachfrage stieg von 6,406 auf 8,009 Millionen Unzen, wodurch sich ein Angebotsüberhang von 899.000 Unzen in ein Angebotsdefizit von 878.000 verwandelte. Laut dem Researchhaus Metals Focus ist auch 2024 mit einem Angebotsdefizit zu rechnen.
Gemäß einer Jänner-Publikation des World Patinum Investment Council rechnen Experten damit, dass die Minenproduktion von Platin von 2024 bis 2027 lediglich nur noch von 5,734 auf 5,918 Millionen Unzen steigt, ehe es 2028 wieder auf 5,8 Millionen Unzen abwärts geht. Die globale Nachfrage sollte hingegen von 2024 bis 2028 von 7,663 auf 8,24 Millionen Unzen steigen. Zwar sollte das Recycling-Volumen kräftig ansteigen, doch per Saldo bleiben von 2025 bis 2028 jährliche Angebotsdefizite im Bereich von 500.000 bis 612.000 Unzen. Aber noch immer liegt der Platinpreis bei nur noch 43 % des Goldpreises – einem historisch betrachtet extrem niedrigen Wert. Hinzu kommen noch gewisse Platinversorgungsunsicherheiten, denn Südafrika, bekannt für häufige Stromausfälle und Streiks, ist 2023 mit einem Welt-Minen-Produktionsanteil von rund 70 % der größte Produzent, gefolgt von Russland und Zimbabwe.
Silber profitiert von Energiewende
Silber hat im Vergleich zu Gold laut vielen Tradern und Marktbeobachtern noch Aufholpotenzial. Fakt ist, dass der Silbermarkt schon seit 2021 ein permanentes Angebotsdefizit (Market Balance) aufweist und 2024 mit einem weiteren Angebotsdefizit-Jahr zu rechnen ist. In jeder Solarzelle befinden sich rund 111 Milligramm Silber und ein E-Auto enthält rund drei Unzen Silber. Eine aktuelle Publikation von Sprott Wealth Management (basierend auf Daten von Bloomberg) zeigt eine Prognose, wonach die Silbernachfrage der Photovoltaik-Branche von 2022 bis 2030 von 140 auf 273 Millionen Unzen steigen sollte. Das Silber-Angebotsdefizit (Market Balance) sollte dann bei 260 Millionen liegen, verglichen mit 51 bzw. 238 Millionen Unzen in den Jahren 2021 und 2022. Viele Financial-Influencer begründen mit ähnlichen Zahlen einen starken Optimismus bezüglich des zukünftigen Silberpreises.
Steuerliche Aspekte
Wer tradet und innerhalb eines Kalenderjahres kauft und verkauft, ist mit besicherten ETCs und (Hebel-)Zertifikaten unter steuerlichen Aspekten aufgrund des besonderen Steuersatzes von 27,5 % und automatischem Abzug auf inländischen Depots in der Regel besser dran. Doch im Falle niedrigerer Einkommen können auch umsatzsteuerbefreite Bullion-Goldmünzen und -Barren oder in einem Zollfreilager in der Schweiz befindliche Silber- und Platin-Barren generell die bessere Alternative sein. Werden hier Gewinne innerhalb der Spekulationsfrist von einem Jahr realisiert, fällt auf den realisierten Gewinn der individuelle progressive Einkommensteuertarif an. Im Falle einer Behaltedauer von mehr als einem Jahr sind die Gewinne hingegen steuerfrei.
Zu beachten ist allerdings, dass Silber- und Platin-Käufe in Österreich der Umsatzsteuer von 20 % unterliegen. Der Ausweg liegt in Zollfreilagern in der Schweiz, wo beim Ankauf von Silber, Platin oder Palladium die Umsatzsteuer zu-nächst vermieden werden kann. Als Zollfreilager werden Warenlager bezeichnet, die zur unversteuerten und unverzollten Zwischenlagerung von Produkten aller Art dienen. Die Nutzung eines Zollfreilagers ist kostenpflichtig. Die Kosten sind aber bei der Ermittlung von Spekulationseinkünften als Werbungskosten steuerlich absetzbar. Die Umsatzsteuer kann vermieden werden, indem das Edelmetall das Lager nicht verlässt.
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