Kreislauf statt Müll

Im Spannungsfeld zwischen Produktionssteigerung und Abfallreduktion.

Christian Sec. Wenn es nach dem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft der EU geht, soll die Wegwerfgesellschaft bald der Vergangenheit angehören, genauso soll die Abfallmenge nicht mehr eins zu eins von der Produktionsmenge abhängen. Insbesondere die Lebensdauer von Produkten und ihre Wiederverwendbarkeit zu erhöhen, steht daher im Zentrum der politischen Anstrengungen.

Bei Wienerberger soll der Anteil von Produkten mit extrem langer Lebensdauer bis 2026 auf mehr als 80 % und jener von recycelbaren Produkten auf 90 % ansteigen. Das Nachhaltigkeitsprogramm von Wienerberger sieht infolgedessen bis 2026 eine 15 %ige Reduktion des an den Produktionsstätten anfallenden Abfalls vor. Bei Betonflächenbefestigungen werden so Kies und Sand durch sekundäre Zuschlagsstoffe aus eigenem Produktionsabfall ersetzt. Insgesamt lag das Abfallaufkommen von Wienerberger 2023 bei 95.336 Tonnen. Dabei zeigt sich auch ein Trend zu sogenannten weniger gefährlichen Abfällen (schädigend für Gesundheit und Umwelt). So stieg der Anteil an nicht gefährlichen, recycelbaren Abfällen von 67 auf 76 %.

Gute Auftragslage, steigende Abfälle
Der Bausektor gehört zu jenen Branchen, die besonders viele Ressourcen in Anspruch nehmen und Abfälle verursachen. Porr hat sich auf die Aufbereitung von Bau- und Abbruchabfällen sowie Bodenaushüben spezialisiert, die laut Porr rund 75 % des gesamten Abfallstroms in Österreich ausmachen. In eigenen Anlagen sowie durch gezielte Forschung werden diese und auch industrielle Abfälle so aufbereitet, dass sie erneut genutzt werden können. Wie die Ökodesign-Verordnung der EU vorsieht, wird bereits in der Planung von Bauprojekten die Einbeziehung von Abfall und Recycling mitberücksichtigt. Eine kontinuierliche Reduktion des Gesamtabfallaufkommens gestaltet sich herausfordernd, da die Abfallmengen je nach Auftragslage und durch Umbauten von Betriebsstandorten stark schwanken können, schreibt der Baukonzern in seinem Nachhaltigkeitsbericht. So stieg das Abfallaufkommen im Vorjahr auf rund 10.650 Tonnen und war damit rund 1.500 Tonnen höher als im Jahr zuvor. Um das Abfallaufkommen zu minimieren, nutzt das Unternehmen innovative Softwarelösungen. Dabei führt der Konzern überschüssiges Materialangebot mit entsprechender Nachfrage zusammen.

Reduktion des Abfallziels
Mit dem Ziel, gefährlichen Abfall zu vermeiden, sowie eine schonende Verwendung von Kupfer zu gewährleisten, hat der Leiterplattenhersteller AT&S ein Kupferrecyclingprojekt initiiert. Nach der Implementation des Recyclingprozesses können mit dieser Methode 75 % des eingesetzten Kupfers zurückgewonnen werden.

Bei Semperit werden derzeit Abfälle aus dem Post-Industrial-Bereich, die nicht wiederverwertet werden können, verbrannt. Daher forscht das Unternehmen derzeit an Möglichkeiten, diese Recyclingprozesse zukünftig abdecken zu können. Mit Hilfe von externen Partnern werden Produktionsabfälle von Fenster-, Tür und Fassadendichtungen devulkanisiert und das daraus gewonnene Rezyklat zurück in den eigenen Produktionskreislauf der Profilfertigung integriert.

Insgesamt betrachtet wurde aber mit dem Medizinsektor der Geschäftssektor mit dem größtem Einsparpotenzial im Bereich Energie und Abfall verkauft. Bei den verbliebenen Bereichen gibt es vergleichsweise nur ein geringes oder gar kein Einsparpotenzial. Durch die Adaption der Ziele nach dem Verkauf der Medizinsparte wurde das Abfallreduktionsziel auf 7 % zurückgesetzt, zuvor lag es bei 30 %.

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