Rüstungs-Lieferkette bietet Chancen
Investments entlang der Wertschöpfungskette statt reiner Rüstungsaktien.
Michael Kordovsky. Die weltweiten Rüstungsausgaben stiegen von 1.842 MrdUSD im Jahr 2018 bis 2023 auf 2.443 MrdUSD – ein Anstieg um jährlich 5,8 %. Weitere Erhöhungen (vor allem bei den Nato-Ländern sowie in Russland und China) zeichnen sich ab.
Die Performance des 28 Werte der Bereiche Rüstung sowie Luft- und Raumfahrt enthaltenden „MSCI World Aerospace and Defense Index“ (USD) lag in den vergangenen drei Jahren bis 29.3. bei 13,7 % p.a. verglichen mit 8,6 % p.a. im MSCI World. Allerdings ist das Forward-KGV dieses Index mit 22,6 bereits relativ hoch. Aber auf Umwegen kann man auch über teils wesentlich günstiger bewertete Aktien der Rüstungs-Wertschöpfungskette an diesem Trend mit- partizipieren.
Elektronikfirmen profitieren vom Rüstungsboom
Ein Unternehmen, das Kampfflugzeuge mit Flug-Kontrollsystemen, Navigations- und Kommunikationsausrüstung ausstattet und auch wichtige elektronische Komponenten liefert, ist die französische Thales, die über Thales Alenia Space Satelliten baut und Komponenten für die zivile und militärische Raumfahrttechnik entwickelt. Ein weiterer Bereich ist Digital Identity & Security. Laut Konsens unter finanzen.net erwarten Analysten von 2024 bis 2028 ein Gewinnwachstum/Aktie von 11,2 % p.a. Auf Basis eines Kurses von 159,20 Euro liegt das für 2025 geschätzte KGV bei 16,9.
Noch weiter hinten in der Wertschöpfungskette angesiedelt sind Chiphersteller, die laufende Aufträge von der Rüstungsindustrie erhalten. Ein aktuelles Beispiel ist AMD. Als KI-Speziallist und Anbieter von Graphik-Prozessoren in den USA mit dem Militär arbeitet auch Nvidia zusammen. Das Unternehmen mit einem von Zacks ausgestatteten „Buy“ ist laut Schätzungskonsens per 26. April mit einem für 2025/26 geschätzten KGV von 32,2 bewertet. Doch tendenziell revidieren die Analysten ihre Gewinnerwartungen/Aktie nach oben – in den vergangenen 90 Tagen sogar um 19,6 %.
Flugzeugtriebwerke und Stahl
Ein wichtiger Zulieferer in der Produktion von Militärflugzeugen ist die deutsche MTU Aero Engines AG, die nicht nur Systempartner für nahezu alle Luftfahrtantriebe der deutschen Bundeswehr ist, sondern auch eine Schlüsselrolle in den wichtigsten militärischen Triebwerksprogrammen Europas spielt – von der Entwicklung, Produktion bis hin zur Instandhaltung. Ein weiteres Standbein sind Industriegasturbinen. Im Zeitraum 2018 bis 2023 konnte das Unternehmen den Umsatz um 6,7 % p.a. auf 6,33 Milliarden Euro steigern, während sich der freie Cashflow um 11,6 % p.a. auf 352 Millionen Euro verbesserte. Auf Basis eines Kurses von 223,10 Euro liegt das von Analysten erwartete KGV 2025 bei 16.
Als Stahlzulieferer der Rüstungsindustrie fungiert der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor Mittal, der allerdings ein großes Spektrum an zahlreichen Branchen wie Bau, Automobil, Verpackung und Transport abdeckt. Bei der Größe und Diversifikation spielt derzeit der „Defense-Trend“ daher nur eine untergeordnete Rolle und die zyklischen Schwankungen der Erträge erinnern an die Natur klassischer Zykliker.
Seltene Erden
Militärstrategisch von Bedeutung sind auch seltene Erden – eine Metallgruppe, deren Angebot von China dominiert wird. Vor allem wenn die Produktion außerhalb Chinas liegt, wird es aber interessant. Ein Beispiel ist die australische Lynas Rare Earths Ltd., die Metalle für die moderne Infrastruktur inklusive grüne Energie, E-Autos, Automatisierung, Smartphones und diverse E-Komponenten in ihren Lagerstätten hat und bereits schwarze Zahlen schreibt. Laut MarketScreener liegt das für 2025/26 geschätzte KGV der Aktie bei 13,1.
Foto: Pixabay / Defence Imagery