Wenn die Schwankungen zunehmen

Die Inflation ist hartnäckig, geopolitische Konflikte verschärfen sich: Gezielte Strategien sind gefragt.

Raja Korinek. Das neue Börsenjahr ist bislang gut gestartet. In den USA bleibt die Künstliche Intelligenz (KI) tonangebend und zieht entsprechend die Branchenaktien nach oben. In Europa gibt es weitere Treiber. So legten in Deutschland etwa Rüstungsaktien kräftig zu und Bankenwerte profitierten von höheren Zinsen. Damit verbessert sich deren Marge, da höhere Zinsen meist nur an Kreditnehmer, jedoch nur in geringem Ausmaß an Sparer weitergereicht werden.

Zuletzt waren auch Hoffnungen auf sinkende Zinsen ein breiter Markttreiber, so vor allem für Wachstumsaktien. Denn damit vergünstigen sich deren Finanzierungskosten, da solche Unternehmen oftmals noch keine Gewinne schreiben. Doch mittlerweile gibt es wachsende Zweifel rund um den Start der geldpolitischen Lockerungen, allen voran in den USA. Allein im März stieg die Inflation um 3,5 % und damit stärker als erwartet. So richtig Öl ins Feuer gossen jüngst zudem Aussagen regionaler Mitglieder der US-Notenbank, so etwa von Lorie Logan aus Dallas. Sie äußerte sich skeptisch über eine allzu frühe Senkung und verwies nebst der hartnäckigen Inflation auf das anhaltend hohe Wirtschaftswachstum.

Konflikte spitzen sich zu
Hinzu kommen weitere Faktoren. Auf sie verweisen die Private-Banking-Experten der Steiermärkischen Sparkasse. Alexander Eberan, Leiter Private Banking in Wien, hebt etwa die bevorstehende US-Wahl sowie die geopolitischen Konflikte hervor. Allein im Nahen Osten sowie in der Ukraine spitzen sich die Ereignisse zu. Eine Verschärfung könnte letztendlich den Ölpreis weiteren Rückenwind verschaffen, ein Umstand, der die Inflation wiederum kräftig anheizen würde. „Dass der aktuelle Höhenflug an den Börsen in eine stärkere Volatilität übergeht, ist sehr wahrscheinlich“, so das Fazit. Die Frage sei nur, wann dies passieren werde.

Ein guter Indikator können Volatilitätsindizes sein. So misst der VIX die erwartete künftige Schwankung – die implizite Volatilität – des S&P 500 auf die jeweils kommenden 30 Tage anhand von Optionen. Zuletzt lag der VIX bei 16,28 Punkten (per 11.4.). Zum Vergleich: Als die Börsen zu Beginn der Corona-Pandemie einbrachen, schnellte der Index auf knapp 83 Punkte. In Europa misst wiederum der VSTOXX die vom Markt erwartete Schwankungsbreite des Euro-Stoxx-50-Index auf die jeweils kommenden 30 Tage. Hier verharrt der Index derzeit ebenfalls auf sehr niedrigem Stand.

Strategien gegen Schwankungen
Anleger, die mit einem Anstieg rechnen, können darauf etwa mit dem Indexzertifikat der Société Générale setzen. Eine weitere Möglichkeit bieten Low-Volatility-Fonds, so etwa das „AB SICAV I – Low Volatility Equity Portfolio“. Dabei wird auf Qualitätsaktien gesetzt, die nach Meinung des Fondsmanagements geringere Schwankungen als der Gesamtmarkt aufweisen. Beinahe 40 % des Fonds entfallen derzeit auf IT-Unternehmen, etwa auf Microsoft und Alphabet, gefolgt von Finanzen und dem Gesundheitswesen. Dazu zählt beispielsweise der US-Pharmakonzern Merck. Überhaupt entfällt regional der größte Anteil auf die USA, gefolgt von UK und Kanada.

Im „Invesco Euro Stoxx High Dividend Low Volatility UCITS ETF“ liegt der Fokus auf den 50 dividendenstärksten europäischen Unternehmen mit möglichst geringer Volatilität. Unternehmen aus Italien und Deutschland sind besonders hoch gewichtet, so etwa Mercedes-Benz oder Intesa-Sanpaolo. Verluste sind jedoch auch bei all diesen Produkten möglich.

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