Womit Europas Zinslandschaft lockt
Bei Pictet sieht man gute Gründe für Euro-Unternehmensanleihen.
Raja Korinek. Das Ende der lockeren Geldpolitik vor rund zwei Jahren führte zu Turbulenzen auf den globalen Anleihemärkten. Die Zinsen wurden in Europa sowie in den USA zügig angehoben, wodurch bestehende Bonds an Wert verloren. Denn sie waren dann schlechter verzinst als jene Papiere, die nach den Anhebungen begeben wurden.
Dieser Umstand traf auf Unternehmensanleihen in einem größeren Ausmaß als auf Staatsanleihen zu. Manch ein Konzern konnte die höheren Finanzierungskosten nicht ganz einfach wegstecken. Vor allem Emittenten aus dem Hochzinsbereich schmerzten die höheren Zinsen. Darin haben Emittenten ein Rating von einem BB+ oder darunter. Das obere Bonitätssegment, der Investment Grade-Bereich, beginnt bei einem BBB-.
Lukratives Zinsniveau
Inzwischen haben die Renditen etwa bei Unternehmensanleihen in Euro ein durchaus interessantes Niveau erreicht, betonen Experten. Noch knapp vor der Zinswende lagen die Renditen bei rund 0,3 %. Sie haben zuletzt ein Niveau von gut 4 % erreicht.
Hinzu kommen die erwarteten Zinssenkungen in der Eurozone. „Der Markt rechnet derzeit mit zumindest drei Senkungen zu jeweils 0,25 %-Punkten. Die Annahme erscheint vernünftig, zumal sich die Wirtschaft teils abschwächt und die Inflation in der Region rückläufig ist“, konstatiert Manesh Mistry (Foto), Senior Client Portfolio Manager bei Pictet Asset Management, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Tatsächlich stieg die Inflation in der Eurozone im März um 2,4 % im Jahresvergleich. Im Feber lag die Zahl noch bei 2,6 %. Sinkende Zinsen sollten die Kurse bestehender Anleihen unterstützen. Solche Papiere sind dann besser verzinst als jene, die nach der Senkung begeben werden.
Breite Palette nutzen
Die Marktchancen sind breit gefächert. Im „Pictet – EUR Income Opportunities Fund“ setzt man auf ein breites Spektrum insbesondere an Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade- und High-Yield-Segment. Zusätzlich wird das Portfolio mit Staatsanleihen und Geldmarktinstrumenten ergänzt. Damit sollen Schwankungen in stressigen Marktphasen verringert werden, erklärt Mistry. Mit knapp 40 % machen Papiere mit einem „BBB“-Rating zudem den größten Anteil im Fonds aus.
Grundsätzlich würden dabei eher defensiv als zyklisch ausgerichtete Unternehmen bevorzugt. Zudem sehe man derzeit interessantere Chancen bei Finanztiteln in Relation zu Unternehmen aus anderen Branchen. Tatsächlich haben viele Banken von den höheren Zinsen stark profitiert. Damit verbesserte sich deren Zinsmarge.
Kurze Laufzeiten im Fokus
Auch der Blick auf die durchschnittliche Restlaufzeit offenbart Interessantes. Rund 71 % des Fondsvermögens sind derzeit in Papiere mit einer Restlaufzeit von ein bis drei Jahre veranlagt. Das besondere an solchen Papieren: Weil deren Fälligkeit in greifbarer Nähe ist, schwanken deren Kurse grundsätzlich weniger als bei Anleihen mit langen Laufzeiten.
Tatsächlich könnte Unerwartetes bei den prognostizierten Zinssenkungen bzw. der Inflationsentwicklung zu herben Enttäuschungen führen. So könnte insbesondere die Entwicklung beim Ölpreis dem erwarteten Vorhaben der EZB im Juni einen Strich durch die Rechnung machen, falls sich der geopolitische Konflikt im Nahen Osten verschlechtert und die Notierung hinaufschnellt. Solch eine Entwicklung sieht man bei Pictet Asset Management allerdings nicht als Basisszenario. Mistry verweist auf die Hausmeinung, der zufolge letztendlich mit einer Deeskalation gerechnet wird.
Foto: Pictet Asset Management