Auftritt für die erste digitale Anleihe
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau begibt im Sommer erstmals Krypto-Bonds.
Roman Steinbauer. Die überraschende Pressemeldung der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vom 6. Mai verbreitete sich nicht nur auf Blockchain-affinen Plattformen umgehend: Die führende Förderbank der bedeutendsten Volkswirtschaft Europas begibt die erste vollwertige digitale Anleihe nach dem eWpG (Gesetz über elektronische Wertpapiere des Bundesamtes für Justiz). Die Vorbereitungen zur Emission starteten bereits, die Begebung werde noch in der Sommerperiode erfolgen.
Erwartete Abwicklungsvorteile
Als Motivation, den Krypto-Markt einzubinden, führt die KfW an: Die Digitalisierung sei entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Finanzmarktes. Der Diskurs zu Krypto-Wertpapieren solle dadurch intensiviert und Marktteilnehmer gewonnen werden. Dass generell die Akzeptanz der Blockchain-Obligationen für Anleger und Großinvestoren erhöht werden soll, geht zudem aus den Worten Melanie Kehrs, Mitglied des Vorstands der KfW-Bankengruppe, zur Produktpräsentation hervor: „Für Transaktionen dieser Technologie wird der künftige Weg damit geebnet.“ Tim Armbruster, Verantwortlicher Schatzmeister der KfW, ergänzte dazu: „Die Kombination aus Fortschritt und gesetzlich reguliertem Umfeld biete der KfW gute Rahmenbedingungen, um diesen nächsten Schritt zu gehen.“ (Anm. der Red: Digitale Schuldscheine in Form von Zentralregisterwertpapieren wurden bereits begeben.) Ziel sei ebenso, Lernprozesse zum Produkt und die Verbesserungspotenziale zu erkennen. Laut Armbruster werde der Schub zur Digitalisierung der KfW vorteilhafte Effizienzsteigerungen und eine erhöhte Skalierbarkeit bringen. Ergänzend hält der Emittent dazu aber auch fest: „Die betreffenden Wertpapiere wurden und werden nicht gemäß dem U.S. Securities Act von 1933 in der jeweils gültigen Fassung registriert und dürfen in den Vereinigten Staaten weder angeboten noch verkauft werden.“
Marktreife in wenigen Wochen
Die am 18. November 1948 gegründete Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wird in erster Linie als nationale Förderbank wahrgenommen. Sie etablierte sich aber durch die über die Jahre ausgeweitete Tätigkeit zu einer der führenden Beteiligungsbanken der Welt. Zur Liquiditätsbeschaffung für die operativen Tätigkeiten der drei Tochterunternehmen, der KfW Capital, der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG) und der IPEX-Bank GmbH (IPEX), refinanziert diese sich im überwiegenden Ausmaß über die internationalen Finanzmärkte selbst. Es werden daher keine eigenen Filialen und Kundeneinlagen beansprucht. Das deutsche Bundesfinanzministerium (übt die Rechtsaufsicht über die KfW aus) definiert die Aufgaben der in Frankfurt am Main ansässigen KfW auf ihrer Plattform: „Die Kreditanstalt für Wiederaufbau setzt in Deutschland, Europa, aber auch weltweit Impulse für Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie.“ Im Blickpunkt stünden der Mittelstand, Existenzgründer und die Bildungsförderung. Dabei liege der Fokus zudem beim Umweltschutz, der Wohnungswirtschaft, der Infrastruktur sowie die Projekt- und Exportfinanzierung und eine Entwicklungszusammenarbeit.
In einer mehrwöchigen Vorbereitungsphase werde nun umgehend mit institutionellen Investoren ein Wissensaustausch stattfinden, um sich mit Eventualitäten, Unsicherheiten oder Zweifel ausei-nander zu setzen. Mit an Bord ist an vorderster Front bereits die Union Investment, die reichlich Erfahrung mit Krypto-Wertpapieren mitbringe. Der Weg zur Emission werde aus einem Konsortium aus DZ Bank AG, Deutsche Bank AG, LBBW und Bankhaus Metzler begleitet werden. Details werden folgen.
Foto: AdobeStock / fotogestoeber