Chipindustrie: Kommt der nächste Aufschwung?

Trotz der KI-Euphorie erlitt die Branche jüngst einen Dämpfer. Experten erwarten nun eine Trendwende.

Raja Korinek. Der Markt für Halbleiter gewinnt weltweit an Bedeutung. Schließlich wächst das globale Datenvolumen und damit verbunden der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Für den KI-Einsatz werden entsprechend immer leistungsfähigere Halbleiter gebraucht.

Dennoch gibt es auch Rücksetzer. „Trotz des aktuellen KI-Hypes war 2023 ein schwieriges Jahr für die Halbleiterbranche“, konstatiert Hagen Ernst, Stellvertretender Leiter Research und Portfoliomanagement bei DJE Kapital AG. Er verweist auf Zahlen der „Semiconductor Industry Association“ (SIA) aus den USA, denen zufolge der Markt für Maschinen zur Halbleiterfertigung – WFE (Wafer Fab Equipment) – um 8 % schrumpfte. Der gesamte Halbleitermarkt brach sogar um 16 % ein.

Trendwende noch heuer in Sicht
Die Gründe sind mehrfach. Unter anderem gab es noch Überkapazitäten am Markt. Obendrein machten die hohen Zinsen grundsätzlich vielen Wachstumsunternehmen, somit auch aus dem Technologiesektor, zu schaffen. Das Blatt könnte sich nunmehr wenden, auch da der Zinszenit erreicht sein dürfte.

Die SIA-Daten deuten jedenfalls auf eine Trendwende im laufenden Jahr hin. Ihnen zufolge dürfte der Halbleitermarkt um 5,1 % und im kommenden Jahr um 6 % wachsen. Ernst verweist auf mehrere Faktoren, die hier zusammenkommen, wie er sagt. „Neue Produktionskapazitäten für KI-Chips werden benötigt. Zudem dürfte die Erholung im Speicherchip-Segment nach Jahren geringer Investitionen der Speicherchip-Produzenten zu einer starken Nachfrage vor allem beim Kapazitätsausbau für schnelle DRAM-Speicherchips führen.“

Neue Speichertechnologien gefragt
Auch anderswo räumt man dem Sektor Chancen ein. Noch seien die Wachstumsraten schwach, von einer echten, kräftigen Erholung sei man weit entfernt, betont Robert Schramm-Fuchs, Portfoliomanager bei Janus Henderson Investors. Schramm-Fuchs nennt einige Wachstumstreiber für den Chipsektor. „Die stark steigende Nachfrage nach neuen Speichertechnologien und der sich abzeichnende KI-Server-Megatrend versprechen einen Zyklus von Technologie-Upgrades für PCs und Smartphones. Das stimmt uns optimistisch für die nächsten Jahre.“

Schramm-Fuchs verweist auch auf die Wertentwicklung der Branchen-Benchmark: Der Philadelphia PHLX Semiconductor Index verzeichnete seit seinem Höchststand Anfang März bei rund 4.905 Punkten eine 17 %ige Kurskorrektur. Zugleich aber hätten mehrere Unternehmen entlang der gesamten Halbleiter-Wertschöpfungskette gute Quartalsergebnisse und zuversichtliche Prognosen vorgelegt, zeigt Schramm-Fuchs einen weiteren positiven Aspekt auf.

Zertifikate als Chance
Anleger, die jüngste Rücksetzer zu einem Einstieg in ein Brancheninvestment nutzen wollen, können dies zum Beispiel mit dem „Alphabeta Access Products Chip Power Indexzertifikat“ von Morgan Stanley. Der Index umfasst 15 Branchentitel, zu denen unter anderem die Chiphersteller Texas Instruments aus den USA und Infineon Technologies aus Deutschland sowie die niederländische ASML gehören. Letzterer Konzern ist der weltweit größte Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie.

Das „Vontobel Solactive Global Semiconductor Leaders Indexzertifikat“ umfasst ebenfalls 15 Titel aus der globalen Welt der Halbleiter. Zu den Indexmitgliedern zählen Nvidia und Advanced Micro Devices (beide aus den USA) sowie TSMC aus Taiwan. Aus Europa sind keine Titel enthalten. Wie immer der Hinweis: Verluste sind bei beiden Produkten möglich.

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