„Österreicher heute deutlich aufgeschlossener“

Christian Nuschele von Standard Life im Interview über Rendite-Chancen in der Altersvorsorge.

Klaus Schweinegger. Standard Life ist der letzte verbliebene britische Lebensversicherer in Österreich und feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Wir baten Christian Nuschele, Head of Distribution von Standard Life, aus diesem Grund zum Gespräch.

Börsen-Kurier: Herr Nuschele, was waren die Gründe für den Eintritt in den österreichischen Markt und ist der österreichische Markt unverändert interessant?
Christian Nuschele: Es waren zwei zentrale Gründe. Zum einen war deutlich sichtbar, dass das staatliche Pensionssystem an seine Grenzen stoßen wird und Konsumenten privat vorsorgen müssen, um der Pensionslücke zu entgehen. Zum anderen war das Produktangebot von konservativen Produkten dominiert und wir haben sehr gute Chancen für innovative, renditeorientierte Vorsorgeprodukte gesehen. Und auch nach 25 Jahren sehen wir sehr großes Potenzial. Private Vorsorge ist notwendiger denn je und die Österreicherinnen und Österreicher sind heute deutlich aufgeschlossener gegenüber investmentorientierten Vorsorgeprodukten. Mit unseren Lösungen sind wir sehr gut positioniert und machen immer noch den Unterschied für eine erfolgreiche Pensionsvorsorge.

Börsen-Kurier: Standard Life arbeitet ausschließlich mit unabhängigen Beratern zusammen. Warum?
Nuschele: Es ist richtig, dass Standard Life ausschließlich mit unabhängigen, hochqualifizierten Beraterinnen und Beratern zusammenarbeitet – und zwar nicht nur in Österreich und Deutschland, sondern weltweit. Dahinter steckt die feste Überzeugung, dass gerade die Professionalität und Unabhängigkeit der Berater sowie die Produktauswahl aus der gesamten Breite des Marktes das beste Ergebnis für den Kunden bringt. Dass unabhängige Berater einen wertvollen Beitrag zum Konsumentenschutz leisten, wird leider noch zu oft übersehen. Wir möchten unseren Beitrag leisten, dass sich das ändert.

Börsen-Kurier: In den vergangenen Jahren hatten Berater viel mit der Regulatorik zu tun. Wie beurteilen Sie die anhaltende Diskussion rund um ein Provisionsverbot?
Nuschele: Ich halte die Einführung eines Provisionsverbots für nicht notwendig. Die Fehlanreize oder gar Provisionsexzesse sind in der Breite des Marktes nicht zu erkennen. Entsprechend ist ein so schwerwiegender Eingriff aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt. Dies scheinen die Politiker in Brüssel aktuell glücklicherweise inzwischen auch so zu beurteilen. Die Umsetzung der regulatorischen Vorgaben hat in den vergangenen Jahren für die Beraterinnen und Berater wie natürlich auch für die Versicherer sehr viel Aufwand bedeutet. Es wäre jetzt an der Zeit, der Branche vielleicht einmal eine kleine Verschnaufpause zu gönnen.

Börsen-Kurier: Standard Life bietet seit einigen Jahren ausschließlich Fondspolizzen ohne Garantien an. Wie wird das von den eher konservativen Österreichern angenommen?
Nuschele: Es wird sehr gut angenommen. Bei den Konsumenten setzt sich immer mehr durch, dass es für den Erfolg der Pensionsvorsorge wichtig ist, dass bei der Veranlagung eine ausreichend hohe Rendite erwirtschaftet wird und Garantien die Renditeaussichten einschränken. Noch nicht hinreichend bekannt sind hingegen die großen steuerlichen Vorteile, die die Fondspolizze gerade auch gegenüber Fonds hat. Die moderne Veranlagung, steuerliche Vorteile gepaart mit der Absicherung des Langlebigkeitsrisikos und hoher Flexibilität machen die Fondspolizze zur passenden Vorsorgelösung.

Börsen-Kurier: Die Inflation sinkt, der Höhepunkt bei den Zinsen scheint erreicht zu sein. Wie geht es aus Ihrer Sicht mit der privaten Pensionsvorsorge weiter?
Nuschele: Die enorm hohen Inflationsraten haben verständlicherweise zu einer gewissen Zurückhaltung bei den Konsumenten geführt. Wir sehen aber, dass sie sich wieder verstärkt um die private Pensionsvorsorge kümmern, neue Investitionen tätigen und von Beitragsferien oder -reduzierungen wieder zum regulären Ansparen zurückkehren. Dies ist sehr positiv. Was die Zinsen anbetrifft, rechnen wir noch in diesem Jahr mit ersten Senkungen. Dies wird Bankprodukte wieder etwas weniger attraktiv machen. Ich erwarte keine Renaissance klassischer Versicherungsprodukte, sondern weiterhin einen Aufschwung bei Fondspolizzen.

Börsen-Kurier: Welche Pläne hat Standard Life?
Nuschele: Standard Life steht für innovative Vorsorgelösungen und versucht, dem Markt immer einen Schritt voraus zu sein. Dies bedeutet aber auch, das Angebot regelmäßig zu überprüfen und zu verbessern. Und genau das tun wir aktuell. Im kommenden Jahr werden wir mit einem überarbeiteten Produktangebot an den Markt gehen. Zusätzlich investieren wir gerade in die Modernisierung unserer IT- und Verwaltungsinfrastruktur, um sie leistungsfähiger zu machen und unseren Kunden einen besseren Service zu bieten. Beides wird uns dabei unterstützen, auch in den kommenden Jahren in Österreich weiter zu wachsen.

Foto: Standard Life