Weltmeisterliches Österreich

Unser Land ist in vielen Bereichen der Industrie führend.

Christian Sec. Die heimische Exportquote bei Waren und Dienstleistungen von mehr als 60 % zeigt, dass die Unternehmen international bestehen können. Österreich weist mit 161 Unternehmen mehr sogenannte „Hidden Champions“ in Relation zur Einwohnerzahl auf als jedes andere Land der Welt, zeigt eine Studie des Instituts Simon-Kucher.

„Hidden Champions“ sind Unternehmen, die auf einem Gebiet entweder unter den Top 3 in der Welt sind oder Nr. 1 in Europa, weniger als 5 Milliarde Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften und auch wenig bekannt sind, da sie meist im B2B-Bereich tätig sind.

Die vielen österreichischen Weltmarktführer sind für Michael Böheim, er ist Senior-Ökonom beim Wifo, „Evidenz dafür, dass es österreichischen Unternehmen erfolgreich gelungen ist, sich zu spezialisieren und sich am Weltmarkt zu behaupten“. Marktführerschaft impliziert etwas Besonderes, erklärt Böheim weiter: „Es kann eben nur einen Marktführer geben.“ So kennzeichnet Marktführerschaft für Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal und impliziert herausragende Leistungsfähigkeit im Vergleich zur Konkurrenz.

Die Marktführerschaft ist ein Versprechen, ein sehr gutes Produkt zu liefern, erklärt ein Sprecher von Rosenbauer, einem Weltmarktführer für Feuerwehrausstattung, auf Anfrage des Börsen-Kurier. Sie ist also so etwas wie eine sichere Bank für die Kunden, die dann auch gerne bereit sind, einen Mehrpreis zu zahlen: Höhere Margen als Preis für den Weltmeistertitel. Oftmals ist daher die Steigerung von Marktanteilen wichtiger als die Umsatzentwicklung.

So kann sich der Faserproduzent Lenzing trotz schwacher Nachfrage und steigender Kosten mit der Marktführerschaft bei Spezialfasern im Bereich Lyocell- sowie Modalfasern trösten.

Zurück aber zu Rosenbauer. Bei neuen Feuerwehrhelmen liegt der globale Marktanteil bei 40 %, bei Feuerwehrfahrzeugen bei 11 %. Häufig haben sich die heimischen Betriebe aus einer langen Unternehmensgeschichte heraus, in der sie Know-how und Vertrauen am Markt aufbauten, zu Weltmarktführern gemausert. Rosenbauer wurde bereits 1866 gegründet.

Kapsch TrafficCom benötigte von der Unternehmensgründung bis zur Weltmarktführerschaft im Bereich Mautsysteme mehr als 100 Jahre. Der Ziegelhersteller Wienerberger, 1819 gegründet, ist in den frühen 2000er-Jahren zur weltweiten Nr. 1 aufgestiegen. Geschafft wurde dies auch unter anderem durch zahlreiche Übernahmen und den Markteintritt in den USA im Jahr 1999.

Palfinger, 1932 als kleine Werkstatt für landwirtschaftliche Anhänger gegründet, wurde in den späten 1990er Jahren Weltmarktführer bei hydraulischen Ladekränen. 2014 wurde das Unternehmen mit dem Kauf der Lifting Machines Group auch zum weltweit größten Hersteller bei Forst- und Recyclingkränen und bei Abrollkippern.

Der Maschinenbauer Andritz, 1852 gegründet, ist gegenwärtig die weltweite Nr. 1 bei Maschinen im Zellstoffbereich und im Bereich der Metallumformung. Aber auch in allen anderen Geschäftsbereichen, wie Wasserkraft oder Metallverarbeitung, zählt das Unternehmen zu den Weltmarktführern.

Aber auch Europameister gibt es zur Genüge, wie z.B. Mayr-Melnhof als führender Kartonproduzent. Pierer Mobility wiederum ist mit Marken wie KTM Europas führender Hersteller für motorisierte Zweiräder mit Marktanteilen zwischen 10 und 12 %. Auch in Nordamerika konnte der Zweiradhersteller zweistellige Marktanteile erobern. Aber das Ziel liegt höher. Mit Innovation will man bei elektrischen Zweirädern im Leistungsbereich von 250 W bis 15 kW Weltmarktführer werden.

Foto: AdobeStock / josepperianes (mit KI generiert)