Fondssparpläne kritisch betrachtet

Die Chancen und die Grenzen des Cost-Average-Effektes.

Michael Kordovsky. Schritt für Schritt Vermögen aufbauen und dabei durch den Cost-Average-Effekt den Einstandskurs systematisch optimieren – das sind die großen Vorteile von Sparplänen. Der sogenannte „Cost-Average-Effekt“ (oder Durchschnittskosteneffekt) ist eine Anlagestrategie, bei der regelmäßig feste Beträge in einen Investmentfonds investiert werden, unabhängig vom aktuellen Kursniveau. Diese Methode kann die Auswirkungen der Marktschwankungen glätten und potenziell zu einer Verringerung des durchschnittlichen Kaufpreises der Fondsanteile führen.

Der Hauptvorteil des Effekts liegt somit in seiner Fähigkeit, das Timing-Risiko zu minimieren. Anleger müssen sich nicht darum kümmern, den Markt zu „timen“, da sie kontinuierlich investieren. Dies ist besonders vorteilhaft in volatilen Märkten, da mehr Anteile gekauft werden, wenn die Preise niedrig sind, und weniger Anteile, wenn die Preise hoch sind. Diverse historische Auswertungen haben gezeigt, dass diese Methode langfristig zu einer positiven Rendite führen kann. Auch Überrenditen sind möglich, wenn über volatile Seitwärtsbewegungen oder Bärenmärkte günstig akkumuliert werden kann, sofern der betreffende Markt auch wieder schnell nach oben dreht: Das hat sich beispiels-weise von Anfang Jänner 2011 bis Ende Mai 2024 im „Amundi MSCI World II“ (ISIN: FR0010315770) in Euro gezeigt: Die Sparplan-Performance von 11,9 % steht einer Einmalerlag-Performance von 11,3 % p.a. gegenüber.

Grenzen des Effekts
Der Cost-Average-Effekt verliert jedoch an Wirksamkeit bei stark ausgeprägten Abwärtstrends mit niedriger Volatilität. Geht es kontinuierlich bergab, besteht das größte Risiko darin, dass Volatilität und Marktrückgänge den durchschnittlichen Kaufpreis weniger effektiv senken, wenn die Märkte nicht wieder rechtzeitig anziehen. Ein Einmalerlag zu einem niedrigeren Einstiegszeitpunkt kann dann häufig die bessere Alternative sein. Hinzukommt noch, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die Volatilität der bereits angesparten Fonds viel stärker ins Gewicht fällt als der zusätzliche Effekt weiterer Sparraten.

Als Beispiel nehmen wir einen ETF-Sparplan im „Amundi MSCI World II“ über die vergangenen fünf Jahre bis Ende Mai 2024. Monatlich werden 100 Euro angespart. Nach fünf Jahren belaufen sich die monatlichen Einzahlungen auf 6.000 Euro und das angesparte Vermögen liegt bei 8.331 Euro. Die nächste Sparrate wären nur noch 1,2 % des bereits ansparten Betrags. Dem steht eine Volatilität von 13,3 % p.a. in den vergangenen drei Jahren gegenüber. Im Gegensatz dazu würde unter Annahme einer Nullperformance nach zehn Sparraten die nächste Sparrate noch 10 % des angesparten Betrags ausmachen. Da fällt der Cost-Average-Effekt noch ins Gewicht.

Wo ist dann die Grenze, die Anleger zum Stopp des Sparplanes veranlassen könnte? Hier eine Orientierungshilfe: Zumindest sollten die nächsten zwölf Monatssparraten betragsmäßig so hoch sein, dass sie das Ausmaß der Volatilität abdecken. Im Falle des Beispiels wären es 13,3 % von 8.331 Euro, also 1.108 Euro. Damit wäre alles

noch im Rahmen (zwölf Sparraten machen 1.200 Euro aus). Doch sobald die Grenze erreicht ist, bestehen zwei Möglichkeiten: entweder den Sparplan beenden oder entsprechend aufstocken.

Zusätzlich kann nach mehreren Jahren der Ansparung der angesparte Teil abgesichert werden. Wird die 200-Tage-Linie im Chart des betreffenden Fonds oder ETFs nachhaltig unterschritten, kann eine Reduktion der Position um beispielsweise die Hälfte erfolgen.

Geeignete Fonds für Sparpläne
Für Fondssparpläne eignen sich besonders breit diversifizierte Aktienfonds und ETFs (Exchange Traded Funds). Diese bieten eine Streuung des Risikos über viele Einzelwerte und Märkte. Insbe-sondere globale Aktienfonds und ETFs sind für langfristige Sparpläne geeignet, da sie das Risiko über verschiedene Länder und Branchen streuen. MSCI World ETFs oder S&P 500 ETFs sind Beispiele für Produkte, die aufgrund ihrer Diversifikation und langfristigen Wachstumschancen für Sparpläne geeignet sind. Aber es ist auch eine Kombination aus Anlagestilen (Value, Growth oder anderes), Regionen, Investmentthemen mitsamt Beimischung von Anlageklassen wie Anleihen, Rohstoffe, Edelmetalle und offener Immobilienfonds möglich. Vorsichtige Anleger können sogar ausgewogene Mischfonds besparen. Wichtig ist zum einen eine gewisse Vola, doch langfristig wird Kapital aufgebaut und das soll dann schon möglichst breit diversifiziert und solide ausgestellt sein.

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