Gendern kann sich lohnen
Die Berücksichtigung von Diversität in Konzernen kann den Erfolg langfristig steigern.
Raja Korinek. Das Thema Diversität rückt zunehmend in den Fokus, wenngleich es noch viel in Sachen Gleichberechtigung zu tun gibt. Dieses Fazit geht aus dem jüngsten „Global Gender Gap Index“-Bericht des Weltwirtschaftsforums hervor, der vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Der Bericht misst seit 2006 Ungleichheiten zwischen Männer und Frauen in Wirtschaft, Bildung, Gesundheit sowie der politischen Führerschaft. Ein Indexstand von 100 % würde auf die völlige Gleichstellung deuten. Er liegt bei derzeit bei 68,5 %.
Diversity lohnt sich für Unternehmen
Dabei können sich geschlechtergerechte Teams etwa in Unternehmen lohnen. Sie hätten eine höhere Innovationskraft, träfen die kreativeren Entscheidungen und entschieden sich für nachhaltigere Lösungen, konstatiert Elena Curtillet, Head of Fixed Income Funds beim Vermögensverwalter Ampega, einer Tochter des deutschen Versicherungskonzerns Talanx. Curtillet meint: „Divers aufgesetzte Teams sind attraktiv für Talente, ein Umstand, der im aktuellen Umfeld wichtiger denn je ist.“ Schließlich gibt es einen wachsenden Mangel an gut ausgebildeten Kandidaten. Zugleich senke eine zufriedene Belegschaft die Fehlzeiten und damit die Kosten für die Unternehmen.
All solche Entwicklungen hätten auch positive Auswirkungen auf den Aktienkurs entsprechender Unternehmen, verweist die Ampega-Expertin auf Studien des US-Consulters McKinsey. So wurde im März der „Diversity Matters Even More“-Bericht für Kontinentaleuropa veröffentlicht. Demzufolge hätten europäische Unternehmen mit gemischten Führungsteams eine mehr als 60 %ig höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu agieren.
Bei der Boston Consulting Group hat man sich obendrein die Auswirkungen allein auf deutsche Aktien angesehen, gemessen am „BCG Gender Diversity Index“. Er misst die 100 größten deutschen Unternehmen, die ein Teil der Prime-Indizes (Dax, MDax, SDax) sind. Die Ergebnisse wurden Ende 2023 veröffentlicht: Demnach haben im Schnitt divers geführte Unternehmen in den vergangenen drei Jahren eine um 5 %-Punkte höhere Aktienrendite erzielt als jene Firmen, deren Führungsriege überwiegend männlich besetzt ist.
Sechs Kriterien zur Gerechtigkeit
Doch wo wird der „Ampega Diversity Plus“-Aktienfonds fündig? Für die Selektion habe man sich mit der nachhaltigen Ratingagentur ISS ESG auf sechs Kriterien verständigt, zu denen eine möglichst hohe Geschlechtervielfalt, Chancengleichheit sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance in Unternehmen zählen. Auch Finanzkennzahlen werden durchleuchtet. Dividendenzahlungen spielen ebenfalls eine Rolle. Das Universum ist der Stoxx-600-Index. Fündig wird der Fonds etwa bei Pharmakonzernen wie Novartis und Sanofi. Auch L‘Oreal und SAP zählen zu den Investments.
Eine weitere Möglichkeit bieten börsengehandelte Indexfonds, also ETFs. Der „Lyxor Global Gender Equality (DR) UCITS ETF“ bildet den „Solactive Equileap Global Gender Equality Index“ ab. Dieser investiert in 150 Aktien aus den Industrienationen, in deren Unternehmenspolitik die Gleichberechtigung der Geschlechter eine besonders zentrale Rolle spielt. Dazu zählen etwa die norwegische Storebrand, die australische Mirvac Group sowie Allianz. UBS bietet ebenfalls einen ETF auf diesen Index an, jedoch werden Fremdwährungen zum Euro abgesichert.
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