Photovoltaik: Aktienkurse hinken hinterher
Ein Erfolgszug der Photovoltaik, der sich in den Kursen nicht widerspiegelt.
Roman Steinbauer. Die hohen Wachstumsraten für Wind- und Photovoltaik-Module spiegeln sich keineswegs an den Börsennotizen. Nach einer Phase des starken Aufschwungs bis zum Erreichen eines Peaks im Jänner 2021 mit 2.115 Punkten erodierte der „S&P Global Clean Energy Index“ ungebremst. Mit aktuell 875 Zählern steht dieser (vorwiegend westliche Gesellschaften beinhaltende Index) um 59 % tiefer.
Vor allem in der Photovoltaik ist die mangelnde Profitabilität europäischer Anbieter gegenüber den oft preisgünstigeren Produkten aus Fernost augenscheinlich. Die Enttäuschung zieht sich bis zum jüngsten Geschehen um das Schweizer Solartechnik-Unternehmern Meyer Burger. Zuletzt an der Börse SIX Swiss nur noch als „Penny-Stock“ geführt, wurde mit 1. Juli ein Reverse Split von 750:1 vollzogen. Das Unternehmen mit Geschäftssitz Thun erzielte im Jahr 2023 mit 1.200 Mitarbeitern Erlöse von 135 Millionen Schweizer Franken (139,73 Millionen Euro) und konnte seit 2019 keine Gewinne mehr erzielen. Aber auch die Kurse von Enphase Energy, Sunrun, SolarEdge, Array Technologies oder Canadian Solar bewegen sich entlang neuer Tiefststände.
Überschrittener Wendepunkt
Solarpaneele dürften bei grünen Energievarianten dabei in Zukunft die Dominanz übernehmen. Das Fachmedium Ingenieur.de, das Entwicklungen in Technik und Wissenschaft publiziert, berichtete bereits im Oktober 2023 von einem überschrittenen Wendepunkt. Die Autorin Nicole Lücke berief sich dabei auf eine Studie der University of Exeter, die den Siegeszug der Photovoltaik als „sehr wahrscheinlich“ einstufe. Noch vor dem Jahr 2050 werde diese die führende Rolle bei Energieträgern übernehmen, ohne dass es einer „ehrgeizigen Klimapolitik“ bedürfe.
Der Zusammenhang mit Wasserstoff treibe den Sektor zusätzlich an und direkt Sonnenenergie nutzende Systeme würden immer effizienter. Falls der rasche technologische Fortschritt Bestand habe, reiche die globale Verfügbarkeit der Solarenergie, die Windkraft und Geothermie dauerhaft auszustechen. Das Fachmagazin zitierte den Wissenschaftler Femke Nijsse, der einen Zyklus ausmachte. Dieser bewege sich in einem Kreislauf zwischen der Einführung von Technologien und der Erkenntnis der Unternehmen, zu einer kostengünstigeren wirtschaftlichen Nutzung. Schreibe man diesen Zyklus fort, sei das künftige Tempo des Wachstums der Solarenergie relativ darstellbar.
Dass die Power Construction Corp. of China im Juni in der Provinz Xinjiang die mit 200.000 Hektar weltgrößte Solarfarm in Betrieb nahm (jährlich sollen mehr als 6 Mrd kw/h Strom produziert werden) kann als weiterer Beleg des Trends gesehen werden.
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