Wenn Künstliche Intelligenz Vermögen verwaltet
Bei Pictet lässt man seit Kurzem Algorithmen bei einem Fonds entscheiden.
Raja Korinek. Die Künstliche Intelligenz (KI) wird in immer mehr Bereichen eingesetzt. Und das offenbar mit Erfolg. Laut einer Auswertung des US-Beratungsunternehmens EY treibt der KI-Höhenflug den Wert der 100 wertvollsten börsennotierten Unternehmen weltweit zunehmend nach oben. Dieser stieg in den ersten sechs Monaten 2024 um 17 % auf knapp mehr als 42 Billionen US-Dollar. An der Spitze steht das US-Softwareunternehmen Microsoft mit einem Börsenwert von 3,32 Billionen US-Dollar. Das Unternehmen integriert unter anderem die KI in seiner Suchmaschine Bing und hat sich obendrein an Open AI, aus dessen Haus Chat GPT stammt, beteiligt. Den zweiten Platz im Ranking belegt Apple, gefolgt vom Chip-Konzern Nvidia.
Mit der Einführung des Chatbots Chat GPT Ende November 2022 wurde das Potenzial der KI erstmals auch einer breiten Öffentlichkeit sichtbar gemacht, konstatiert Gabriele Susinno, Senior Client Portfolio Manager bei Quest (Quantitative Equity & Solutions Team) von Pictet Asset Management, gegenüber dem Börsen-Kurier. Dabei würde die KI schon länger zum Einsatz kommen, wenn auch vielen Menschen deren Einsatz oftmals gar nicht bewusst sei. „Sie wird beispielsweise bei Spamfilter in E-Mails, in GPS-Geräten sowie in Streamingvorschlägen eingesetzt.“
KI wird herausgefordert
Dabei nehme die Fehlerhäufigkeit bei der Datenauswertung ab, je komplexer die Programmierung gestaltet werde, verweist Susinno auf Fortschritte.
Die Anwendung in der Finanzindustrie stelle jedoch eine besondere Herausforderung dar, meint der Experte in Zusammenhang mit dem KI-Einsatz in der Vermögensverwaltung. „Schließlich geht es nicht um die Gesichtserkennung oder um autonomes Fahren, wo die Parameter gleich bleiben. So verändern sich die Finanzmärkte ständig, weshalb die KI regelmäßig angepasst werden muss.“
Sie wird beispielsweise im „Pictet-Quest AI-Driven Global Equities Fund“ angewendet. Das zugrundeliegende Universum ist der MSCI-Weltindex, es besteht somit aus 1.600 Aktien. Sie alle werden von der KI streng durchleuchtet. Zu den Selektionskriterien zählen beispielsweise das aktuelle Analystensentiment, das Preismomentum, aber auch Kalendereffekte. Susinno verweist in diesem Zusammenhang mit dem französischen Luxuskonzern LVMH auf ein konkretes Beispiel hin. Die Aktie ist im Fonds derzeit übergewichtet. Der Quest-Experte erklärt weshalb und verweist unter anderem auf den langfristig positiven Ausblick von Analysten für die Aktie.
Kurzfristig falle hingegen – aufgrund des Kalendereffekts – das Votum gemischt aus. Konkret war die bevorstehende Veröffentlichung von Quartalsdaten gemeint, ein Umstand, der manch einen Analysten etwas vorsichtiger stimmte. Zu den weiteren Investments im Fonds zählen etwa Microsoft, Visa, Apple sowie Mitsubishi.
Laufendes „Tuning“ notwendig Gabriele Susinno verweist im Gespräch mit uns obendrein auf weitere Details beim Investmentansatz. So werde das Portfolio einmal wöchentlich neu balanciert, sprich Gewichtungen angepasst, und das KI-Programm grundsätzlich einmal im Quartal adjustiert. Auch die Nachhaltigkeit spielt im Übrigen eine Rolle. So werden bei diesem Fonds ebenfalls Ausschlusskriterien bei der Selektion angewendet. Obendrein gibt es eine positive Ausrichtung gegenüber Unternehmen, die etwa auf Umwelt und Soziales bei ihren Geschäftsmodellen achten. Insgesamt wird in rund 600 Titel investiert.
Verluste sind jedoch auch bei diesem Produkt nicht ausgeschlossen.
Foto: AdobeStock / phonlamaiphoto