Kursstürze nach der Richtungsentscheidung
Mittel- und langfristig sehen Experten die in den USA erfolgte Zulassung von Ethereum-ETFs jedoch positiv.
Patrick Baldia. In der Zwischenzeit hat sich der Kurs zwar wieder etwas erholt, aber der Sturz, den die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum Anfang August erlebte, hatte es in sich. Am 5. August setzte es ein Minus von 20 % gegenüber dem US-Dollar. Bekanntlich sind an besagtem „schwarzen Montag“ auch der Bitcoin und andere digitale Währungen sowie im Übrigen auch die globalen Aktienmärkte unter Druck geraten. Allerdings weniger stark als Ether.
Bernhard Wenger, Head of Northern Europe bei 21Shares, führt den Ether-Kurssturz unter anderem auf die Korrelation zu Tech-Aktien, die am besagten „schwarzen Montag“ besonders litten, zurück. „Die Korrektur ist aber auch auf andere Faktoren zurückzuführen, wie makroökonomische Daten aus Japan und den USA sowie geopolitische Spannungen zwischen Israel und dem Iran“, erklärt er im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Nachsatz: „Daher haben viele Investoren Risiko aus ihren Portfolios genommen oder auch einfach Gewinne realisiert.“
Für Lukas Enzersdorfer-Konrad, Deputy CEO bei Bitpanda, bestätigt der Kurssturz, dass „Krypto erwachsen geworden ist bzw. in der Mitte des etablierten Finanzsystems angekommen ist“. „Die zunehmende Korrelation des Kryptomarktes mit dem Aktienmarkt und makroökonomischen Faktoren ist eine Folge der stärkeren
institutionellen Beteiligung und wachsenden Marktkapitalisierung“, meint er gegenüber dem Börsen-Kurier. Krypto-ETFs wie der neue Ethereum-ETF würden diese Entwicklung fördern, indem sie Kryptowährungen weiter in die traditionellen Finanzmärkte integrieren und die Reaktion auf globale wirtschaftliche Trends verstärken.
Zunehmendes institutionelles Interesse
Stichwort institutionelle Beteiligung: Experten gehen davon aus, dass die Genehmigung von Ethereum-ETFs verstärkt institutionelles Kapital anziehen wird, wie das auch seit der Zulassung von Bitcoin-ETFs zu Jahresbeginn zu beobachten war. Das würde die Volatilität weiter verringern und den Preis von Ethereum stützen. Enzersdorfer-Konrad glaubt, dass nach der „Richtungsentscheidung für die gesamte Branche“ noch viele „spannende Entscheidungen und Entwicklungen“ folgen könnten. „Das Interesse institutioneller und privater Investoren an der Anlageklasse Krypto wird weiter steigen – auch jenseits von Bitcoin und Ethereum.“ Während der Bitcoin als Wertspeicher bzw. digitales Gold betrachtet wird, hat Ethereum einen anderen Investment-Case. Enzersdorfer-Konrad spricht von „vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und einer anderen Positionierung“. Wenger sieht die Kryptowährung als „dezentrale Plattform, die Smart Contracts ausführt und als digitaler App-Store für Anwendungen dient, die ohne zentrale Kontrolle laufen“. „Man investiert in eine ganze Infrastruktur von Geschäftsmodellen“, hält er fest. In Europa ist es aufgrund der UCITS-Richtlinie jedenfalls nicht möglich, einen Ethereum-ETF zu lancieren. Dasselbe gilt auch für Bitcoin-ETFs. Allerdings haben Anleger, die nicht direkt in eine Kryptowährung investieren möchten, die Möglichkeit, auf einschlägige ETPs (Exchange Traded Products) zu setzen. Dazu gehören passiv gemanagte börsengehandelte Wertpapiere wie ETFs, ETCs (für „Exchange Traded Commodities“, Anm.) und ETNs (Exchange Traded Notes). Experten raten allerdings von einem ausschließlichen Fokus auf Kryptowährungen ab. In einem traditionellen Anlage-Portfolio sei ein Anteil von rund 5 % sinnvoll.
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